„Ho Narro“, „Narri Narro“, „Juhuu“ oder „Hex Hex Hurra“: Mit lauten Narrenrufen sind vor dem Narrenbaumstellen rund 1800 Hästräger aus 25 Gruppen durch die Gassen der Meersburger Altstadt gezogen. Dabei waren vielfältige Hexen, Tiermasken und Guggemusiker aus der Nachbarschaft, aber auch von weiter her, wie aus Tettnang oder Radolfzell.
Bei schönem Wetter säumten zahlreiche Zuschauer den Umzugsweg von der Unterstadt über die Steigstraße, mit einer Runde durch das Obertor zum Schlossplatz. Auf dem Marktplatz erklärte Ehrenkanzleirat Tobias Keck die Geschichten rund um die vorbeikommenden Zünfte. Gut anderthalb Stunden dauerte der Zug, bis die letzten Mäschgerlen am Ziel angekommen waren. Der Narrenbaum wartete hier schon darauf, aufgerichtet zu werden.
Zum 99. Jubiläum eine Doppelspitze
Die Zimmermannsgilde stellte dieses Jahr einen etwas ungewöhnlichen Narrenbaum. Zimmermann Sebastian Schmäh erklärte: „Zum 99. Jubiläum wollten wir etwas Besonderes haben.“ Deshalb hätten sie sich entschlossen, den Baum mit der doppelten Spitze, Zwiesel genannt, zu nehmen. Mit seinen 27,82 Metern überragt das Wahrzeichen der Fasnet traditionell das Rathaus, als weithin sichtbares Zeichen für die närrische Zeit.

Alex Wurster kommentiert das Geschehen
Während die Mitglieder der Zimmermannsgilde mithilfe der Schwalben und viel Muskelkraft den Baum in die Höhe hievten, kommentierte Alex Wurster, Zunftmeister der Schnabelgiere, das Geschehen für die zahlreichen Zuschauer. Er erläuterte die Funktion der Schwalben, zwei mit einem dicken Seil zusammengebundene Stangen, welche immer wieder umgesetzt werden müssen, um den Baum Stück für Stück in die Höhe und in das Narrenbaumloch zu bugsieren. Wurster erklärte: „Die Seile, die aus den Rathausfenstern heraus an den Baum gebunden sind, dienten nur zur Sicherung.“ Die Männer, die an den Fenstern standen, zögen von oben her nicht am Stamm.

Sebastian Schmäh koordiniert die Arbeiten mit Kommandos
Sebastian Schmäh koordinierte die Arbeiten oben und unten mit laut gerufenen Kommandos: „Alle Miteinander – Hauruck“. Obwohl der Narrenbaum so lang sei, dürfe der Stamm dennoch nicht zu dick sein, erzählte Wurster, schließlich müsse das untere Ende in das Narrenbaumloch passen. Das hat einen Durchschnitt von 29 Zentimetern.
Nach einer knappen Stunde steht der Baum
Nach einer knappen Stunde war es so weit: Der Narrenbaum stand fest und sicher. Bevor er für die Kinder zum Klettern nach den Geschenken am Kranz freigegeben wurde, kletterte Roland Wenzel in luftige Höhe, um die Seile zu lösen. Eigentlich hatte der Rentner diese schwindelerregende Aufgabe schon vor Jahren an Narrenrat Benni Wurster abgeben, doch dieser konnte dies Jahr nicht.

Stadtkapelle verkürzt die Wartezeit
Die Stadtkapelle, die die Aufstellprozedur musikalisch verkürzte, spielte zum Abschluss den Schnabelgierewalzer und die dicht an dicht stehenden Zuschauer sangen und schunkelten im Takt. Die geöffneten Narrenschenken luden die Besucher zum Verweilen in der Altstadt ein.