Gummisohlen quietschen, gelbe Lederbälle fliegen durch die Luft und alle tragen Blau: In der Sporthalle des Bildungszentrums Salem herrscht Hochbetrieb. Barbara Pampel und ihre Trainerkollegen üben mit Jungs und Mädchen Pritschen, Blocken, Positionsspiel oder Aufschläge. Nun brechen die letzten Minuten an, gleich trainiert die Mannschaft der ersten Herren – die Großen aus der 2. Bundesliga Süd.

Sympathieträger mit langer Warteliste

Am Spielfeldrand steht Christof Kraußer und hat ein Lächeln im Gesicht. Der 46-Jährige ist Leiter der Volleyballabteilung beim TSV Mimmenhausen und Teammanager des Herrenteams. Die Mannschaft schaffte innerhalb von wenigen Jahren den Sprung von der Verbandsliga in die 2. Bundesliga Süd. Dort spielt sie nun in der sechsten Saison. Gleichzeitig stieg die Mitgliederzahl in der Volleyball-Abteilung auf rund 300.

Christof Kraußer, Leiter der Volleyball-Abteilung und Teammanager 2. Bundesliga.
Christof Kraußer, Leiter der Volleyball-Abteilung und Teammanager 2. Bundesliga. | Bild: Cian Hartung

Die Begeisterung für Volleyball herrscht im Bodenseekreis nicht mehr nur beim VfB in Friedrichshafen. Mittlerweile wollten so viele Jugendliche in Mimmenhausen spielen, dass der Verein eine Warteliste eröffnen musste, sagt er. „Wir sind Sympathieträger und haben eine gewisse Strahlkraft erreicht.“ Dabei sei vor rund 20 Jahren Handball noch der Platzhirsch gewesen.

Wie kam es zur Erfolgsgeschichte?

Der Wendepunkt war das Jahr 2011: „Das U20-Team der Herren mit den Gebrüdern Diwersy wurde damals Süddeutscher Meister“, sagt Kraußer. Einige aus diesem Jahrgang spielten anschließend in der Herrenmannschaft und halfen zum Aufstieg in die Oberliga. 2015 folgte der Sprung in die Regionalliga. Dass es dort erst so richtig losging, sei dem Ehepaar Pampel zu verdanken, sagt der Teammanager. Damit sind Trainerin Barbara und Rekordnationalspieler Christian Pampel gemeint.

Wettkampf mit Städten wie Leipzig oder Dresden

Christian Pampel spielte während seiner Karriere für den VfB Friedrichshafen sowie für mehrere Vereine im Ausland. Er wurde unter anderem vier Mal Deutscher Meister und war Teil des deutschen Teams bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Schon zu seiner aktiven Zeit hatte er mit seiner Frau, die aus Friedrichshafen stammt, eine enge Beziehung zur Bodenseeregion. 2016 stieß er als Spieler zum Team und führte sie als Spielertrainer 2018 in die 2. Bundesliga Süd. Mittlerweile ist er nur noch Trainer.

TSV-Spieler Pascal Zippel (rechts in Blau) beim Spiel gegen Gotha im September 2023. Im Hintergrund steht Christian Pampel an der ...
TSV-Spieler Pascal Zippel (rechts in Blau) beim Spiel gegen Gotha im September 2023. Im Hintergrund steht Christian Pampel an der Seitenlinie. | Bild: Fischer, Eugen

Der 44-Jährige sieht es als große Leistung an, dass sich der kleine TSV seit fünf Saisons in der 2. Bundesliga hält. „Wir messen uns immerhin mit Mannschaften aus Dresden oder Leipzig“, sagt er. Außerdem müsse der Verein regelmäßig Abgänge kompensieren. Mit finanziellen Anreizen könne man auswärtige Spieler nicht anlocken. „Wir leben hier vom Teamgeist und unserer Jugendarbeit“, sagt er. „Aber wenn jemand verantwortlich für den Wandel hier ist“, fügt er mit einem Grinsen an, „dann ist es meine Frau.“

