Die kleinen Storchenküken von vor acht Wochen sind mittlerweile mächtig gewachsen. Man erkennt die Jungtiere fast nur noch an den kleineren und etwas schwarzen Schnäbeln im Vergleich zu den erwachsenen Tieren. So ist es auch im Horst über dem Kassenhäuschen am Affenberg Salem.

Dort sind allerdings ganz besondere Störche drin, denn drei der vier Jungtiere haben einen kleinen Kasten mit Antennen auf dem Rücken. Das sind Sender, die jeden Tag mehrmals die Position übertragen. Sie gehören zu einem groß angelegten Besenderungsprojekt des Max-Planck-Instituts aus Radolfzell, das in ganz Baden-Württemberg etwa 40 Tiere mit Sendern ausgestattet hat.

Von zehn Störchen überleben meist nur zwei oder drei

„Wir untersuchen das Zugverhalten der Störche“, erklärt Projektleiterin Andrea Flack. „So können wir ganz genau verfolgen auf welcher Route die Jungstörche in Richtung Süden fliegen.“ Es wurden deshalb so viele Tiere besendert, weil nach wie vor die Ausfallrate enorm hoch ist. „Wenn von zehn Störchen zwei oder drei überleben, sind wir zufrieden“, sagt die Wissenschaftlerin. „Am häufigsten fliegen sie in Hochspannungsleitungen oder kollidieren mit Fahrzeugen.“

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Trotzdem hat der SÜDKURIER die Patenschaft für den Storch mit der Ringnummer AAM85 übernommen. Es war bei der Besenderung das größte und schwerste Tier. Auch heute hat er im Horst immer noch das Sagen und jagt schon mal einen anderen Jungstorch davon, der im Horst vorbeischaut. Mittlerweile legen die Jungtiere auch schon weitere Strecken zurück, die man immer wieder auf der kostenlosen App „Animal Tracker“ verfolgen kann.

Die Jury hat entschieden (von links): Jenna Santini, Mona Lippisch und Reiner Jäckle.
Die Jury hat entschieden (von links): Jenna Santini, Mona Lippisch und Reiner Jäckle. | Bild: Jäckle, Reiner

Da der Name „AAM85“ doch etwas sperrig ist, hatte der SÜDKURIER einen Namenswettbewerb ausgeschrieben. Kindergärten und Grundschulen waren dazu aufgerufen, zum einen ihre Kreativität freien Lauf zu lassen, zum anderen Namensvorschläge einzureichen. Es gab jede Menge tolle Bilder und Namen, die eingereicht wurden. Sie reichten von Südi über Mad, Felix, Klapper bis zu Klucky. Die dreiköpfige Jury entschied sich schließlich für Sunny. Der Vorschlag kam in Verbindung mit einem Kunstwerk vom Kinderhaus Sonnenschein aus Mühlhofen.

Name erinnert an Zug in den Süden und den Kindergarten

Aus schwarz-weißen Händeabdrücken der Kinder wurden Störche gestaltet. Auf dem Kunstwerk gibt es einen See, wie auf dem Affenberg. Und einige sitzen sogar in Horsten, die mit echten Stöckchen gestaltet wurden. Und der Name hat eine doppelte Bedeutung: „Zum einen hoffen wir, dass Sunny tatsächlich der Sonne entgegen fliegt“, erklärt Dominik Mattes, der Leiter des Kinderhauses Sonnenschein. „Und zum anderen erinnert der Name natürlich auch an unser Kinderhaus.“

SÜDKURIER-Storch Sunny im Horst auf dem Kassenhäuschen am Affenberg macht Flugübungen.
SÜDKURIER-Storch Sunny im Horst auf dem Kassenhäuschen am Affenberg macht Flugübungen. | Bild: Jäckle, Reiner

Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht, denn es gab noch eine zweite besondere Einreichung. Die Kombiklasse 1 und 2 aus Mühlhofen der Lichtenbergschule der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen hat ein Mobile gebastelt. Jedes einzelne Kind hat seinen Storch gestaltet. Am Ende wurde daraus ein großes Kunstwerk. Als Namensvorschlag kam Klucky. Der Name setzt sich von Klappern und lucky, dem englischen Wort für Glück, zusammen.

Dieses Mobile hat die Kombiklasse 1 und 2 in der Grundschule Mühlhofen gebastelt. Auch diese Schülerinnen und Schüler dürfen auf den ...
Dieses Mobile hat die Kombiklasse 1 und 2 in der Grundschule Mühlhofen gebastelt. Auch diese Schülerinnen und Schüler dürfen auf den Affenberg. Sie erhalten für ihr gemeinsames Kunstwerk den Sonderpreis. | Bild: Jäckle, Reiner

Da diese Einsendung ebenfalls herausstach, hat sich die Jury mit dem Affenberg Salem in Verbindung gesetzt. Parkdirektor Roland Hilgartner zögerte keine Sekunde, als er erfuhr, wie sehr sich die Kombiklasse aus Mühlhofen ins Zeug gelegt hatte und lud die Schüler ebenfalls kurzerhand ein. Damit hat der SÜDKURIER-Namenswettbewerb einen ersten Platz und einen Sonderpreis – und der SÜDKURIER-Storch mit Sunny einen Namen.

Sunny ist besendert. Hier sieht man auf dem Rücken die Antennen sowie einen Teil des Senders. Dieser sendet täglich den Standort des ...
Sunny ist besendert. Hier sieht man auf dem Rücken die Antennen sowie einen Teil des Senders. Dieser sendet täglich den Standort des Storches, der auf der kostenlosen App „Animal Tracker“ verfolgt werden kann. | Bild: Jäckle, Reiner

Wohin es Sunny verschlagen wird, ist die spannende Frage. Jetzt befindet sich der Jungstorch noch in der Flugschule, macht erste größere Ausflüge und wird dann immer höher und weiter fliegen. Bei einer länger anhaltenden Hochdruckphase Ende August wird es dann soweit sein, dass Sunny in Richtung Süden startet. Die Hoffnung ist groß, dass er sein Winterlager erreicht.

Allerdings betont Andrea Flack, dass die Wahrscheinlichkeit durchaus gegeben sei, dass der Jungstorch den langen Flug nicht übersteht. „Wenn es klappt, wird er wahrscheinlich in Südspanien überwintern“, vermutet die Wissenschaftlerin. „Viele Störche finden dort auf den Müllhalden genug Futter.“ Einige wenige Tiere ziehen tatsächlich noch über Gibraltar nach Nordafrika. Und ganz vereinzelt überqueren Störche sogar die Sahara. „Das ist aber ganz selten“, so Andrea Flack. Jetzt heißt es Daumendrücken für Sunny.

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