Auf ein „exklusives Frühstück mit exklusiver Diskussion“ hoffte Hedi Christian, als sie zum zweiten Frühstückstreffen für an Kommunalpolitik interessierte Frauen begrüßte. Der Einladung der ehemaligen Vorsitzenden des Grünen-Ortsverbands und der CDU-Gemeinderätin Ursula Hefler war ein Dutzend Frauen gefolgt. „Vor den Kommunalwahlen hatten wir das erste Mal so ein Treffen gemacht, um Kontakte zu knüpfen, und es gab den Wunsch, das zu wiederholen“, sagte Christian. Die Idee sei, mit dieser Gruppe die Politik in Salem kritisch zu begleiten und Anregungen weiterzugeben.
Ursula Hefler gab einen Überblick über die aktuellen Ratsthemen: Neben Bauprojekten wie der Sanierung der Kläranlage, der Schlossseeallee und dem Dorfgemeinschaftshaus in Stefansfeld seien das auch die Einführung der Ganztagsschule und die anstehende Erhöhung der Kitagebühren. „Mir ist es wichtig, dass wir eine Rückmeldung kriegen, was euch umtreibt, damit wir das in den Fraktionen besprechen können.“

AfD-Veranstaltung sorgt für Unmut
Suzan Hahnemann, die im Vorjahr für die Grüne offene Liste (GoL) kandidierte, meldete sich als Erste zu Wort: „Ich habe erfahren, dass am nächsten Samstag eine AfD-Veranstaltung in Weildorf stattfindet, die sich wohl an Landwirte richtet“, informierte sie in der Runde über eine geplante Gegenveranstaltung. Sie hätte sich eine Absage der Gemeinde als Vermieterin der Räumlichkeiten gewünscht. Hefler betonte, dass es rechtliche Vorgaben gebe, über die sich die Verwaltung nicht hinwegsetzen könne. Hedi Christian ergänzte, dass man die Partei mit einer Ablehnung in eine Märtyrerrolle dränge: „Besser wäre die Nichtbeachtung.“
Ganztagsschule beschäftigt Eltern
Auf Nachfrage einer Mutter erläuterte Hefler die Pläne für die Einführung der Ganztagsschule am Grundschulstandort Mimmenhausen und berichtete von ihrer Erfahrung als Schulleiterin in Deggenhausertal. „Ganztag ist ein Prozess, der muss reifen“, sprach sie von anfänglichen Widerständen, die man mit einem attraktiven Konzept aufgelöst habe. Hahnemann hieß die Einführung gut, wandte aber ein: Während man für die Leitung einer Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der Ganztagsschule 7 Euro pro Stunde erhalte, bekomme man als Parkplatzeinweiser beim Weihnachtsmarkt 8 Euro. „Es kann nicht sein, dass uns diese Blechkisten mehr wert sind als unsere Kinder“, verlangte sie eine angemessene Bezahlung der Betreuungskräfte.
Helfer machte deutlich, dass dies ein Argument für die verpflichtende Ganztagsschule sei, da man dafür Lehrerstunden vom Land zugewiesen bekomme. Für die Randstunden müsse die Kommune weiterhin Personal gewinnen, das mitunter aufhöre, weil die Arbeit mit den Kindern zu anstrengend sei. Christina Hopstock, im Vorjahr ebenfalls GoL-Kandidatin, schlug vor, Schulungen für Interessierte anzubieten. Sie sagte: „Ich würde gern mein Wissen weitergeben, habe aber keine pädagogische Vorbildung.“

Steigende Anmeldezahlen für Gemeinschaftsschule
Christian leitete zur Gemeinschaftsschule über: „Diese Schule kann man wirklich empfehlen, sie hat ein gutes pädagogisches Konzept.“ Ihrer Wahrnehmung, dass sie keinen guten Ruf habe, widersprachen zwei Frauen: „Das kippt gerade ins Positive.“ Hefler berichtete, dass die Anmeldezahlen fürs kommende Schuljahr so hoch seien, dass drei fünfte Klassen gebildet werden könnten. „Das ist wahrscheinlich auch auf den Besuch der Kultusministerin zurückzuführen“, schätzte sie.
Bezahlbarer Wohnraum bleibt weiter knapp
Christiane Konstanzer brachte ein weiteres Thema auf: „Das Thema Wohnen kam im Bericht, was den Gemeinderat bewegt hat, nicht vor – das macht mir Angst.“ Altersarmut nehme zu, während bezahlbarer Wohnraum Mangelware sei. Hahnemann fügte hinzu, dass der „explodierte“ Mietspiegel in Salem dazu beitrage, weil darin die Bestandswohnungen nicht einflössen. „Wenn ich immer nur die Neuvermietungen nehme, wird die Durchschnittsmiete natürlich immer höher“, spielte sie auf die Wohnungen in der Neuen Mitte an. Christian warf ein, dass gleichzeitig viele Wohnungen in Salem leer stünden. „Vielleicht könnten die Ortsreferenten mal in ihren Orten durchgehen und nachfragen“, regte sie an.

Christel Speth widersprach: „Mit Druck erzeugt man gar nichts.“ Statt davon auszugehen, dass die Eigentümer nicht vermieten wollen, solle man lieber auf Gemeindeseite ein überzeugendes Konzept anbieten. Theresia Koritensky stimmte zu: „Man muss das Bewusstsein schaffen, dass man durch die Vermietung für beide Seiten etwas Gutes tut.“ Konstanzer lenkte den Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge: Wer keinen Wohnraum abgebe, müsse sich nicht wundern, wenn er keine Pflegekraft finde. „Wir brauchen alle einander“, schloss sie.