Es muss gar nicht kompliziert sein. Nur frisch. Nach diesem Grundrezept kocht Alexandra Reck. Die Küchenchefin im Reck‘s, also dem nach ihrer Familie benannten Hotel in Salem, antwortet auf die Frage, mit was sie am liebsten kocht, diplomatisch: „Es ist gar nicht wichtig, ob es Seeteufel ist oder Schweinehals, Hauptsache, es ist frisch, handwerklich, saisonal, regional.“

Sie vergleicht sich mit einem Schreiner: Dem gehe es letztlich auch nicht darum, ob er einen Schrank oder einen Tisch baut, ob aus Buche oder Nussbaum. „So wie der Schreiner gerne mit Holz arbeitet, arbeite ich gerne mit Lebensmitteln.“

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Alexandra Reck wuchs in der Restaurantküche quasi auf. Ihre Eltern haben das Hotel im März 1967 erworben. Es wurde 1901 gebaut, im Zuge des Eisenbahnbaus. Es steht in Mimmenhausen, direkt gegenüber des Bahnhofs. Im ehemaligen Warenlager, wo von Pferdefuhrwerk auf die Schiene umgesattelt wurde, werden heute Hochzeiten gefeiert. Zu der parkähnlichen Hotelanlage gehört zudem ein Neubau mit Wellness-Oase. Und eine Kunstgalerie.

Ostermenü: Alexandra Reck kocht Fisch Video: Hilser, Stefan
Zum Selberkochen geeignet: Ein Bodenseefelchenfilet mit Kräutern gratiniert auf Blattspinat, dazu Linzgaukartoffeln: Das ist die ...
Zum Selberkochen geeignet: Ein Bodenseefelchenfilet mit Kräutern gratiniert auf Blattspinat, dazu Linzgaukartoffeln: Das ist die Empfehlung von Köchin Alexandra Reck zu Ostern 2022. Und so sieht es aus, wenn sie es zubereitet. | Bild: Hilser, Stefan

Alexandra Reck durchschreitet das Anwesen schnellen Schrittes. So viel gibt es zu zeigen, und so knapp ist die Zeit. Im Sauseschritt geht es durch die drei der Salemer Landschaft angepassten Gasträume: Salon, Schloss, Bauernstube. Im Neubau nimmt sie jeweils zwei Stufen auf einmal, um hoch zur Kunstgalerie zu gelangen. Ihr Vater, berichtet Alexandra Reck, war nicht oft von Salem fort. „Er hat Kunst gesammelt.“ Soll heißen: Er holte sich das Schöne zu sich nach Hause. Im Neubau des Hotels füllen die erstandenen Gemälde eine Kunstgalerie, die eine große Öffentlichkeit verdient hätte. „Das ist nur für unsere Gäste“, sagt die Küchenchefin.

Nicht nur Sinn fürs Essen: In der Kunstgalerie mit Werken, die ihr Vater sammelte.
Nicht nur Sinn fürs Essen: In der Kunstgalerie mit Werken, die ihr Vater sammelte. | Bild: Hilser, Stefan

Dass sich unter den Töchtern des Hotelgründers Alexandra zur Nachfolgerin in der Küche entwickeln würde, hat sich offenbar schon früh abgezeichnet. Als kleines Mädchen, berichtet Alexandra Reck, sei sie immer schon mit auf dem Küchentisch gesessen und sei ihren Eltern zur Hand gegangen. Der Apfel fällt hier nun nicht weit vom Stamm: Auch ihre Kinder wachsen am Herd quasi auf. So wie sie‘s erfahren hat, traute nun auch sie ihren Kindern in jungen Jahren zu, ein Messer zu bedienen. „Es muss nicht gleich ein großer Säbel sein. Aber wenn wenn‘s dann auch mal ein Schnittle im Finger gegeben hat, was soll‘s?“

