Burgund, Juli 1494: Die Leiche muss verschwinden. Im Weingut Clos de Vougeot hat der undurchsichtige François de Chalon einen Weinknecht, der unfreiwillig Zeuge einer Verschwörung wurde, erschlagen. Nun versteckt er den Toten zwischen Traubenschichten in der Kelter, die kurz darauf in Gang gesetzt wird.

Salem, Juli 1494: Die Überlinger Patriziertochter Magdalena Reichlin von Meldegg verabschiedet sich von ihrem heimlichen Geliebten, dem Salemer Mönch Johannes, den sein Abt nach Cîteaux im Burgund schickt. Er soll ihn dort beim Generalkapitel, der jährlichen Versammlung aller Zisterzien­seräbte, vertreten.

Georg Reichlin von Meldegg ist für die Buchvorstellung angereist

Schloss Salem, Mai 2022: Schlossverwalterin Birgit Rückert stellt den dritten Band ihrer Klosterkrimi-Saga, „Der Abt von Salem“, im Küfereimuseum vor. In diesem Raum nimmt eine Weinpresse, eine Torkel, die allerdings schon lange außer Betrieb ist, ebenfalls einen zentralen Platz ein. Und unter den Zuhörern sitzt auch ein Nachfahre jener Magdalena Reichlin von Meldegg, die in Rückerts Romanen eine zentrale Rolle spielt. Georg Reichlin von Meldegg ist für die Buchvorstellung eigens aus der Nähe von Wien angereist, wo er lebt. Mit Überlingen, wo sein Ahne Andreas Reichlin von Meldegg, der Vater Magdalenas, einst eines der ersten Renaissance-Palais nördlich der Alpen errichten ließ, ist Reichlin von Meldegg eng verbunden. Das Palais beherbergt heute das Städtische Museum und dessen aktueller Hausherr, Kustos Peter Graubach, lauscht ebenfalls der Lesung, so wie auch Valerie Markgräfin von Baden, ihr Sohn Leopold und dessen Frau Claudia. Das markgräfliche Weingut sponsert die Veranstaltung und spendiert auch den Wein für die Gäste.

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Rückert wechselt zwischen dem Vortragen einzelner Passagen ihres Buches und dem Erläutern historischer Hintergründe. So führt sie in die Welt des zisterziensischen Mutterklosters Cîteaux ein, von dessen früherer Substanz heute nur noch die ehemalige Klosterbibliothek steht. In Rückerts Roman hingegen sitzen Mönche und Laien etwa im Refektorium bei Speisen, die alles andere karg sind, was eigentlich gegen die Regeln des Ordens verstößt. Dabei sollen Letztere wieder verschärft werden, der Streit um die angestrebte Reform steht denn auch im Mittelpunkt der Versammlung. Rückert, die 2018 den ersten Band der Reihe vorlegte, dringt dieses Mal tief in die Geschichte und Organisation des Zisterzienserordens ein, der 1098 im Burgund entstand und sich in ganz Europa verbreitete. Das Kloster Salem wurde um 1137 gegründet.

Georg Reichlin von Meldegg hält eine kleine Laudatio auf Autorin Birgit Rückert.
Georg Reichlin von Meldegg hält eine kleine Laudatio auf Autorin Birgit Rückert. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Doch im Buch geht es auch um große Politik, ungeklärte Todesfälle, Liebe, Lust und kostbare Handschriften. Wie immer spielt Rückerts Roman auf zwei Zeitebenen, Ende des 15. sowie im 21. Jahrhundert. Die Autorin verknüpft alle Stränge geschickt und mit Humor gewürzt.

Vergleich mit Agatha Christie

Georg Reichlin von Meldegg, der nach der Lesung eine kleine Laudatio hält, vergleicht Rückert mit Agatha Christie und bescheinigt ihr, sie habe „mehr als nur einen Klosterkrimi geschrieben“. Dank des eleganten, flüssigen Stils fühle man sich in Salem und Überlingen zuhause. In der Familienchronik der Reichlin von Meldegg tauche tatsächlich dreimal eine Magdalena auf, die erste sei jene, die das Vorbild für Rückerts Figur lieferte, die bis dato letzte seine eigene Mutter Magdalena. Georg Reichlin von Meldegg war bereits bei der Vorstellung des zweiten Bandes zu Gast. Er hatte von dem Buchprojekt bei einem Besuch im Städtischen Museum Überlingen, dem Haus seiner Ahnen, erfahren.