Im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt folgte Kandidat Roland Martin einer Einladung von Hubert Einholz, seines Zeichens Vorsitzender der Ortsgruppe des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) in Salem. Schon etwa sechs Wochen zuvor war Martin zu Gast in Neufrach. Das Ehepaar Einholz hatte damals Freunde eingeladen, um gemeinsam den Kandidaten aus Bayern kennen zu lernen.
Hubert Einholz hatte diesmal nicht die Terrasse für seinen speziellen Besuch hergerichtet, sondern ganz passend die Maschinenhalle seiner Landwirtschaft. Seinen Unmut über die Resonanz „seiner Bauern“ konnte er nicht verbergen. Denn es kamen nur ein Dutzend Interessierte, die dem Kandidaten auf den Zahn fühlen wollten.
Kandidaten live erleben
Martin ließ sich nicht beirren. Zeigte Verständnis. „Das Wetter ist schön. Die Bauern haben sicherlich was zu tun“, sagte er, um dann anschließend zu erzählen, dass seine Wurzeln ebenfalls in der Landwirtschaft liegen. „Meine Großeltern hatten einen Hof“. Auch er war mit einem Verwandten früh in die Rinderhaltung eingestiegen. „Aber es war die Zeit des BSE. Wir waren froh, dass wir noch was bekommen haben und aussteigen konnten“.

Einer kurzen Vorstellung seiner Person, folgte seine Sicht auf die Situation in Salem. Er begann mit einem kurzen geschichtlichen Abriss der Gemeinde seit der Gründung. „Bürgermeister Kesenheimer musste die Teilorte zusammenführen. Es wurde viel investiert“. Und unter Bürgermeister Allgaier seien offene Projekte vollendet worden. „Die Finanzen wurden konsolidiert und Rücklagen gebildet“.
Interessant war, dass der Herausforderer den aktuellen Bürgermeister Manfred Härle in seinem Vortrag nicht beim Namen nannte. Er bezeichnete ihn immer als den „jetzigen Amtsinhaber“. Unter ihm sei eine „Wünsch-dir-was-Zeit“ ausgebrochen. Und nun stehe die Gemeinde vor einer Richtungsentscheidung.
„Soll es mit schneller, weiter, höher weitergehen oder wollen wir das Erreichte bewahren“, fragte er in den Raum. Bei seiner Positionierung in den verschiedenen Politikfeldern sprach er sehr häufig in der Wir-Form, ganz so, als ob er schon ein Salemer wäre.

Ein weiterer rasanter Wachstum würde seiner Ansicht nach nicht funktionieren. „Die Signale stehen in Richtung das Erreichte bewahren“, schloss er für sich und machte es in einem Überblick an den kommunalen Finanzen fest. Mit der Bau der Neuen Mitte seien die Rücklagen aufgebraucht. „Allgemein fallen bei Investitionen jährliche Bewirtschaftungskosten von zehn Prozent an“. Im Fall der Neuen Mitte mit einem Investitionsvolumen von 23 Millionen Euro machten diese jährlich 2,3 Millionen Euro aus. Es folgte eine Aufzählung kommender Investitionen in die Kläranlage, Trinkwasserversorgung, Sportstätten und Straßen. Die Gemeinde werde sich verschulden müssen.
In diesem Zusammenhang setzte er die Größe der anstehenden Investitionen in Bezug auf das Gewünschte. Salem habe ein gutes Leitbild, nur habe sich niemand daran gehalten. Sein Ziel wäre ein neues Leitbild mit dem Zieljahr 2036, in dem die Entwicklung der Gemeinde festgeschrieben sein sollte. „Soll Salem ein staatlich anerkannter Erholungsort bleiben oder soll es ein Industriestandort werden“, fragte Martin pointiert. Er stehe für den dörflichen Charakter und den Erhalt der landschaftlichen Idylle. Salem solle eine sanfte Entwicklung im Einklang mit Mensch und Natur nehmen. „Persönlich würde ich in der Landwirtschaft eine Richtungsänderung zum biologischen Anbau begrüßen und die Landschaftspflege integrieren“.
Bei allen Projekten müssen alle Informationen auf den Tisch
Immer wieder wies Martin auf seinen Führungsstil hin, den er unterschwellig dem des aktuellen Bürgermeisters entgegensetzte. „Es müssen bei allen Projekten alle Informationen auf den Tisch“, auch jene die der Verwaltung nicht passten. Auch die Folgen der Entscheidungen müssten vorab offen diskutiert werden. Wenn es Probleme gebe, würde er alle Beteiligten an einen Tisch bitten. Gemeinderäte als „notorische Verhinderer“ zu bezeichnen, könne nicht der Umgangston sein.
Baugebiete mit Einfamilienhäusern keine Lösung
Ein Punkt brannte nicht nur bei der Veranstaltung mit den Landwirten, sondern auch bei der tags drauf folgenden Wahlveranstaltung in Mimmenhausen den Bürgen auf den Nägeln. Um das Thema bezahlbare Wohnungen entwickelten sich heftige Diskussionen. „Jetzt muss gesteuert werden, um Wohnen und Arbeiten in Einklang zu bringen, um Nachhaltiges zu schaffen“, sagte dazu Landwirt Einholz. Für Martin sind neue Baugebiete mit Einfamilienhäusern keine Lösung. „Wir müssen in Zukunft in die Höhe bauen“, sagte er zum Thema.