Als der Meersburger Turn- und Sportverein ursprünglich gegründet wurde, bestand er aus einer Gruppe sportbegeisterter Bürger. So schildert es der stellvertretende Vorsitzende Herbert Obser in seiner Festrede im Vineum. Die hat er mit einer Zeitreise in die Geschichte Meersburgs begonnen, ans Ende des 19. Jahrhunderts. „Besonders für die unteren Gesellschaftsgruppen ist es das erste Mal, dass sie sportlichen Wettkämpfen aktiv oder als Zuschauer beiwohnen können.“
Erst später seien erstmals Frauen hinzukommen, die „Turnschwestern“ seien das gewesen: 1908 sei das der erste Meilenstein des 1896 gegründeten Vereins gewesen. Weniger erfolgreich setzt sich die Vereinsgeschichte fort: „Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist an einen regelmäßigen Sportbetrieb nicht mehr zu denken.“ Die Mehrheit der Mitglieder habe an die Front ziehen müssen, fünf von ihnen seien nie wieder gekommen. Der Verein habe so nur mehr aus elf Mitgliedern bestanden.
40 Kameraden fallen im Krieg
Im Nationalsozialismus sei Sport dann zum Massenphänomen geworden. Am deutschen Turnfest in Stuttgart im Jahr 1933 beteiligen sich 120.000 Sportler und rund 600.000 Besucher. Mit dem Zweiten Weltkrieg folgt dann allerdings die nächste Krise des Vereins. In ihm verlieren mindestens 40 Vereinskameraden ihr Leben. Nach dem Krieg ist die Sportart Turnen vorerst auf französischem Gebiet verboten. 1946 wird die Neugründung mit neuem Namen, jetzt Sportverein anstelle von Turn- und Sportverein, erlaubt.
Es folgte die „Fresswelle“ der 1950er. „Wer Speck auf den Rippen trägt, trägt ihn mit Stolz“, schildert Obser. 1956 habe sich der Verein seinen alten Namen wiedergeben dürfen. Ende der 60er sei der Gesundheitszustand der Deutschen dann schlecht gewesen. „Fett sind sie geworden, die Wohlstandsdeutschen“, fasst der stellvertretende Vorsitzende zusammen. Deshalb sei der Aufruf an die Bürger gegangen: „Trimm dich.“ Jede Gemeinde, die etwas auf sich gehalten habe, legte sich einen Trimm-dich-Pfad an; so auch Meersburg.
Hallen werden nicht beheizt
Bürgermeister Robert Scherer geht in dem folgenden Grußwort auf die aktuelle Situation des Vereins ein. Aus den 16 Mitgliedern bei Gründung sind inzwischen rund 1000 Mitglieder geworden: „Damit ist er der größte Verein im Ort.“ Doch neben Lob und Dank an die Mitglieder hat auch er eine weniger schöne Nachricht zu verkünden. „Wenn wir den Verlauf dieses Winters sehen und dass wir die Hallen nicht beheizen werden, dann wird das schon eine Herausforderung“, blickt er auf die kommenden Monate. Doch ergänzt er dann optimistisch: „Auch das kann man, wenn man in die Geschichte schaut, mit Überzeugung sagen: Der TuS hat bisher alle Krisen gemeistert.“ Ebenfalls Wolf-Dieter Karle vom Badischen Sportbund Freiburg gratuliert dem Verein zum 125-jährigen Bestehen; als Ehrengabe hat er einen Teller mitgebracht.

Hede-Gesine Elsing schließt sich für den Badischen Turnerbund an und löst kurzzeitig Verwirrung aus, da sie den badischen Zipfel Meersburg mit einem Blinddarm vergleicht; so aktiv sei er. Sie erinnert sich zurück an gemeinsame Vereinsfahrten: „Da habe ich ganz viel gelernt über rhythmische Sportgymnastik. Wir reden hier von sechsmal die Woche Training, ganze Nachmittage in der Turnhalle.“ Sie betont die Arbeit des Vorstands, auch wenn man diese nicht vordergründig sehe: „Ich bin beeindruckt davon, wie liebevoll die Aktiven des Vereins ihr Ehrenamt ausüben. Ihr fangt mit den Jüngsten ganz klein an und sie werden im Verein groß.“ Den Verein als Eisberg, der herausragt, wann immer man Hilfe braucht, dieses Bild bemüht Werner Bezikofer vom Hegau-Bodensee-Turngau und wendet sich dann direkt an Bürgermeister Scherer, denn der solle „bitte ned sparen“ bei der Förderung des Vereins. Eine Studie aus Nordbaden habe ergeben, dass sich jeder Euro durch den Durchlauferhitzer Sportverein verzehnfache. Und er betont angesichts des eigentlich ein Jahr zurückliegenden Jubiläums, dass man es dennoch feiern müsse: „Das ist einfach ein Leuchtsignal.“ Es sei auch ein Signal an alle, die dasäßen und dächten: „Man könnte ja.“ Zu diesen sagt er: „Man könnt‘ nicht; man sollt!“
Europameister überreicht Trikot
Ein Gast überreicht zwischendrin ein besonderes Geschenk an den Vorstand. Marathon-Europameister Richard Ringer hat sein ehemaliges Meersburg-Trikot im Gepäck. Mit dem sei er damals Süddeutscher Meister geworden. Die Sache mit dem Marathon sei neu für ihn. Während der Corona-Zeit sei er obendrein verletzt gewesen und habe dann während der Reha entschieden, sein Debut in Valencia zu machen; eineinhalb Jahre später ist er nun Europameister. „Die Einladung habe ich vor der EM bekommen“, betont er. Und dann habe er zunächst die Anmeldefrist versäumt, räumt er ein und lacht.