Zwar steht das "Haus am Teuringer" schon seit Juni 2018, nun aber wurde das gemeinsame Großprojekt der Rotachgemeinde und der Stiftung Liebenau auch offiziell eingeweiht. Zu diesem Anlass kamen zahlreiche Besucher sowie die maßgeblich an der Umsetzung beteiligten Personen im Kulturhaus Mühle zusammen. Die Bewohner ließen sich die Gelegenheit ebenfalls nicht entgehen und nahmen am Festakt teil.
Von Anfang an herrscht Einigkeit
"Man geht nur dorthin, wo man sich wohlfühlt. Das 'Haus am Teuringer' ist ein Paradebeispiel für gelebte Vielfalt", sagte Bürgermeister Ralf Meßmer. Bernhard Hösch, Projektmanager der Liebenau Teilhabe, hob hervor, dass alle Beschlüsse des Gemeinderates zu diesem Thema einstimmig gewesen seien. "Es wurde nicht nur theoretisch diskutiert, sondern auch praktisch angepackt", lobte Hösch.
Für Jörg Munk, Geschäftsführer der Liebenau Teilhabe, passt der Standort Oberteuringen ideal. "Vom ersten Tag an wird Inklusion hier mitgedacht. Menschen mit Behinderungen sollen bei uns, mit uns wohnen, arbeiten und an der Gesellschaft teilhaben", erläuterte er. Munk ergänzte: "Oberteuringen hat früh erkannt, wie zukunftsfähig dieses Modell ist. Sowohl die Verwaltung, als auch die Bürger hatten von Beginn an offene Ohren, sodass nun ein Segen für alle entstanden ist."
Inklusion soll alltäglich sein
18 Frauen und Männer mit Behinderungen wohnen im Neubau zusammen. Bis zu zwölf Personen können das individuell abgestimmte Förderangebot der Bildungs-, Begegnungs- und Förderstätte (BBF) nutzen. "Der Bodenseekreis ist in Sachen Inklusion ein Vorreiter. Bereits 2005 gab es den ersten Beschluss, dass wir ein inklusiver Landkreis sein wollen", berichtete Sozialdezernent Ignaz Wetzel, der anfügte: "Wir wollen Inklusion wahr machen und erreichen, dass es zur Normalität wird, wenn alle zusammen leben, arbeiten und die Freizeit miteinander verbringen. Es sollten nicht nur Einfamilienhäuser in Oberteuringen gebaut werden, sondern die Gesellschaft, so bunt wie sie ist, zusammengebracht werden."
Hermann Engbers, Bereichsleiter Wohnen der Stiftung Liebenau Bodenseekreis, stellte die Wichtigkeit von Inklusion in den Mittelpunkt. "Der Begriff Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Nur wenn der Nährboden dazu gegeben ist, kann das passieren. In Oberteuringen entsteht etwas ganz Besonderes, was sich schon lange abgezeichnet hat", sagte er. Engbers meinte damit das rege Interesse der Bürger an dem Großprojekt. Bei einem Abend für Interessierte wurden Fragen geklärt und über das Wohnhaus informiert.
Weitere Ziele im Blick
Mit dem Bau und der Einweihung des "Haus am Teuringer" soll das soziale Engagement vor Ort nicht beendet sein. Laut Bürgermeister Ralf Meßmer eröffnen sich weitere Perspektiven, beispielsweise "Oberteuringen tanzt". Bei dem Tanzprojekt im Sommer sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung dabei. Auch Geflüchtete werden mitwirken.
Spätestens mit der Schlüsselübergabe durch Architekt Eckhard Ernst ist das "Haus am Teuringer" nun auch offiziell ein Teil der Gemeinde. Die beiden Bewohner Thorsten Magida und Marc Goreki, sowie BBF-Leiter Markus Schababerle nahmen ihn stellvertretend entgegen. "Das Haus sollte kein Heimcharakter haben und nicht an der Stange aufgereiht sein, deshalb gibt es keine langen Flure mit Zimmern auf der Seite", erklärte Ernst die Konzeption. Ihm und seinem Team habe die Umsetzung viel Spaß gemacht. "Wenn das Wohnhaus zur neuen Heimat der Bewohner wird und dementsprechende Gefühle aufkommen – das wäre schön", so Architekt Ernst vom gleichnamigen Planungsbüro.