Oberteuringen – Das Starkregenereignis in Verbindung mit Hochwasser in Oberteuringen am 26. Juni stand am Donnerstag im Mittelpunkt der Gemeinderatssitzung. Björn Hussal, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Bürgermeister Ralf Meßmer und Ortsbaumeister Werner Wetzel informierten über die Geschehnisse an dem Tag, der den Teuringern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

„Das Wetter ging um 5.50 Uhr los und kam absolut plötzlich“, berichtete Hussal. Es sei am Gehrenberg hängengeblieben und die Wolke habe sich über Bitzenhofen abgeregnet. „Es war eine Menge, die wir hier bisher noch nicht gesehen hatten.“ Um 10.50 Uhr sei die Wolke weg gewesen und Oberteuringen sei 20 Zentimeter unter Wasser gestanden, schilderte Hussal, der die Einsatzleitung hatte. Ab 7.22 Uhr seien die Notrufe im Minutentakt eingegangen. Am Ende des Tages zählte die Feuerwehr 109 Einsätze in Bitzenhofen und Oberteuringen.

Die Feuerwehrleute sicherten Gebäude mit Sandsäcken, pumpten Keller aus, besprachen sich mit dem Rathaus und informierten die Bevölkerung so gut es ging. „Teilweise war Geduld gefordert, es standen sehr viele Keller unter Wasser“, erklärte Hussal. Im Einsatz gewesen seien an dem denkwürdigen Tag unter anderem auch die DLRG mit einem Boot und Strömungsrettern, das Technische Hilfswerk (THW) mit einer Pumpenkapazität von 60.000 Litern in der Minute sowie Taucher. Sie suchten Tiefgaragen ab und öffneten Türen in Großkellern vor dem Abpumpen.

Als Herausforderung nannte Hussal, dass es für dieses plötzliche Ereignis keine Vorwarnung gegeben habe. „Wir hatten eine hohe Anzahl an Einsatzkräften zu koordinieren und konnten nicht allen gleichzeitig helfen.“ Der Bauhof sei unterbesetzt gewesen, so dass Arbeitskräfte für Straßensperrungen und das Ausbaggern von Gräben gefehlt hätten. „Die Warnung der Bevölkerung war nur schwer möglich“, sagte Hussal. Außerdem habe es keinen eigenen Notstrom und keine Beleuchtungsmöglichkeit gegeben. Nicht zuletzt sei die Reinigung der verschlammten Geräte und der Kleidung zeitaufwendig.

Es habe aber auch vieles gut geklappt. Hier nannte Hussal vor allem die Kameradschaft unter den Hilfsorganisationen. „Die Feuerwehrleute waren zum Teil selbst betroffen und waren trotzdem im Einsatz.“ In Zukunft helfen würden trockener Sand für neue Sandsäcke, ein Durchsagelautsprecher, ein Fahrzeug zur Erkundung und Warnung, eine mobile Hochwasserwand, um Wasser schneller umleiten zu können, ein größerer Bekleidungspool zum Austausch der verschmutzten Kleidung und Trockenschränke.

Bürgermeister Meßmer und die Räte dankten allen Einsatzkräften sowie Vereinen, Nachbarn, Helfern und Mitarbeitern der Verwaltung für ihre Arbeit. „Es gab keine Panik, obwohl an diesem Vormittag nichts normal war“, sagte Meßmer. Man müsse es als großes Glück sehen, dass es weder Tote noch Verletzte gegeben habe. Informiert habe die Gemeinde über die Internetseite, über die neue App und über die sozialen Medien. Im Nachhinein ruft die Gemeinde mit Zustimmung des Gemeinderats den öffentlichen Notstand aus, um Fördermittel zur Behebung der Schäden zu erhalten. Diesen Beschluss fasste der Rat am Donnerstagabend einstimmig.

Betroffen war die Bevölkerung aber nicht nur von den Wassermassen, sondern auch von Schutt und Müll in ihren Kellern. Das Landratsamt habe eine Straßenabfuhr wie in Meckenbeuren abgelehnt. Stattdessen konnten die Betroffenen ihren Müll an der Deponie Weiherberg abgeben. „Die Rechnung wird vorerst an die Gemeinde gestellt“, informierte Meßmer. Man habe sich gegen Müllsammelstellen entscheiden, da dies zur Verwirrung geführt hätte. Stattdessen hatte jeder Betroffene selbst einen Containerdienst zu beauftragen. Ein Problem sei, dass nicht alle Containerdienste an die Deponie Weiherberg lieferten und die Rechnung an den Auftraggeber schicken. „Aktuell führen wir noch Gespräche mit dem Landratsamt wegen der Kostenübernahme, es sind aktuell aber noch keine Aussagen möglich“, sagte Meßmer. Insgesamt gehe man von 220 Tonnen Müll aus, was Kosten von etwa 55.000 Euro entspreche.

Maximilian Eppler (CDU) erinnerte an das akustische Signalkonzept, das immer wieder Thema im Gemeinderat gewesen sei. „Der Katastrophenschutz ist ein ganz wichtiges Thema und die Bürger haben die berechtigte Erwartung, dass Maßnahmen umgesetzt werden und entsprechend beschafft wird“, sagte er. Birgit Locher (Freie Wähler) wünscht sich bessere Hilfen von der Gemeinde und denkt etwa an Beratung in Sachen Versicherungsschutz.

Sabine Müller (CDU) bemängelte, dass der Naturschutz langsam über dem Menschenschutz stehe. „Früher durften die Landwirte die Gräben aufmachen, teilweise wurden sie über Jahre nicht geräumt“, bemängelte sie. Würden Landwirte aber die Gräben eigenmächtig freischneiden, handelten sie illegal. Sie forderte Meßmer auf, als Kreisrat im Kreistag diese Problematik anzusprechen, da sie definitiv auch ein Kreisthema sei. Einig waren sich die Räte, dass Informationen während der Notlage extrem wichtig sind. Alexander Amann (CDU), als Kreisbrandmeister ebenfalls im Einsatz, stellte fest, dass den betroffenen Bürgern ein Ansprechpartner vor Ort gefehlt habe. Hier wäre noch eine bessere Kommunikation in Notlagen gegenüber der Bevölkerung nötig. Meßmer sagte, man werde sich im Rathaus das Thema Notfallplan auf die Agenda setzen.