Dichter Rauch quillt aus einer Eingangstür des Stettener Bauhofs. Im Inneren der Werkstatt wird eine bewusstlose Person vermutet. Aus einem Fenster im ersten Obergeschoss dringen Hilferufe nach Draußen. Weil die vorhandene Notleiter verklemmt ist, können sich zwei Mitglieder der im Obergeschoss untergebrachten Narrengemeinschaft nicht selbstständig vor dem Feuer retten.

Tatsächlich handelte es sich um das arrangierte Szenario der Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Stetten. Als Einsatzleiter fungierte erstmalig Fabian Ritzler.

Gefahr durch Holz, Farben und Lacke

Kommandant Dagobert Heß informiert die Zuschauer über den Ablauf.
Kommandant Dagobert Heß informiert die Zuschauer über den Ablauf. | Bild: Martina Wolters

Feuerwehrkommandant Dagobert Heß erläuterte als Moderator die Gefahrenlage. Das zweigeschossige Bauhofgebäude aus den 1990er Jahren habe zahlreiche verwinkelte Ecken. Im Untergeschoss sei viel Holz gelagert sowie Gefahrstoffe wie Farben und Lacke. Als Vorteil stellte Heß heraus, dass das vermeintlich brennende Gebäude rundum begehbar ist und so den Einsatzkräften gute Möglichkeiten für einen Löschangriff biete. Diese wussten die Feuerwehrleute zu nutzen und starteten an drei Stellen gleichzeitig mit dem Löschen.

Eingeschlossene per Steckleiter gerettet

Durch dichten Rauch retten die Wehrleute zwei Menschen aus dem Obergeschoss.
Durch dichten Rauch retten die Wehrleute zwei Menschen aus dem Obergeschoss. | Bild: Martina Wolters

Die 150 Zuschauer, darunter Besucher der befreundeten Wehr aus Münsterlingen in der Schweiz, konnten einen souveränen Einsatz von A bis Z live miterleben. Gruppenführer Sebastian Winklers Team baute die Wasserversorgung zum Löschen des Brandes von zwei Stellen auf. Angeleitet von Christina Mayr erkundete eine Gruppe die Lage und entrauchte die Räumlichkeiten und sorgte dafür, dass zwei eingeschlossene Personen aus der Gefahrenzone befreit wurden. Nur mit Mühe konnte das Publikum durch den starken Rauch verfolgen, wie die Eingeschlossenen aus der ersten Etage per Steckleiter gerettet wurden und die Rettungskräfte sie in die Obhut des Teams vom Deutschen Roten Kreuz übergaben.

Vorschriftsmäßig helfen sich Marie Faller (rechts) und Shirin Schuster beim Befestigen des Lungenautomaten an ihrem Atemschutzgerät, ...
Vorschriftsmäßig helfen sich Marie Faller (rechts) und Shirin Schuster beim Befestigen des Lungenautomaten an ihrem Atemschutzgerät, bevor sie kniend in das Innere des Bauhofgebäudes vorstoßen. | Bild: Martina Wolters

Wegen des starken Rauches kamen Atemschutzträger mit spezieller Ausbildung zum Einsatz. Fasziniert beobachteten die Zaungäste, wie die jungen Feuerwehrfrauen Marie Faller und Shirin Schuster sich gegenseitig ihre Lungenautomaten an den Atemschutzmasken anschraubten. Auf Knien, weil Hitze und Rauch nach oben steigen, rückten die Beiden dann vom hinteren Gebäudeteil aus ins Innere vor. Gleichzeitig rettete ein Trupp eine angeblich verletzt aufgefundene Person per Trage aus dem Erdgeschoss.

DRK-Kräfte versorgen den Geretteten

Florian Blumenstein weiß seine Rolle als Verletzter bestens zu spielen.
Florian Blumenstein weiß seine Rolle als Verletzter bestens zu spielen. | Bild: Martina Wolters

Florian Blumenstein ging als vor Schmerz schreiender Patient gekonnt in seiner Statistenrolle auf. Als ausgebildete Rettungskraft wusste er augenscheinlich, wie sich Verletzte im Ausnahmezustand verhalten können. Die DRK-Kräfte Emelie Streif und Heike Binder hatten alle Hände voll zu tun, den Geretteten zu beruhigen und mit Sauerstoff zu versorgen.

Auch die Feuerwehrleute Till Bruzek, Tobias Heiß und Marie Faller werden von den DRK-Kräften Emelie Streif und Markus Scholz untersucht.
Auch die Feuerwehrleute Till Bruzek, Tobias Heiß und Marie Faller werden von den DRK-Kräften Emelie Streif und Markus Scholz untersucht. | Bild: Martina Wolters

Auch Feuerwehrmitglieder saßen teilweise auf der Bank des Roten Kreuzes. So überprüften Emelie Streif und Markus Scholz die Vitalfunktionen der Feuerwehrler Till Bruzek, Alexander Cerny, Marie Faller und Tobias Heiß, nachdem diese ihre Atemschutzmasken abgesetzt hatten.

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Manöverkritik fällt positiv aus

Auch die gut ausgeführte Probe der Jugendfeuerwehr unter Leitung des elfjährigen Jonas fand Anklang. Seine drei Jahre jüngere Schwester Matilda zeigte unter Anleitung der 15-jährigen Leonie höchsten Einsatz. Die Zuschauer applaudierten. Kommandant Dagobert Heß bedankte sich für die Wertschätzung vonseiten der Bevölkerung. Seine Manöverkritik als dritter stellvertretender Kreisbrandmeister zur Hauptübung fiel höchst positiv aus. Er lobte das taktische Vorgehen, das handwerkliche Können sowie die Zusammenarbeit untereinander und mit dem DRK. „Ich bin stolz auf unsere Wehr“, unterstrich der Kommandant. „So schnell kann es zum Ernstfall kommen“, kommentierte Heß das reale Ausrücken der ebenfalls an der Stettener Hauptübung beteiligten Meersburger Wehr kurz vor Übungsende zu einem Unfall bei der Birnau mit eingeklemmten Personen. Dort war ein 83-jähriger Mann vom Waldrand auf die B31 gefahren und hatte dabei ein anderes Fahrzeug übersehen.