Drei Schwestern im Hotel

Mit zwei ihrer Schwestern führt Alexandra Reck das Haus in zweiter Generation, ihre Schwester Christine kümmert sich um Service und Büro, Annette um Service, Wein und Deko. Alexandra Reck: „Letztendlich machen wir alles miteinander, aber jede von uns hat so seins.“

Beim Filettieren eines Bodenseefelchens.
Beim Filettieren eines Bodenseefelchens. | Bild: Hilser, Stefan

Ja, die Hektik des Alltags. „Obwohl die Autos immer schneller werden, wird die Zeit immer knapper“, befindet die Mutter dreier Kinder. Aber genau das sei auch mit ein Grund, warum sie sich um ihre Branche keine Sorge macht. Sich verwöhnen lassen, mit Familie und Freunden um den Tisch sitzen, ohne sich über den Abwasch Gedanken machen zu müssen. „Was gibt es Schöneres im Leben“, fragt Alexandra Reck, die ihren Beruf sichtlich liebt. Bei ihr kommt die Komponente hinzu: „Die eigene Familie verwöhnen, was gibt es Schöneres?“

Muskatnuss im Spinat: Für Alexandra Reck ein Muss.
Muskatnuss im Spinat: Für Alexandra Reck ein Muss. | Bild: Hilser, Stefan

Ihr ist durchaus bewusst, dass Frauen in Restaurantküchen selten sind. Nicht in den Küchen generell, aber in der Gastroküche schon. Das liege wohl an der schlechten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wobei sie es aus ihrer eigenen Geschichte heraus nie anders kennen lernte: In der Restaurantküche aufgewachsen, nimmt Alexandra Reck nun ihre eigenen Kinder – die älteste Tochter ist mittlerweile 17 Jahre alt – wie selbstverständlich ebenfalls mit an ihren Arbeitsplatz. Wer nur in einem fremden Haus angestellt ist, könne das nicht so einfach handhaben, weshalb viele Frauen nach ihrer Köchinnenausbildung in Großküchen von Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen wechselten, wo die Arbeitszeiten eher so sind wie im Büro.

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Trends in der heutigen Küche

Die Köchin beobachtet bei ihren Gästen den Trend hin zu vegetarischen und veganen Gerichten. Diesbezüglich bilden ihre Kinder die ganze Bandbreite ab. Ihre Töchter bevorzugen fleischlos, ihr Sohn Max dagegen sage: „Mama, Fleisch ist das beste Gemüse.“

Hauptsache gesund. Ihr Tipp für die Küchenpädagogik und gesundes Essen lautet auch hier: Mitmachen lassen, die Kleinen am Kochvorgang beteiligen. Und: kreativ sein. In den Laden gehen und mit den Kindern gemeinsam mal nur nach grünem Essen Ausschau halten: Zucchini, Paprika, grüner Spargel, Petersilie, egal was: „In einer Lauchzwiebel anschwitzen, Nudeln oder Reis darunter, dann ist das ist ein tolles Gericht.“

Voilá!
Voilá! | Bild: Hilser, Stefan

Wenn Alexandra Reck nun in der Küche werkelt, wenn man ihr dabei zusehen darf, dann gerät man ob der Geschwindigkeit, mit der sie das kocht, ins Staunen. „Die Logistik macht‘s“, sagt sie zurückhaltend. Will heißen: Wenn alles parat liegt, dann landet es entsprechend schnell in der Pfanne oder unterm Grill.

Für unser Ostermenü hat sie ein Bodenseefelchen mit Spinat und Kartoffeln zubereitet. Innerhalb weniger Minuten liegt es auf dem Teller, frisch, handwerklich zubereitet, schonend verarbeitet. „Kochen ist gar nicht schwierig“, findet sie. „Man muss es sich nur zutrauen, einfach machen.“ Dieses „einfach machen“ ist doppeldeutig gemeint. Könnte auch heißen: Unkompliziert kochen, ohne falsche Scheu vor Fehlern. Hauptsache frisch.