Ein kalter Wind weht in der Dämmerung, die Fahne des Hauses Baden hängt auf Halbmast und dutzende Besucher spazieren den Kiesweg des Schlosshofs hinauf zum Münster. Die Glocken läuten und schwarz ist die Farbe der Stunde. Die meisten Besucher tragen für die öffentliche Trauerfeier für Max Markgraf von Baden schwarz: schwarze Mäntel, schwarze Anzüge oder schwarze Hüte.
In Uniform und Tracht ins Münster
Anders sieht die Trauerkleidung bei Matthias Kunle, Wolfgang Kunle, Tatjana Kunle und Barbara Rothfuß vom Historischen Grenadiercorps 1810 aus Villingen-Schwenningen aus. Die Mitglieder des Historienvereins tragen Uniform und Tracht.

Sie wollen ihrem Markgrafen in voller Montur die letzte Ehre erweisen. „Er war Ehrenmitglied in unserem Verein“, erzählt Grenadierhauptmann Wolfgang Kunle.
So manchen Zapfenstreich gefeiert oder so manches Gläschen Wein habe man mit dem Markgrafen über die Jahre getrunken, berichtet er. „Die Arbeit bei uns im Verein war für ihn immer eine Herzensangelegenheit“, ergänzt Barbara Rothfuß.
Die Villinger wirken nachdenklich, doch sie lächeln, wenn sie vom Markgrafen erzählen. „Er war ein sehr nahbarer Mensch“, sagt Rothfuß. „Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.“
Feuchte Augen und ein Lächeln
Viele Besucher auf dem Schlossplatz sind in positiver Stimmung zur Trauerfeier gekommen, so auch Winfried Böhm. