Das Sprichwort „Des einen Freud ist des anderen Leid“ fasst die Gemengelage um Funktürme wohl am besten zusammen. Während die einen sich über schnelleres Internet und sicherere Telefon-Verbindungen freuen, sehen andere eine Verschandelung der Landschaft oder Gefahr durch Strahlung. Roland Kappaun etwa hat, was die Bestrebungen der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen angeht, einige Bedenken: „50 Meter Turm, um etwa 2000 Handys in Uhldingen-Mühlhofen zu versorgen?“ stellt der frühere Gemeinderat die Notwendigkeit des Funkmasten infrage. „Etwa 27 Meter würden über die Bäume hinausragen“, kritisiert er. Der geplante Funkturm erinnere ihn an den Turm von Sauron, dem großen Gegenspieler in „Der Herr der Ringe“.

Bürger Roland Kappaun erläuterte das seiner Ansicht nach beste Vorgehen für die Gemeinde.
Bürger Roland Kappaun erläuterte das seiner Ansicht nach beste Vorgehen für die Gemeinde. | Bild: Holger Kleinstück

Kritik und Planung

Damit ist er nicht allein: Vor Ort verursachten die geplanten Masten vielfältige Verwerfungen: Neben dem geplanten Standort auf einem historischen Gräberfeld kritisiert die Bürgerinitiative Funkmast Obere Roggenlehen die intransparente Planung und die Auswirkungen auf die Natur.

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Für den Standort Zihlbühl liegt der Gemeinde nun der Bauantrag für einen 45 Meter hohen Stahlgittermast vor. Das bestätigt die Verwaltung auf Anfrage. Der Gemeinderat soll sich in einer seiner nächsten Sitzungen damit beschäftigen. Lena Naber, Pressereferentin der ausführenden Deutschen Funkturm GmbH (DFMG), schreibt dazu, dass Genehmigungsverfahren meistens zwischen 8 und 12 Monaten dauern und fügt hinzu: „Laufzeiten von deutlich mehr als einem Jahr sind jedoch keine Seltenheit.“ Den Bauantrag für den Funkturm am Standort „Obere Roggenlehen“ bearbeitet derzeit das Landratsamt Bodenseekreis. „Die Entscheidung des Bauantrags seitens des Landratsamtes dauert auf alle Fälle noch bis Mai dieses Jahres“, schreibt die Verwaltung.

Werden Funklöcher bald geschlossen?

Das steht exemplarisch für einige Mobilfunktürme, die in den nächsten Jahren im Überlinger Umland errichtet werden oder geplant sind. Aber was bedeutet das für die Anwohner? Wo entstehen die Türme und wer profitiert von ihnen? Bedeutet Mobilfunk immer auch, dass die Empfangsqualität für Handygespräche steigt? Worum geht es dabei und wessen Signale können von den Türmen empfangen werden? Kurzum: Werden bald einige Funklöcher in der Region geschlossen?

Zweifaches Mietverhältnis bei 5G-Anlage in Owingen

Auch in Owingen soll innerhalb der nächsten zwei Jahre ein 50 Meter hoher Turm errichtet werden. Geplant ist der Mast als Ersatz für einen außer Betrieb gestellten Turm, schreibt das Mobilfunkunternehmen Telefónica auf Anfrage. Nach derzeitigem Stand verbessert sich nur der Empfang von Telefónica-Kunden: „Aktuell keine Mitnutzung durch andere Netzbetreiber geplant“, heißt es vonseiten des Netzbetreibers. Laut Sitzungsvorlage des Gemeinderats vom Januar 2025 soll der Bauantrag in Bälde eingereicht werden. Für die Realisierung müsse mit etwa zwei Jahren gerechnet werden, heißt es dort.

Noch steht hier Wald. In etwa zwei Jahren könnte in diesem Bereich im Distrikt Bogenreute ein 50 Meter hoher Funkturm aufragen.
Noch steht hier Wald. In etwa zwei Jahren könnte in diesem Bereich im Distrikt Bogenreute ein 50 Meter hoher Funkturm aufragen. | Bild: Rasmus Peters

Anfang 2019 fiel die Sendeanlage im Gewerbegebiet Henkerberg aus, informiert die Gemeinde auf ihrer Internetseite. Der neue Mast soll nun im Distrikt Bogenreute von einer Firma für passive Mobilfunkinfrastruktur installiert werden. Ein Provisorium, wie es in Salem aufgestellt wurde, um die Kunden schneller bedienen zu können, sei nicht geplant.

Was kommt nach dem Provisorium?

In Salem-Beuren sichert derzeit ein Provisorium die Mobilfunkversorgung, bis ein neuer, dauerhafter Mast in Betrieb genommen wird. Der 30 Meter hohe Turm steht bereits und wurde von der Deutschen Funkturm GmbH errichtet. Anders als in Owingen steht der Turm auf Privatgelände. „Der neue, feste Mobilfunkstandort in Salem-Beuren wird voraussichtlich im Laufe des zweiten Halbjahres 2025 durch die Telekom in Betrieb genommen“, schreibt Lena Naber, Pressereferentin der DFMG. Neben Telekom-Kunden sollen nach Auskunft der DFMG auch Kunden von Vodafone und Telefónica profitieren.

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Zwei Türme für Heiligenberg

Heiligenberg ist noch von mehreren Funklöchern umgeben. Das soll sich ändern. Sowohl auf der Gemarkung Hattenweiler-Moos sowie einer gemeindeeigenen Fläche auf der Gemarkung Wintersulgen-Betenbrunn, ebenfalls auf Gemeindegebiet, soll je ein Mobilfunkmast entstehen. Bürgermeister Denis Lehmann sagt: „Wann der Turm gebaut werden soll, ist noch nicht sicher. Zuerst müssen die vertraglichen Dinge geregelt werden, an welchen wir aktuell, zumindest für den Standort Moos, dran sind.“

Bürgermeister Denis Lehmann, Heiligenberg, Juli 2024.
Bürgermeister Denis Lehmann, Heiligenberg, Juli 2024. | Bild: Denis Lehmann

Der Standort in Betenbrunn werde erst auf seine Geeignetheit geprüft. Was die Finanzierung angeht, gibt Hauke Heuer, Pressereferent des ausführenden Unternehmens, der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG), dabei zu bedenken: „Aufgrund des Auslaufens der Mobilfunkförderung des Bundes zum Jahreswechsel konnten diese Standorte nicht mehr in Förderprojekte überführt werden.“