Man komme nicht umhin, den Wohnbau wieder zu fördern, „sonst bekommen wir keine Leute mehr.“ Das sagte der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser, als er am Mittwoch bei seiner Städtebaureise auch in Meersburg Station machte. Dabei müsse man zum Beispiel an Genossenschaftsmodelle denken. Ziel seiner Sommertour, bei der er am selben Tag bereits Pfullendorf besucht hatte, sei es, „Lust zu machen auf Städtebauförderung“, und zwar nicht nur bei Kommunen, sondern auch bei Einzelpersonen und privaten Hausbesitzern, sagte der Regierungspräsident zum SÜDKURIER.

In Meersburg schaute sich Tappeser Objekte an, die von der Städtebauförderung von Bund und Land profitierten, so den frisch sanierten Ratskeller, die Jufa, das Vineum Bodensee und das neue Parkhaus an der Fähre. Bürgermeister Robert Scherer hatte zuvor im Ratssaal, wo sich Tappeser auch in das Goldene Buch der Stadt eintrug, einen Überblick über vergangene und künftige Maßnahmen gegeben.
Scherer stellt Konzepte für Altstadtberuhigung und Mobilität vor
Als große Herausforderungen bezeichnete Scherer etwa das Gred-Gebäude, in dem derzeit unter anderem die Kunstschule des Bodenseekreises und der Schalter der Bodensee-Schiffsbetriebe untergebracht sind, sowie die Altstadtberuhigung. Letztere wolle man unter anderem, zunächst probeweise, mit einem zentralen Auslieferungskonzept für die Gastronomie angehen. Auch ein neues Mobilitätskonzept wolle man entwickeln. Dazu gehöre ein Aufzug, der Unter- und Oberstadt verbinden soll. Zu diesem Vorhaben, das bereits seit fast 100 Jahren diskutiert werde, hätten die Denkmalbehörden vor Kurzem erstmals grünes Licht gegeben.
Tappeser: Wohlfühlcharakter und Aufenthaltsqualität im Mittelpunkt
Tappeser sagte, auch Bund und Land machten sich in puncto Stadtsanierung und -bauförderung viele Gedanken zur Frage: „Wie muss die Stadt in Zukunft aussehen.“ Dabei spielten Wohlfühlcharakter und Aufenthaltsqualität zentrale Rollen. Eine Stadt müsse sich immer wieder neu erfinden und ihre Strukturen anpassen, etwa beim Thema, wie man den Individualverkehr leiten wollte. Man werde künftig zwar andere Autos haben, aber dennoch nicht ganz auf den Individualverkehr verzichten können, vor allem nicht auf dem Land. Stadtsanierung funktioniere nur zusammen mit der Bürgerschaft, die Stadt müsse diesen Prozess dialogisch gestalten. Das Regierungspräsidium sei froh über Bürgermeister wie Robert Scherer.
Dieser betonte: „Beraten ist das Ziel.“ Dafür habe die Stadt auch Fachleute wie die Architektin Corinna Wagner und Zimmerermeister und Restaurator Sebastian Schmäh gewonnen, der einen Denkmalpreis nach dem anderen abräume. Schmäh nahm an dem Treffen ebenfalls teil und merkte an, es seien vor allem Bürger von außen, die in denkmalgeschützte Häuser investierten. „Die Einheimischen kapieren‘s immer erst, wenn‘s saniert ist“, bedauerte er.

Scherer machte deutlich, man wünsche sich Bürger, die dauerhaft in Meersburg lebten. Tappeser meinte: „Dazu braucht es auch Leute, die nicht Stuttgarter Einkommensverhältnisse haben.“ Und deshalb sei Wohnbauförderung wichtig.