Wenn die in Frickingen aufgewachsene und in Salem lebende Sylvia Kudermann von ihrer Zeit als Kinder- und Jugendbegleiterin erzählt, strahlt sie über das ganze Gesicht. „Die Arbeit mit den Kindern hat mich sehr bereichert“, unterstreicht die 66-Jährige. Elf Jahre lang hat sich die gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte ehrenamtlich in Salemer Bildungseinrichtungen für Kinder engagiert. Das Erlebte hat sie aufgeschrieben und unter dem Titel „Glückshelden“ in einem Selbstverlag veröffentlicht. Warum die Betreuungstätigkeit sie so erfüllt hat und sie darüber ein Buch geschrieben hat, erzählt sie im Gespräch.

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn sie mit den Schülern zusammen gelesen, gemalt oder gespielt hat, fühlte sich die kinderlose Frau selbst „ein bisschen wie ein Kind“, beschreibt Kudermann. Sobald Kinder sich ausführlich mit einer Sache befassten, vergäßen sie darüber die Zeit. Ihr sei es in der Zusammenarbeit mit den Schülern ebenso gegangen. Dieser Zustand des intensiven Sich-Befassens habe bei ihr genauso Glücksgefühle hervorgerufen wie die gesamte Zusammenarbeit. „Probleme waren dann nicht so präsent und dadurch fühlte ich mich leicht und frei“, führt Kudermann weiter aus. So leicht und frei kann sie sich nicht immer fühlen. Sie leidet an einer chronischen Erkrankung mit starken Schmerzen. Auf Grund dessen wurde sie schon mit 41 Jahren berentet.

Als sie eine Anzeige im Salemer Amtsblatt las, dass zu der Zeit an dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum Jugendbegleiter gesucht wurden, stellte sie sich einer neuen Herausforderung. Sie spricht von dem „Abenteuer Kinder“, betont aber, wie sehr es sie beeinflusst und bereichert hat. Neben den Glücksmomenten, die Kudermann mit den Kindern erlebt hat, habe sie auch viele Denkanstöße durch kindliches Verhalten bekommen. Sie habe über viele Erlebnisse nachdenken müssen. Beispielsweise warum ein Junge, dessen Hose im Hochsommer beim Spielen am Bach nass geworden war, solche Angst hatte, nach Hause zu gehen. Leicht wäre es für Kudermann, wenn sie mit dem Finger auf die Erziehungsberechtigten des Jungen zeigen würde.

„Ich möchte Menschen zum Nachdenken anregen“

Stattdessen sucht sie nach eigenen Anteilen. „Wo bin ich an einer Stelle in meinem Leben so perfekt, wie die Familie des Jungen sein möchte?“, fragt sie sich. So geht Kudermann auch in ihrem Buch vor. Sie erzählt von der Begegnung mit einem oder mehreren Kindern und zieht einen Schluss daraus. „Ich möchte Menschen zum Nachdenken anregen“, sagt sie. Den moralischen Zeigefinger zu heben, liege ihr fern. Ihre kleinen Episoden enthielten nicht nur humorvolle Passagen, sondern seien auch geprägt von ihrer Wertschätzung gegenüber Kindern.

Das 122 Seiten umfassende Buch hat Sylvia Kudermann im Selbstverlag herausgebracht.
Das 122 Seiten umfassende Buch hat Sylvia Kudermann im Selbstverlag herausgebracht. | Bild: Martina Wolters

Wie es überhaupt dazu kam, dass sie das 122 Seiten umfassende Buch geschrieben hat? Immer wenn sie ihrem Mann oder Freunden von den Erlebnissen aus der Hausaufgabenbetreuung, von den Deutschstunden für Flüchtlingskinder oder aus der Bambini-AG zum Eingewöhnen der Erstklässler berichtet habe, hätten diese sie ermuntert, die Geschichten festzuhalten. Hinzu kommt, dass Kudermann nach eigener Angabe „schon lange den Drang verspürt, zu schreiben“. So absolvierte sie eine Fortbildung via Video bei der Wirtschaftsjournalistin und systemischen Beraterin Ingrid Langschwert in heilsamem Schreiben.

Angebote für Schreibworkshops und Lesung

Am 16. November möchte sie in Salem im Fachwerk 11 erstmals einen Schreibworkshop anbieten. „Schreibglück am Morgen“ heißt ein Angebot, das Kudermann jeden ersten und dritten Dienstag in der Markdorfer Bürgerwerkstatt Ulrich 5 anbieten wird. Ferner plant Kudermann eine Lesung aus ihrem Erstlingswerk im November in der Mimmenhausener Fritz-Baur-Grundschule. Der Termin wird noch bekannt gegeben. „Mein Büchle ist wie eine Liebeserklärung an die Kinder“, sagt die Verfasserin über „Glückshelden“.