Peter Schober

Wer in Salem nicht an einer der Hauptlinien des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wohnt und kein Auto hat, ist aufgeschmissen. Nun möchte die Gemeinde diesem Missstand durch den Aufbau eines zusätzlichen lokalen oder interkommunalen Nahverkehrsnetzes ein Ende setzen. In der Sitzung des Gemeinderats wurden drei Modelle vorgestellt: ein Bürgerbusmodell und zwei Modelle, die vom Kreis gefördert werden. Aus diesem Angebot soll ein auf Salem maßgeschneidertes Konzept entwickelt werden.

Aus drei Modellen ein eigenes Modell für Salem entwickeln

Wie Patrick Hummel vom Bauamt darlegte, soll das zusätzliche ÖPNV-Angebot allen Bürgern dienen, nicht nur älteren Menschen oder Jugendlichen. Deshalb hat die Gemeinde versucht, durch eine Fragebogenaktion den Bedarf an einem zusätzlichen Angebot zu ermitteln. 260 Fragebogen kamen zurück, was rechnerisch heißt, dass sich 2,2 Prozent der Einwohner beteiligt haben. Die meisten Rückmeldungen (62) gab es aus Neufrach. Aus Tüfingen, einem der abgelegeneren Salemer Teilorte und Stiefkind des bestehenden ÖPNV-Angebots, habe es nur eine Rückmeldung gegeben.

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Ingo Kitzmann: Etwa 4000 Menschen ohne Auto

Ingo Kitzmann aus Uhldingen-Mühlhofen, der schon mehrere Bürgerbus-Initiativen begleitet hat, erklärte, er sehe dennoch großen Bedarf an einem zusätzlichen ÖPNV-Angebot in der Gemeinde. Etwa 4000 Menschen in der Gemeinde besäßen kein eigenes Auto.

Vier Gemeinden könnten sich zusammentun

Kitzmann stellte ein Konzept für Salem vor, das auf dem erfolgreichen Niedereschacher Bürgerbusmodell basiert. Dort haben sich drei Gemeinden zusammengetan, um ein Bürgerbus-Netz auf die Beine zu stellen. Im Bereich Salem könnten es sogar vier Gemeinden sein, die ein solches Nahverkehrskonzept betreiben: Neben Salem zeigen auch Frickingen, Heiligenberg und Uhldingen-Mühlhofen Interesse. Kitzmann sagte, dass Salem jedoch der Schrittmacher sein müsse, ehe es zu einem interkommunalen Bürgerbuskonzept komme, das im Bedarfsfall auch Bereiche wie Überlingen anfahre, die außerhalb des interkommunalen Einzugsgebiets liegen.

Salem könnte kommendes Jahr starten

Zunächst könnte Salem im kommenden Jahr mit einem auf die Gemeinde beschränkten kleeblättrig angelegten Tourenplan starten, ehe das Angebot mit einem Bürgerbus dann auf die weiteren drei Gemeinden ausgeweitet wird. Kitzmann erklärte: "Für den Start würde ein VW Caddy mit Einstiegsrampe genügen." Dieser werde von ehrenamtlichen Fahrern gegen eine kleine Aufwandsentschädigung gefahren. Die Betriebskosten für das erste Jahr, beschränkt auf drei Werktage in der Woche, bezifferte Kitzmann mit 25 000 Euro. Das Fahrzeug selbst koste etwa 30 000 Euro.

Kein Verein, sondern Kommunen als Träger

Allerdings würden bei der Gemeinde noch Kosten für die Disposition des Bürgerbusses auflaufen. Denn Kitzmanns Modell geht nicht davon aus, dass der Bürgerbus von einem Trägerverein betrieben wird, sondern von den Kommunen. Am Ende könnte jede der vier Kommunen ein Fahrzeug betreiben und sich auch untereinander bedienen. So sei gewährleistet, dass immer ein Fahrzeug innerhalb einer Stunde am Wunschort des Anfordernden sei. Für Pendler, die früh am Morgen zum Bahnhof müssten, schlug er eine Mitfahrplattform vor.

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Die beiden Modelle, die Roland Albert vom Landratsamt präsentierte, sind im Rahmen des vom Bodenseekreis vor vier Jahren initiierten Mobilitätskonzepts Emma bis zu 50 Prozent förderungsfähig. Je nach Variante belaufen sich die Kosten für Salem laut Albert auf bis zu 175 000 Euro. Die billigere Variante würde als Zubringer zu den Hauptlinien des bestehenden ÖPNV-Netzes ausgelegt, beispielsweise aus nicht versorgten Orten wie Rickenbach, Tüfingen oder Baufnang. Zielorte wären der Bahnhof und die neue Mitte. Die zweite, teurere Variante entspreche in etwa dem Bürgerbus mit flexiblen Abholzeiten, wie Albert erklärte.