Die Schule im Schloss Salem wurde am 14. April 1920 offiziell eröffnet. Gründer sind Prinz Max von Baden, Kurt Hahn und Karl Reinhardt. Letztere waren Pädagogen. Bildung und Erziehung wollten sie unter den Eindrücken des Ersten Weltkriegs in Salem miteinander in Einklang bringen.
Prinz Max: „Seelen öffnen sich fremden Einflüssen“
„Kinder haben offene Augen und offene Ohren. Sie achten viel wachsamer auf die Stimmen der sie umgebenden Welt als Erwachsene. Ihre Seelen öffnen sich nur allzu bereitwillig fremden Einflüssen“, sagte Prinz Max damals in seiner Eröffnungsrede, die dem Kurt-Hahn-Archiv als gedrucktes Manuskript vorliegt (Archivsignatur KHA SK 1127). Angesiedelt ist das Kurt-Hahn-Archiv im Kreisarchiv des Bodenseekreises.
Salem als Ort, an dem nicht nur Wissen, sondern auch „körperliche und moralische Gesundheit“ vermittelt werden? So stellten sich Max von Baden sowie die beiden Pädagogen Hahn und Reinhardt das Schulleben vor. Die Finanzierung des damaligen Landschulheims sicherte die Markgräfliche Schulstiftung Salem, heute ist die Schule in freier Trägerschaft des Vereins Schule Schloss Salem.
„Hier in unserem Tal, in dieser begnadeten Gegend, ist die Ehrfurcht stets ein sorgsam behütetes Erbe gewesen. Wer kann im Schatten unsers Münsters aufwachsen und ein ehrfurchtsloser und roher Mensch werden?“, führte Prinz Max 1920 weiter aus. Er teilte die Sorgen der Eltern, dass ihre Kinder auf dem Weg zum Unterricht in der Stadt „mit schlechten Elementen“ zusammen kommen.
„Außerdem gehen gerade die Wohltaten des Landlebens für die Gesundheit der Kinder verloren. Die Eisenbahnfahrten, der lange Tag in Überlingen, die unregelmäßigen Mahlzeiten, die späten Schularbeiten zu Hause, all das war eine Anstrengung, durch die die Schulleistungen auch der Begabten beeinträchtigt wurden“, so der Schulmitbegründer. „So verbindet uns Eltern hier die gemeinsame Sorge: Wir wollen nicht, daß auch unsre Kinder Opfer des Krieges werden. Und wir dürfen nicht nur an diese Generation denken. Noch auf Jahrzehnte hinaus werden die gleichen Bedingungen vorherrschen“, sagte Max von Baden. Den Kindern gab er unter anderem mit auf den Weg: „Auf den Verstand allein kommt es nicht an. Verstand ohne Charakter hat keinen Wert.“
Die Schüler sollten Verantwortung übernehmen, was auch heute noch gilt. Bernd Westermeyer, Gesamtleiter der Schule Schloss Salem, wird auf der Internetseite so zitiert: „Pädagogisch schöpft die Schule Schloss Salem aus der reichen jüdisch-christlichen und humanistischen Tradition Europas und hat seit 100 Jahren im Sinne ihres Gründers Kurt Hahn den Anspruch, Persönlichkeiten zu bilden, die bereit und in der Lage sind, für sich selbst und andere Menschen Verantwortung zu übernehmen.“ Ab dem 20. April wurden die ersten Schüler unterrichtet. Wie im Boten vom Salemertal zu lesen war, war die Schule als Tagesschule konzipiert – und nur wenige waren im Internat untergebracht.