Peter Schober

Wettermäßig hat Enno Haß, der seit dem 1. Mai das Freibad am Schlosssee betreibt, zunächst keinen guten Start erwischt. Denn die erste Hälfte des Wonnemonats hat, ganz im Gegensatz zum vergangenen Jahr, nicht einmal annäherungsweise einen Badetag beschert. Diesem Umstand gewinnt der 54-jährige Hamburger aber auch etwas Gutes ab. „So konnte ich ohne Trubel die Anlage kennenlernen und in Ruhe alle Vorbereitungen für den Tag x treffen, an dem es dann losgeht“, sagt Enno Haß.

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Die Liste der Dinge, die zu erledigen waren, ist lang: Erste-Hilfe-Material wie Pflaster und Insektenstich-Creme mussten besorgt werden, Putzmittel für die Reinigung der sanitären Anlagen, ein Außenbordmotor für das Rettungsboot, Liegen und Bänke mussten aufgestellt werden, und, und, und. Ferner hat Enno Haß mit Marina Vogt, der Betreiberin des Freibadkiosks, Kontakt aufgenommen, mit dem Angelverein und der örtlichen Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Gute Zusammenarbeit

„Alles muss ja gut zusammenspielen“, betont Enno Haß. Die Wachmannschaft der DLRG, die an Wochenenden bei der Badeaufsicht mitwirkt, hat er eingewiesen und anschließend mit ihr „auf gute Zusammenarbeit gegrillt“. Sehr gut hat sich auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde eingespielt. „Ich bekomme da alle Unterstützung, um gut starten zu können“, betont Enno Haß. Mit dem Juni-Wetter hat sich auch der Badebetrieb entwickelt. Daran gezweifelt hatte Haß nicht. „Schließlich befinden wir uns ja fast im südlichsten Zipfel Deutschlands„, sagt der Hamburger.

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Dass er sich mit seiner Frau Oksana für den geografischen Riesensprung von der Waterkant in die Riviera-Region Deutschlands entschlossen hat, bereut er nicht. „Das ist ja eine so wunderbare Gegend“, schwärmen die Beiden. Mit einer örtlichen Veränderung haben sie schon länger geliebäugelt. 2009 wurde Enno Haß Betriebsleiter eines neuen Freizeitbades in Hamburg-Altona, dem größten der Hansestadt. 2014 hat er sich mit einer Reinigungsfirma selbstständig gemacht.

Bewerbung schon in der Tasche

„Aber letztlich habe ich die Bademeisterei vermisst“, verrät Enno Haß im Gespräch. Er hat deshalb nach einer offenen Bademeisterstelle gegoogelt, ist dabei auf das Salemer Freibad gestoßen, hat die Bilder angeschaut und sie seiner Frau gezeigt und ist dann mit ihr hierher geflogen, um sich alles vor Ort anzuschauen. Die Bewerbung schon in der Tasche, ist er damit direkt ins Rathaus gegangen. Darauf folgte später die Einladung zur Vorstellung im Gemeinderat. Unter sechs Interessenten hat Enno Haß das Rennen gemacht.

Seine Frau Oksana arbeitet ebenfalls mit

„Das Schlossseefreibad ist eine sehr attraktive und äußerst gepflegte Anlage“, freut er sich, dass es mit der Bewerbung geklappt hat. Ebenso große Stücke auf das Salemer Schlosssee-Freibad hält seine Frau, die ihrem Mann beim Betrieb des Schlosssee-Freibades als Mitarbeiterin zur Seite stehen wird. Sie ist in Kasachstan geboren und ist mit ihren Eltern 2002 nach Hamburg übergesiedelt. Sie ist begeistert von der blaugrünen Färbung der Wasseroberfläche im Schlosssee und hat deshalb auch schon gleich zu Anfang einen Sprung ins kalte Wasser gewagt.

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Im reetgedeckten Bademeistergebäude fühlen sich Enno und Oksana Haß fast wie in ihrer Heimat. „Wir waren überrascht, so etwas hier vorzufinden“, sagen die beiden Neu-Salemer. In Mimmenhausen haben sie eine Wohnung gefunden – nicht weit vom Freibad entfernt. „Da hatten wir Glück“, freut sich Enno Haß. Etwas Schwierigkeiten bereitet den Beiden noch etwas der hiesige Dialekt. „Wenn ich mich mit jemand unterhalte, der spricht, wie ihm die Zunge gewachsen ist, muss ich schon hin und wieder nachfragen, was er jetzt gesagt hat“, sagt Enno Haß schmunzelnd. Immerhin hat seine Frau einige spezielle Vokabeln schon gelernt. Zum Beispiel, dass „Schnacken“ hierzulande „schwätze“ heißt. „Vieles müssen wir diesbezüglich noch lernen“, weiß Enno Haß.

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Aber ständiges Lernen liegt ihm im Blut. Denn Enno Haß ist von Haus aus gelernter Tischler. Dann hat er eine Ausbildung zum Bademeister gemacht und dann noch einen Lehrgang zum Saunameister draufgesetzt. Und das ist noch nicht alles. Den Meisterbrief für Gebäudereinigung hat er ebenfalls in der Tasche. Alles in allem gute Voraussetzungen für ein funktionierendes und sauberes Freibad.

Lange Tage warten auf Betreiber

Seine Reinigungsfirma in Hamburg hat Enno Haß nicht aufgegeben. Die Verantwortung dafür hat er einem Betriebsleiter übertragen. Einen Teil der Wintermonate, in dem der Badebetrieb am Schlosssee ruht, wird Enno Haß eigenen Angaben zufolge dann für die Kundenpflege in Hamburg nutzen. Und natürlich zum Ausspannen. Denn bis Ende September stehen ihm und seiner Frau jetzt erst einmal Zwölf- bis 14-Stunden-Tage bevor, sieben Mal in der Woche.

Derzeit ist das Piratenschiff gesperrt.
Derzeit ist das Piratenschiff gesperrt. | Bild: Stefan Hilser

Das Freibad am Schlosssee ist von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Das Piratenschiff, das auch als Sprungturm ausgelegt ist, ist wegen des niedrigen Wasserstandes gesperrt. Im Eintauchbereich beträgt die Wassertiefe augenblicklich nur 2,70 Meter. Um gefahrlos vom Piratenschiff springen zu können, müsste die Wassertiefe mindestens 3,50 Meter betragen. Nach Einschätzung von Bademeister Enno Haß wird die Sperrung des Piratenschiffes in absehbarer Zeit wohl kaum aufgehoben werden können. Denn erfahrungsgemäß habe der Schlosssee um diese Zeit den höchsten Wasserstand.