Langsam drängt die Zeit: Die zunehmende Schmutzfracht bringt die Kläranlage in Buggensegel, die im Jahr 1991 gebaut wurde, an ihre Grenzen. Die wasserrechtliche Betriebserlaubnis ist 2020 ausgelaufen und gilt derzeit nur unter Auflagen weiter. Bernhard Eder vom beauftragten Planungsbüro machte in der Gemeinderatssitzung deutlich, dass die Anlage an den Stand der Technik und gesetzliche Vorgaben angepasst werden muss: „Das Landratsamt hat Buggensegel schon öfter drauf hingewiesen, dass die Kläranlage deutlich überlastet ist, zum Teil um 25 bis 30 Prozent.“ Noch könnten diese Spitzen abgedeckt werden, doch müsse man künftig mit einer höheren Schmutzfracht bei einem geringeren Wasserzulauf rechnen.

Pflicht zur vierten Reinigungsstufe kommt

Hinzukommt, dass bis 2045 alle Kläranlagen energieautark betrieben werden müssen und das Bodensee-Einzugsgebiet wahrscheinlich als Risikogebiet eingestuft wird. Dann müssten die Anlagen verpflichtend mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet sein, welche Spurenstoffe wie Mikroplastik und Medikamente herausfiltern soll.

Bei der Sanierung der Anlage in Buggensegel werde man eine neue Verfahrenstechnik hinzubauen. Dabei setze man auf eine anaerobe Schlammstabilisierung mit Faulung, erklärte Bernhard Eder: „Man baut mehr Schlamm ab, benötigt weniger Energie, hat weniger Entsorgungskosten und kann das Gas nutzen.“

Planer stellt drei mögliche Varianten vor

Zunächst stellte Eder einen Entwurf vor, bei welchem die Faulung und die Gasspeicherung in einem Stahlbehälter integriert werden, die vierte Reinigungsstufe dafür zweistufig mit Ozonung und Filterung gebaut sei. „Wir müssten noch einmal eine Pumpstation bauen – das würden wir nicht empfehlen, denn auch das ständige Pumpen verursacht Kosten.“ Die zweite Variante würde die vierte Reinigungsstufe ans Ende der Nachklärung setzen, wodurch man sich auf einen Aktivkohlefilter beschränken könnte. Die Kompaktfaulung würde zweistufig in einem Betongebäude mit externem Gasbehälter stattfinden, was jedoch höhere Investitionskosten bedeute.

Bild 1: So könnte die Kläranlage in Buggensegel erweitert werden: Drei mögliche Varianten
Bild: Schönlein, Ute

Günstigste Lösung kommt auf gut 12,5 Millionen Euro

Der Planer empfahl daher die dritte, zusammengeführte Variante mit einer einstufigen Faulung im integrierten Stahlbehälter und der vierten Reinigungsstufe als Aktivkohlefilter. „Das ist von der Kostenrechnung her die günstigste Variante, aber die Entscheidung liegt bei der Gemeinde.“ Variante 1 sei mit knapp 14 Millionen Euro kalkuliert, Variante 2 mit knapp 13,5 Millionen und Variante 3 mit gut 12,5 Millionen Euro. Auch bei den Jahreskosten sah Bernhard Eder Variante 3 als die vorteilhafteste.

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Entscheidung soll Ende April fallen

Bürgermeister Manfred Härle machte deutlich, dass eine Entscheidung erst in der nächsten Sitzung anstehe: „Die Gemeinderäte haben am 9. April die Möglichkeit, das direkt in der Kläranlage erläutert zu bekommen.“ Henriette Fiedler (FWV) erkundigte sich nach der Zukunftsfähigkeit des Ausbaus: „Wie kommen Sie auf die 19.000 Einwohnergleichwerte?“, fragte sie nach dem Maßstab, der auch die Schmutzeinträge von Industrie und Landwirtschaft berücksichtigt. Eder berichtete, dass man die jüngsten Jahresberichte ausgewertet und bis zu zehn Prozent als Prognose hinzugerechnet habe: „Wenn Sie ein großes Gewerbegebiet erschließen wollen, müssen Sie es jetzt sagen, dann müssen wir anders planen.“

Manuel Kugler (FBL) sprach den Baugrund an, worauf Eder erklärte, dass man 17 Meter in die Tiefe gebohrt habe: „Es ist keine abdichtende Schicht gekommen, daher müssen wir hoffen, dass kein Hochwasser in der Bauphase kommt, sonst wird es teuer.“ Petra Karg (GoL) wollte wissen, wie man Klimaneutralität erreiche. Eder dazu: „Wir bauen eine Faulung, die erzeugt Gas und das wird in Strom und Wärme umgewandelt.“ Den Rest erreiche man durch die Photovoltaik-Anlage. Weitere Wärmekonzepte rechneten sich höchstens für größere Kläranlagen.

Auf Fiedlers Frage nach der vierten Reinigungsstufe bestätigte Eder, es sei abgeklärt, dass man auf eine aufwendige zweistufige Anlage mit Ozon verzichten könne und der Aktivkohlefilter im nachgeschalteten Teil ausreiche. Antje Möller (GoL) wollte wissen, ob Medikamente herausgefiltert würden. Der Planer bestätigte: „Die lagern sich chemisch an. Auch 80 Prozent des Mikroplastiks wird in den Schlamm herausgezogen und der wird verbrannt.“