In Meersburg-Baitenhausen ist die ländliche Idylle derzeit perfekt. Mitten auf der Straße kommen einem Spaziergänger entgegen, ein paar Radfahrer kreuzen. Es ist ruhig hier, Vögel zwitschern und die Sonne scheint. Auf einer kleinen Anhöhe ist die Gaststätte „Grüner Berg„ gelegen.

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Wie alle gastronomischen Betriebe ist sie von der sogenannten Coronaverordnung betroffen, der Rechtsverordnung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus der Landesregierung. Mit der Änderung vom 29. März wurde hier die Schließung aller Gaststätten und Cafés festgehalten. Abhol- und Lieferservice blieben erlaubt.

Bild 1: Essen gibt‘s jetzt zum Mitnehmen: So gehen Meersburger Gastronomie-Betriebe mit der Corona-Krise um
Bild: Lena Reiner

Abholservice am Wochenende und an den Feiertagen

Die Gaststätte hat sich kurzerhand entschieden, einen Abholservice am Wochenende – und über die Osterfeiertage – mittags und abends anzubieten. Dabei gibt es hier eine Besonderheit. Um ihren Fokus auf Nachhaltigkeit nicht zu verlieren, bitten Martina Wengle-Reußner und Steffen Reußner ihre Gäste, eigene Behältnisse für die Speisen mitzubringen. „Wenn man das hochrechnet: zwei Packungen pro Gericht, das wäre einfach ein riesiger Berg Abfall“, erklären die beiden. Damit die Hygienevorschriften gewahrt bleiben, werden alle mitgebrachten Behältnisse zunächst professionell gereinigt.

Appetitlich angerichtet wird nun nicht mehr auf Tellern sondern in den mitgebrachten Behältnissen der Gäste.
Appetitlich angerichtet wird nun nicht mehr auf Tellern sondern in den mitgebrachten Behältnissen der Gäste. | Bild: Lena Reiner

Doch wie wird das Angebot angenommen? „Sonntags wird der Mittagstisch sehr gut angenommen, samstags noch etwas weniger“, schildert Wengle-Reußner. Ihr Angebot kommunizieren sie über die sozialen Medien, im Bekanntenkreis und das Mitteilungsblatt der Gemeinde. „Das hat sich schnell rumgesprochen“, freuen sich die beiden. „Es kommen jetzt auch Leute hierher, die sich sonst nicht hier heraus verirrt haben“, ergänzt sie erfreut. Zu Ostern planen die beiden zusätzliche Öffnungszeiten am Karfreitag und am Ostermontag.

Martina Wengle-Reußner und Steffen Reußner haben ein Abholangebot für ihre Gäste zusammengestellt und freuen sich über den regen ...
Martina Wengle-Reußner und Steffen Reußner haben ein Abholangebot für ihre Gäste zusammengestellt und freuen sich über den regen Zuspruch. Der Umwelt zu Liebe bitten sie die Gäste darum, Behältnisse für das Essen mitzubringen. | Bild: Lena Reiner

Wer den Blick von der Theke abwendet, findet hier ein ungewöhnliches Bild vor: Die Tische dienen derzeit als Abgrenzung zwischen denen, die warten, und jenen, die gehen.

In der Gaststätte selbst dienen die Tische derzeit als Abstandshalter zwischen der Warteschlange und denen, die das Restaurant ...
In der Gaststätte selbst dienen die Tische derzeit als Abstandshalter zwischen der Warteschlange und denen, die das Restaurant verlassen. Schilder mit Pfeilen weisen den Weg, Klebestreifen auf dem Boden markieren den Abstand zu anderen Wartenden. | Bild: Lena Reiner

Alles ruhig in der Meersburger Altstadt

Wechsel in die Meersburger Altstadt: Auch hier geht es an diesem Samstagnachmittag besonders ruhig zu. Manchmal sieht man minutenlang gar keinen Menschen, dann eine Einzelperson, selten ein Pärchen. Dabei scheint die Sonne, das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite.

Samstagnachmittag, Sonnenschein, Schulferien: Ein ungewöhnliches Bild für Meersburgs Altstadt, die unter diesen Umständen normalerweise ...
Samstagnachmittag, Sonnenschein, Schulferien: Ein ungewöhnliches Bild für Meersburgs Altstadt, die unter diesen Umständen normalerweise vor Menschen nur so wimmelt. | Bild: Lena Reiner

Auf den zweiten Blick wird deutlich, wieso der Bummel durch die Innenstadt derzeit so einsam ist. Nicht nur die Läden, die dazu gesetzlich veranlasst wurden, haben geschlossen. Selbst Bäckereien haben ihre Öffnungszeiten stark reduziert.

Selbst Bäckereien passen ihre Öffnungszeiten den Gegebenheiten an.
Selbst Bäckereien passen ihre Öffnungszeiten den Gegebenheiten an. | Bild: Lena Reiner

Auch bei den Restaurants ist das Angebot stark ausgedünnt. Einige Gastronomen haben komplett geschlossen und bieten auch keine Speisen zum Mitnehmen an. Dabei kommuniziert jedes Restaurant anders. Die einen hängen den entsprechenden Auszug der Landesverordnung aus, andere malen ein eigenes Schild. Martin Lang, Inhaber der „Residenz am See“, erklärt auf Nachfrage, wieso er sich entschieden hat, kein solches Angebot einzuführen: „Unsere Gäste kommen zu 90 Prozent aus anderen Regionen und haben eine durchschnittliche Anfahrtszeit von 45 bis 60 Minuten. Es kann aber sein, dass wir in Zukunft ein solches Angebot schaffen.“

Manche Gastronomen hängen die Landesverordnung aus, die ihre Schließung fordert.
Manche Gastronomen hängen die Landesverordnung aus, die ihre Schließung fordert. | Bild: Lena Reiner

Speisekarte „to go“ im Schaukasten

Andere Gaststätten wiederum haben ein Mitnahmeangebot geschaffen mit einer eigenen kleinen Speisekarte, die sie in ihrem Schaukasten präsentieren.

Manche Gastronomen werden kreativ und schaffen To-go-Angebote, denn: Abholung und Lieferung von Speisen sind nach wie vor erlaubt.
Manche Gastronomen werden kreativ und schaffen To-go-Angebote, denn: Abholung und Lieferung von Speisen sind nach wie vor erlaubt. | Bild: Lena Reiner

Dabei lohnt sich der Blick ins Mitteilungsblatt der Gemeinde oder auch einfach in der Altstadt in die kleinen Gassen und um die Ecke. Dort erwartet einen nämlich das ein oder andere Mitnahmeangebot.

Abholangebote finden sich an einigen Ecken.
Abholangebote finden sich an einigen Ecken. | Bild: Lena Reiner