Durchdringend schallt der Alarm über den Schulhof der Grundschule Beuren. „Achtung, Achtung“, unterbricht eine automatische Durchsage, „aufgrund eines technischen Defekts bitten wir alle Klassen, ihre Räume sofort zu verlassen“. Noch bevor die Kinder mit ihren Lehrerinnen erscheinen, stehen bereits alle Eltern und Geschwister bereit. Statt Panik und Sorge herrschen Gelassenheit und Neugier – denn zum Glück ist alles nur eine Übung.
Brand im Hauptverteilerraum
Abteilungskommandant Martin Weishaupt hatte die Zuschauer bereits im Vorfeld über den Ablauf informiert: Im Hauptverteilerraum sei ein Feuer ausgebrochen, neun Personen würden vermisst. „Unsere Aufgabe ist es, diese im verrauchten Gebäude zu finden“, erklärt er. Aufgrund der offenen Bauweise über mehrere Ebenen seien die Dimensionen schwer zu überblicken. „So kompliziert die Schule als Einsatzort ist, so einfach ist sie für die Lehrerinnen zu räumen“, stellt Weishaupt fest.

Rettung über die Leiter
Zu Übungszwecken sind allerdings ein paar Schikanen eingebaut: So ist ein Schüler etwa kurz vor dem Feueralarm auf die Toilette gegangen, der Hausmeister wurde zuletzt im Technikraum gesehen und einige Kinder hatten sich zur Freiarbeit im Schulhaus verteilt. Zwei von ihnen waren in der Bibliothek und warten nun am Fenster auf Rettung.

Willi Lorch geht in seiner Rolle als verängstigter Schüler voll auf: „Oje, oje“, ruft er, als er angeseilt die Leiter hinuntersteigt. Mit festem Boden unter den Füßen bescheinigt der ehemalige Feuerwehrmann seinen Kameraden eine gute Arbeit: „Man ist in sicheren Händen.“

Auch der elfjährige Adrian lässt sich vorbildlich retten. Aufgeregt sei er nicht gewesen. „Ich bin ja bei der Jugendfeuerwehr und bin schon mal vom zweiten Stockwerk runtergeklettert“, begründet der Fünftklässler und erzählt, dass er nach knapp einem Jahr schon das erste Abzeichen in der Tasche habe. „Für die Jugendflamme 2 bin ich noch zu jung.“ Damit meint Adrian das nächste Abzeichen in der Feuerwehrausbildung.
Brandschutzerziehung zahlt sich aus
Abteilungskommandant Martin Weishaupt betont die Wichtigkeit der Jugendarbeit: „Wir gehen zur Brandschutzerziehung in den Kindergarten und in die Schule, um erste Berührungspunkte zu schaffen.“ Vom Erfolg der Prävention konnte sich Schulleiterin Sonja Fahlenbock direkt selbst überzeugen.
„Auch Klasse 1 wusste alles“, erzählt sie davon, wie sie die Kinder vor dem Verlassen des Raumes auf die Probe gestellt habe. Es sei ihr verboten worden, die Zimmertür zu öffnen – „du musst erst abtasten, ob sie heiß ist“ – und auch ans Klassenbuch wurde sie erinnert. „Da saß alles, da war die Schulleitung stolz“, sagt Fahlenbock schmunzelnd.

Manöverkritik bei der Nachbesprechung
Doch obwohl die Schüler in Sachen Brandschutz fit sind, ist eine realitätsnahe Übung dennoch wichtig, betont Rektorin Sonja Fahlenbock. Denn man werde „auf kleine Knackpunkte“ aufmerksam. Deswegen ist sie auch bei der Nachbesprechung mit den Feuerwehrleuten aus Beuren, Weildorf und Stefansfeld dabei.

Ein Lob gibt es bei der Nachbesprechung für die Evakuierung, die ohne Hektik organisiert wurde. „Auch die Zusammenarbeit über die Abteilungen hinaus hat funktioniert“, bilanzierte Weishaupt. Zwar wäre bei mehr Personal ein zweiter Zugführer sinnvoll gewesen, doch auch ohne die Aufteilung des Funkverkehrs habe alles reibungslos geklappt. Der planmäßig verunfallte Atemschutztrupp sei ebenfalls zügig gerettet worden. Und das Drehleiterfahrzeug in der Bildgartenstraße sei übungstechnisch eigentlich überflüssig gewesen: „Aber es ist ein Highlight für die Kinder.“