Die Türen des denkmalgeschützten Badischen Gasthofs „Schwanen“ bleiben vorerst geschlossen. Der langjährige Manager und Gastronom Horst Biedermann hat sich kurzfristig zum Aufhören entschlossen. Gleich mehrere Gründe nennt der renommierte Gastgeber und Caterer für den Entschluss. Die seit drei Jahren währende Sanierungs- und Umbaumaßnahme, deren Ende noch immer nicht absehbar scheint, ist einer davon. „Dass es so lange dauert, habe ich einfach unterschätzt“, erklärt Biedermann. Groll hegt er keinen, wie er betont.

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Vielmehr lobt er das überaus gute Zusammenspiel mit den Schlossherren des Landes, der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG). Die Bauherrschaft könne nichts dafür, versichert er. Es dauere eben lange, ein solch wichtiges Kulturdenkmal originalgetreu wiederherzustellen. Auch, wenn er durchaus verstehe, dass ein solches Kleinod für die Nachwelt erhalten werden muss, will Biedermann nicht noch ein weiteres Jahr unter Sanierungsbedingungen arbeiten. Inmitten der Vollsanierung habe er den Betrieb „komplett weitergeführt“ bis Ende Dezember. Die sanierte Küche sei wunderbar geworden, aber die Restaurant-Kapazitäten durch den Umbau arg eingeschränkt. Seit November 2022 ist der Hotelbetrieb schon geschlossen, weil die Zimmerzahl von bisher 16 auf 22 Zimmer aufgestockt wird.

Zusätzlich zum Gastrobetrieb hätten viele Absprachen bezüglich der Baustelle getroffen werden müssen. “Es wird bestimmt ein Schmuckstück werden, wenn es fertig ist“, ist der erfahrene Hotelier überzeugt. Nur bis dahin will er nicht mehr warten. Wehmütig ist er deswegen nicht, wie er sagt. Seine Frau Heike und er hätten sich gemeinsam entschlossen, das Hotel und Restaurant abzugeben. Das entsprechende Alter habe er ebenfalls, fügt der 62-Jährige hinzu.

Die Kunden des von Familie Biedermann organisierten Flohmarkts waren durch die Bank weg Bekannte und Freunde, die den Kauf von Geschirr ...
Die Kunden des von Familie Biedermann organisierten Flohmarkts waren durch die Bank weg Bekannte und Freunde, die den Kauf von Geschirr und Küchenutensilien auch als Möglichkeit zum Verabschieden von den Biedermanns und ihrem Team nutzen. Von links: Heike Biedermann, Mitarbeiterin Gabi Wiedmann und Kundin Viola Birkholz. | Bild: Martina Wolters

Um seine „Kinder“, wie er seine langjährigen Mitarbeiter liebevoll nennt, macht er sich keine Sorgen. Er sei stolz, dass seine Angestellten immer so engagiert waren. Seine Fachkräfte hätten sicher keine Probleme, in der Gastronomie der Bodenseeregion geeignete Arbeitsplätze zu finden. Überall fehle gut ausgebildetes Personal, auch bei ihm.

Wehmut, „Superlocation“ nicht mehr zu bedienen

Was Biedermann aber doch ein bisschen wehmütig stimmt, ist das Aufgeben des Catering-Bereichs. All die Jahre hat er „Hand in Hand“ mit der SSG für das Indoor-Catering gesorgt bei Großveranstaltungen wie Home and Garden, Hochzeiten oder den sommerlichen Open-Air-Konzerten. „Es ist schon toll, wenn man Künstler wie Nena, Lang Lang, David Garrett oder Peter Maffay hautnah erleben kann“, unterstreicht der Scheidende. Es sei besonders gewesen, in der „Superlocation von Schloss Salem“ die Konzerte mitgestalten zu dürfen.

Rund 300 Jahre reicht die Historie des Gasthof „Schwanen“ auf dem Schlossgelände zurück. Seit Februar 2022 wird er nun ...
Rund 300 Jahre reicht die Historie des Gasthof „Schwanen“ auf dem Schlossgelände zurück. Seit Februar 2022 wird er nun saniert und modernisiert. | Bild: Martina Wolters

Schlossverwalterin Birgit Rückert ist auf Nachfrage voll des Lobes für Biedermann und sein Team. Sie hätten „unglaublich erfolgreich zusammengearbeitet“. Biedermanns persönlicher Einsatz kann ihrer Meinung nach gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sieben Tage die Woche habe er im Gasthof gestanden. Seine langjährigen Mitarbeiter dokumentierten seinen Erfolg. „Das reißt uns jetzt sicher eine Lücke“, sagt die Schlossverwalterin mit Blick auf Biedermanns Schlussstrich auch im Cateringsektor. Was die von Biedermann ebenfalls betriebenen Gastro-Angebote Museumscafé und Weinstube angeht, zeigt sich Rückert zuversichtlich, bis zum Saisonstart eine Lösung zu finden.

Was das Gasthof-Restaurant sowie das zugehörige Hotel betrifft, werde nach einem Gastronomen gesucht, der nach Fertigstellung frisch einsteige. „Bei 120.000 Besuchern pro Jahr ist der Gasthof eine sichere Bank für jeden Pächter“, unterstreicht Rückert ihre Hoffnung, dass die Gasthoftüren des Schwanen nach erfolgreicher Sanierungsmaßnahme schnell wieder aufgehen.