Barbara Pampel, Trainerin und Koordinatorin bei den Volleyball-Mädchenteams.
Barbara Pampel, Trainerin und Koordinatorin bei den Volleyball-Mädchenteams. | Bild: TSV Mimmenhausen

„Dann kriege ich Gänsehaut“

Barbara Pampel trainiert und koordiniert seit 2017 die Mädchenmannschaften. „Als ich hier anfing, hatten wir ein Dutzend Spielerinnen, heute sind es etwa 100“, sagt sie. Der Grund für den Zuwachs sieht sie im professionellem Training, dem Einsatz von Eltern, Ehrenamtlichen und älteren Spielerinnen. „Wir haben die Strukturen eines Dorfvereins“, sagt sie, „aber der Zusammenhalt ist außergewöhnlich.“ Aktuell trainierten sogar zwei Jugendspielerinnen an einem Bundesstützpunkt. „Darauf können wir besonders stolz sein.“

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Pampel engagiert sich, weil sie Sport für Kinder und Jugendliche besonders wichtig findet. „Ich glaube, Sport und Zusammenhalt sind prägende Erfahrungen in unserem Leben“, sagt sie. Das größte Glücksgefühl erlebe sie als Trainerin bei Trainingsfortschritten oder Erfolgen. Aber auch in Momenten, in denen die Kinder bei Spielen die Erwachsenen anfeuern. „Wenn sie auf der Tribüne singen ‚Nur der TSV, Du bist mein Verein, ich liebe Dich!‘, da kriege ich Gänsehaut!“

Für ihn ist der Verein ein zweites Zuhause

Wer aus der eigenen Jugend stammt und bei allen Aufstiegen dabei war, ist Bogdan Birkenberg. Der Salemer spielt seit 15 Jahren Volleyball in Mimmenhausen. Neben dem Leistungssport ist er als Lehramtsstudent an der Universität Konstanz eingeschrieben. Trotz des Studiums steht er weiter auf dem Feld: „Für mich war immer klar, dass ich herpendeln werde“, sagt der 28-Jährige. Der Verein sei für ihn Zusammenhalt, Freude und eine Gemeinschaft aus Teamkameraden.

Bogdan Birkenberg, Spieler des Bundesliga-Teams und seit 2008 aktiv beim TSV Mimmenhausen.
Bogdan Birkenberg, Spieler des Bundesliga-Teams und seit 2008 aktiv beim TSV Mimmenhausen. | Bild: Cian Hartung

Bald beginnt für den Mittelblocker das Referendariat. Wo er als Sportlehrer unterrichten wird, weiß er noch nicht. Er hofft auf einen Einsatzort, der nah an Mimmenhausen ist. Birkenberg wird aber bereit sein, so einige Kilometer für den Weg zum Training hinter sich zu lassen.

Wie wird die Erfolgsgeschichte weitergehen?

Aktuell sind die Salemer im Mittelfeld der Tabelle, sechs Punkte trennt sie von einem Aufstiegsplatz. Aber aufsteigen wollen sie mit Blick auf den VfB Friedrichshafen nicht. „Wir würden uns dann nur gegenseitig Sponsoren, Spieler und Zuschauer wegnehmen“, sagt Teammanager Kraußer. „Außerdem müssten wir einen deutlich höheren Etat haben.“ Trainer Christian Pampel: „Die Leute sind unglaublich stolz auf das, was wir mit unseren eigenen Spielern erreicht haben.“ Bei einem Aufstieg würden sie die Identität des Vereins und die Verbindung zu den Fans aufs Spiel setzen. „Langfristig wollen wir uns auf eine erfolgreiche Jugendarbeit konzentrieren.“

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Trainerin Barbara Pampel träumt dagegen davon, mit einer Mädchen-Mannschaft einmal zu Deutschen Meisterschaften im Hallenvolleyball zu fahren. Langfristig sei es aber noch wichtiger, dass sich die Hallensituation verbessere. Aktuell müsse man sich die Halle mit Sportlern anderer Abteilungen teilen. Eine Lösung für das Platzproblem gibt es nicht, fest steht für sie aber: „Hier ist Potenzial für so viel mehr!“