Claudia Wörner markdorf.redaktion@suedkurier.de

Mitten in der Natur zwischen Wald und Feld erleben Kinder und Jugendliche bei Rammetshofen seit 1979 in den Sommerferien ein Zeltlager. Sie kommen über den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Ehingen in die Gegend des Oberteuringer Teilorts. Von den Teilnehmern der ersten Stunde sind heute bereits die Kinder als Betreuer aktiv.

Das Zeltlager in Oberteuringen-Rammetshofen heute.
Das Zeltlager in Oberteuringen-Rammetshofen heute. | Bild: Claudia Wörner

Noch heute erinnert sich Marion Locher, die bei ihrem ersten Zeltlager neun Jahre alt war, an die vielfältigen Eindrücke. „Wir waren viele Kinder, es gab Lagerfeuer, wir haben gesungen und gespielt, wir sind gewandert. Kurz – es war eine tolle Zeit“, blickt sie zurück. Unterteilt war das Zeltlager schon damals in drei Altersstufen: RAM I für die Acht- bis Elfjährigen, RAM II für die Zwölf- bis 14-Jährigen und RAM III für die 15- bis 17-Jährigen. Als Jugendliche habe Marion Locher im Zeltlager gelernt, Gitarre zu spielen. „Wir hatten eine Teestube und haben nächtelang am Lagerfeuer all das diskutiert, was einen als Jugendliche bewegte“, erinnert sie sich. Im Zeltlager hätte man echt sein können und es sei okay gewesen.

Seit 40 Jahren wird im Zeltlager Rammetshofen selbst gekocht.
Seit 40 Jahren wird im Zeltlager Rammetshofen selbst gekocht. | Bild: Claudia Wörner / Hans-Joachim Wenger
Im Unterschied zu früher sind die gesetzlichen Vorschriften im Küchenzelt heute deutlich höher.
Im Unterschied zu früher sind die gesetzlichen Vorschriften im Küchenzelt heute deutlich höher. | Bild: Claudia Wörner

Intensives Leben in der Natur

Später war Marion Locher über einige Jahre Betreuerin im Zeltlager Rammetshofen und auch im Arbeitskreis aktiv, der sich das ganze Jahr über um organisatorische Aufgaben kümmert. Hier hat sie auch ihren Mann kennengelernt. Es war keine Frage, dass auch für die drei gemeinsamen Kinder RAM I bis III ein fester Termin in den Sommerferien war. „Sie genossen genau wie ich das intensive Leben in der Natur“, erzählt Marion Locher. Obwohl es in einem Jahr bis auf zwei Tage nur geregnet habe, wollten sich die Kinder direkt wieder für die nächsten Ferien anmelden. Zu den besonderen Erfahrungen gehört für Locher, dass man sich im Zeltlager im Gegensatz zum Alltag nicht aus dem Weg gehen kann. „Von dieser Erfahrung profitiert man auch im späteren Leben“, ist sie sich sicher. Noch heute gebe es Situationen, in denen sie auf Dinge zurückgreifen könne, die sie im Zeltlager gelernt habe.

Lagerleben damals: Gemütliches Chaos während einer Bastelaktion im Jahr 1979.
Lagerleben damals: Gemütliches Chaos während einer Bastelaktion im Jahr 1979. | Bild: Claudia Wörner / Hans-Joachim Wenger
Die Schlafplätze von Leonie, Klara, Marina und Pia (von links).
Die Schlafplätze von Leonie, Klara, Marina und Pia (von links). | Bild: Claudia Wörner

Heute wird mehr Wert auf Aufsicht gelegt

Inzwischen sind Lochers Kinder Betreuer in Rammetshofen und durch den Club RAM der Ehemaligen habe sie immer noch einen Bezug. Als prägnantesten Unterschied zum Zeltlager vor 40 Jahren nennt sie die vielen Vorschriften, die heute zu beachten seien. Dazu gehören Datenschutz, Vorschriften in Sachen Kindeswohl und strenge Hygieneverordnungen. „Allein für die Küche benötigt man heute einen ganzen Tag zum Aufbauen“, weiß sie. Außer, dass etwas mehr Wert auf Aufsicht gelegt werde, habe sich für die Kinder eigentlich nicht viel verändert. „Das Essen ist wegen Allergien etwas komplizierter“, fällt ihr ein. Natürlich seien auch Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS stärker zu spüren als früher. „Für manche Kinder ist es auch nicht so ganz einfach, ohne Handy und Playstation auszukommen“, sagt sie.

Andreas Zdebik ist seit sieben Jahren Betreuer in Rammetshofen und hat die Ferienfreizeit davor ebenfalls sieben Jahre als Teilnehmer ...
Andreas Zdebik ist seit sieben Jahren Betreuer in Rammetshofen und hat die Ferienfreizeit davor ebenfalls sieben Jahre als Teilnehmer erlebt. | Bild: Claudia Wörner / Hans-Joachim Wenger

„An diesem Ort hängen viele Kindheitsgefühle“

Andreas Zdebik ist seit sieben Jahren Betreuer in Rammetshofen und hat die Ferienfreizeit davor ebenfalls sieben Jahre als Teilnehmer erlebt. „An diesem Ort hängen viele Kindheitsgefühle“, sagt der 25-Jährige. Das Besondere sei, dass der Platz des Zeltlagers so abgeschieden sei. „Man ist unter sich und wird nur sehr selten gestört. Eine Besonderheit in Rammetshofen sei die Lagerzeit, bei der die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden. „Das hat den Vorteil, dass die Wiesen morgens nicht mehr so feucht sind und dass wir am Abend mehr Zeit am Lagerfeuer haben, bevor um 23 Uhr die Nachtruhe beginnt“, schildert Zdebik. Jeweils acht Kinder schlafen in acht weißen Zelten. Tagsüber sorgt ein buntes Spiel- und Bastelprogramm für so viel Abwechslung, dass Heimweh nur selten aufkommt. „Falls es doch mal vorkommt, trösten wir die Kinder und schreiben vielleicht zusammen mit ihnen einen Brief an die Eltern.“ Telefoniert werde nur im Extremfall.

Zu den besonderen Erfahrungen gehört für Marion Locher, dass man sich im Zeltlager im Gegensatz zum Alltag nicht aus dem Weg gehen kann. ...
Zu den besonderen Erfahrungen gehört für Marion Locher, dass man sich im Zeltlager im Gegensatz zum Alltag nicht aus dem Weg gehen kann. „Von dieser Erfahrung profitiert man auch im späteren Leben“, ist sie sich sicher. | Bild: Claudia Wörner
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