Wie haben Menschen in früheren Zeiten eigentlich Feuer gelöscht? Welche Aufgaben fielen dabei den Frauen, welche den Männern zu? Diese und noch viel mehr Fragen rund um das Feuerwehrwesen hat Referent Helmut Ziegler im Rahmen der Sonderführung "Wasser marsch" im Feuerwehrmuseum auf dem Schlossgelände in Salem beantwortet.
Großbrand: "Nicht gelöscht, sondern lieber gebetet"
"Beim Großbrand anno 1697 haben die Wachleute nicht gelöscht, sondern angesichts des Großfeuers lieber gebetet", ist sich der Leiter des neu konzipierten Feuerwehrmuseums sicher. Große Teile des Klosters brannten aufgrund ihrer Holzkonstruktion ab. Brandquelle war ein defekter Ofen im Pförtnerhaus. Löschmittel waren keine vorhanden, außer dem obligatorischen Löscheimer, den jeder Haushalt vorzuhalten hatte. Und das Löschwasser war damals auch noch weit entfernt, hören die Teilnehmer an der Führung.
Beim Wiederaufbau: Bach verlegt und Kanalsystem geschaffen
Mit dem Wiederaufbau der Klosteranlage in Salem wurde dann aber auf vorbeugenden Brandschutz gesetzt, wie Ziegler erzählt. So kam der Bach als Kanal in Klosternähe und das über 20 Hektar große Areal bekam ein ausgeklügeltes unterirdisches Kanalsystem plus Druckwasserleitungen mit geschlossenen Rohren und eine eigene Feuerwache.
Um 1700: Löschmaschine mit Leistung von 400 Litern pro Minute

Die Besucher bestaunen die Löschmaschine mit Wasserkasten und zweizylindrigem Windkessel, die ein Konstanzer Glockengießer um das Jahr 1700 zum Schutz für Salems Klosterbewohner gebaut hatte. Helmut Ziegler beschreibt die Leistung dieser Löschmaschine als "gewaltig". 400 Liter in der Minute seien geflossen.
Eimerkette bestand hauptsächlich aus Frauen
60 Personen waren nötig für ihren Einsatz: acht auf jeder Seite, der Chef am Strahlrohr und der Rest musste für das Löschwasser sorgen. Für die Eimerkette zum Brand seien hauptsächlich Frauen herangezogen worden. "Die galten als wesentlich ausdauernder, disziplinierter und hatten nicht den Drang, im Wirtshaus zu verschwinden", erläutert Ziegler.
Außerdem mussten die Frauen die Brandstelle aufräumen
Löschen selbst durften die Frauen nicht. "Allerdings ging man davon aus, dass sie sich bestens eigneten, gegen Ende die Brandstelle aufzuräumen."
Feuerwehrmuseum zeigt 200 Objekte
Die Führung geht über eineinhalb Stunden und umfasst zwei Standorte auf dem Klostergelände. 2000 Objekte werden gezeigt, darunter Uralt-Feuerwehrkleidung mit Stiefeln aus Holz und Leder sowie ein Rauchschutzapparat als Atemschutz.
Die aufgezeigte Entwicklung des Löschwesens reicht bis ins 20. Jahrhundert. "Eine wirkliche Änderung gab es erst mit dem Dampfantrieb", sagt Helmut Ziegler, der das Feuerwehrmuseum auf dem Schlossgelände konzipiert hat. Die Tragkraftspritzenpumpe mit Verbrennungsmotor von 1920 hat laut Ziegler eine Leistung von 800 Liter pro Minute. Das sei gerade einmal doppelt so viel wie bei dem ersten Löschmaschinenmodell und zeige, wie innovativ das Kloster Brandschutz betrieben habe.
Die nächsten Sonderführungen "Wasser marsch" sind am 12., 19. und 26. August sowie am 14. Oktober jeweils um 14.30 Uhr.