Owingen – Nicht ohne Wehmut verlässt der Owinger Pfarrer Michael Schauber (49) die Bodenseeregion. 17¦Jahre lang leistete er eine fruchtbare Arbeit, die weit über die eigene Johannesgemeinde hinaus reichte. Er war viele Jahre Religionslehrer am Meersburger Droste-Hülshoff-Gymnasium, übernahm zuletzt unter anderem mit der Jugend- und Konfirmandenarbeit gemeinsame Aufgaben für die Gemeinde Überlingen und ist im Moment Stellvertreter von Dekanin Regine Klusmann.
Nicht nur Schaubers Gottesdienste und Predigten waren stets kurzweilig, zeigten menschliche Nähe und hatten Tiefgang. Wichtig waren ihm besondere Events und Projekte in der Gemeinde. Verantwortung übernommen hatte Schauber in den vergangenen Jahren auch bei der Notfallseelsorge des Bodenseekreises. „Wir wollen Kirche für das ganze Dorf sein“, sagt der Geistliche, der dieses Ziel auch erreichte. Von seiner Einladung zum Abschiedsgottesdienst am Sonntag lacht der Pfarrer als Clown Bobo, wie man ihn zuletzt an Fastnacht erlebte. „Das ist mein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Schauber. „Das lasse ich mir auch nicht nehmen.“
Mit seiner Familie zieht er auf einen Bauernhof in Neuendettelsau in Mittelfranken und wird dort in der Gemeinde Petersaurach wirken. Eine Region, die eine lange protestantische Geschichte hat. „Schon in den 1520er-Jahren gab es dort zu Luthers Zeiten den ersten Pfarrer“, weiß Michael Schauber und freut sich: „Auf der langen Ahnentafel ist gerade noch ein Platz frei.“ Der Ort ist kein Zufall. Dort hatte Schauber während der Vorbereitung auf das Theologiestudium seine Frau kennengelernt und deren familiäre Bindungen gaben den Ausschlag. Die Anfrage, dort die frei werdende Pfarrstelle zu übernehmen, hatte den Owinger Pfarrer Ende vergangenen Jahres erreicht. Dass er statt in einem Pfarrhaus auf dem Bauernhof wohnen kann, freut Schauber, der dort nebenbei auch aktiv werden will.
Dem ursprünglich aus Meersburg stammenden Schauber war die Tätigkeit als Pfarrer nicht in die Wiege gelegt. „Eigentlich wollte ich Naturwissenschaften, vor allem Biologie studieren“, blickt der Geistliche zurück. Große Bedeutung gewonnen habe der christliche Glauben für ihn nach persönlichen „Grenzerfahrungen“, die er nach seinem Zivildienst gemacht habe. „Bei einer Reise nach Nepal bin ich in eine Lawine geraten und habe dabei nur knapp überlebt“, berichtet Schauber. Was für ihn wie eine zweite Geburt erschien, sollte sein Leben verändern und eine berufliche Weichenstellung sein. Für die Natur interessiert sich der Geistliche nach wie vor. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und christlicher Glauben stehen für ihn in keinem Widerspruch. „Die biblische Schöpfungsgeschichte hat die einfache und wichtige Botschaft: Du bist als Ebenbild Gottes geschaffen“, sagt Schauber. „Damit hast du deine Würde als Mensch und die kann dir keiner nehmen.“ In dieser Aussage stecke das Entscheidende für die Christen. Keine Rolle spiele, was am wievielten Tag geschaffen worden sei.
„Unsere Arbeit hat sich deutlich verändert“, diagnostiziert der Geistliche beim Blick auf seine Kirche: „Die Verbindlichkeit bei den Menschen hat nachgelassen und die regelmäßigen Angebote wie der Sonntagsgottesdienst sind nicht mehr so gefragt.“ Gewachsen sei das Interesse an besonderen Höhepunkten. „Beim letzten Krippenspiel im Kultur|O reichten die Sitzplätze nicht aus und die Leute mussten stehen“, sagt Schauber. „Für die nächste Kinderbibelwoche mussten wir sogar einigen Interessierten aus Platzgründen absagen.“ Wenn sie stattfindet, wird Schauber schon weg sein. Der Bauwagen, den er angeschafft und als Treffpunkt eingerichtet hat, wird bleiben. Auch der Brotbackofen, der für Gemeinschaft sorgt.
Ein Wermutstropfen ist der Aderlass der Gemeinde, die trotz der engagierten Arbeit von rund 1100 auf 750¦Mitglieder geschrumpft sei. „Es sind gar nicht so viele Kirchenaustritte“, betont Schauber. „Doch Menschen sterben und viele Kinder werden nicht mehr getauft.“ Jammern helfe da wenig, sagt Schauber: „Man muss neue Wege gehen, um die Menschen zu erreichen.“
Der Abschied
Ein Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Michael Schauber findet am Sonntag, 21.¦Juli um 16¦Uhr im Bürgerhaus
Kultur|O statt. Ein weitere Gelegenheit, sich von dem Geistlichen zu verabschieden, besteht beim beliebten „Gottesdienst im Grünen“ eine Woche später, am 28.¦Juli. Am 20.¦August wird der Umzugswagen vorfahren und Schauber wird Owingen den Rücken kehren.