„Ich bin überglücklich, sehr erleichtert und noch etwas sprachlos“, sagt die frisch gewählte Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank in ihrem ersten Interview, etwa fünf Minuten nach der Entscheidung. Sie kann noch gar nicht richtig glauben, dass sie sich gegen ihre Mitbewerberinnen durchgesetzt hat. Sie habe nicht mit ihrer Wahl gerechnet, darauf gehofft aber natürlich schon. „Es war ein Kindheitstraum für mich, selbst eine Prinzessin zu sein“, sagt die 23-Jährige. Sie habe lange mit der Idee gespielt, sich zu bewerben. „Aber erst dieses Jahr habe ich den Mut gefasst, es wirklich zu tun“, gibt die Lehramtsstudentin ehrlich zu.

Das könnte Sie auch interessieren

Erst wollte sie ihr Abitur machen, dann kamen der Studienbeginn und die Corona-Zeit. „Jetzt passt das“, meint die Kippenhauserin. Da sie in Weingarten an der Pädagogischen Hochschule studiere und gerade ihre Bachelorarbeit schreibe, könne sie auch die vielen offiziellen Termine, die ihr nun in ihrem Amtsjahr bevorstehen, wahrnehmen. „Das lässt sich gut koordinieren“, ist die junge Frau sich sicher. Eine Rede für die etwa zwei Stunden nach der Wahl anstehende öffentliche Krönung bei der Eröffnung des Bodensee-Weinfests habe sie „prophylaktisch“ vorbereitet. „Ich werde nervös sein, aber es wird schon gut gehen“, gibt sie sich optimistisch.

Auf die Nachfrage, dass sie es als angehende Grundschullehrerin doch gewohnt sein müsse, vor Menschen zu stehen und zu sprechen, antwortet Lena Frank: „Ja, aber das sind höchstens 30 und sehr kleine Menschen.“ Vor hunderten oder mehr Erwachsenen „ist das eine ganz andere Nummer“. Doch sie schlägt sich anschließend bestens auf der Bühne auf dem gut besuchten Meersburger Schlossplatz.

Amtsvorgängerin Angela Staneker und die Badische Weinkönigin Lucia Winterhalter freuen sich mit Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank (von ...
Amtsvorgängerin Angela Staneker und die Badische Weinkönigin Lucia Winterhalter freuen sich mit Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank (von links), die bei der Eröffnung des Weinfests ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte. | Bild: Lorna Komm

Wein-Jahr bestimmte Familienleben

Frank stammt zwar nicht aus der klassischen Winzerfamilie mit Weingut und eigenen Reben, wie viele ihrer Amtsvorgängerinnen, dennoch bestimmte das Wein-Jahr das Familienleben. Ihr Vater Martin Frank ist der Leiter des Meersburger Winzervereins. „Wo ist Papa immer im Herbst?“, habe sie als Kind oft gefragt, wenn er in der Lesezeit weniger zu Hause war. „Erst hatte ich Verständnis dafür. Je größer ich wurde, desto mehr Interesse kam an dem Naturprodukt und den Abläufen“, plaudert sie locker aus ihrer Geschichte.

Hinter den Türen des Staatsweinguts wird die Prinzessin unter Ausschluss der Öffentlichkeit von einer Fachjury gewählt. Jürgen Dietrich, ...
Hinter den Türen des Staatsweinguts wird die Prinzessin unter Ausschluss der Öffentlichkeit von einer Fachjury gewählt. Jürgen Dietrich, Direktor des Staatsweinguts, mit der frisch gewählten Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank und Holger Klein, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands. | Bild: Lorna Komm

Dennoch habe sie ihrer Familie vorab nicht erzählt, dass sie vorhabe, sich für das Amt der Bodensee-Weinprinzessin zu bewerben. Erst, als nach einem Gespräch mit Jürgen Dietrich, Direktor des Staatsweinguts Meersburg und Leiter des Verbandsausschusses Bodensee des badischen Weinbauverbands, für sie feststand, dass sie sich wirklich ernsthaft bewerbe, habe sie dies der Familie verkündet.

Ihr Vater Martin Frank erklärt: „Ich freue mich riesig für sie.“ Auch er sagt, sie habe das von sich aus gemacht. Durch seinen Beruf habe sie viel über das Leben der Prinzessinnen erfahren und mitbekommen, wie sehr diese in ihrem Amtsjahr gereift seien. „Das nun mit der eigenen Tochter mitzuerleben, macht bestimmt Spaß“, freut auch er sich auf das kommende Jahr. Eigentlich sollte das jede junge Frau erleben, findet der Chef der Winzergenossenschaft.

Das könnte Sie auch interessieren

„Eine bewährte, liebevolle Tradition“

Staatsweingutsdirektor Dietrich war froh, dass sich auch dieses Jahr junge Frauen bereit erklärt hätten, sich für den Berufsstand der Winzer einzusetzen und für die Allgemeinheit zu engagieren. Das sei ein Kontrapunkt zur angeblich uninteressierten Generation Z, findet er. Es gebe junge Kollegen, die denken, es sei nicht mehr „en vogue“, mit monarchischen Begriffen zu werben, sagt Dietrich. „Es ist eine bewährte, liebevolle Tradition“, erklärt er zur Prinzessinnenwahl. „Es ist nicht antiquiert, sich für ein Kulturgut einzusetzen“, betont er deutlich. Auch in Zeiten steigender Diversität bleibe es vorerst bei dem Begriff der Bodensee-Weinprinzessin. „Es hat sich noch nie ein Mann beworben. So hat sich die Frage noch nie gestellt“, antwortet Dietrich auf dahingehende Nachfrage.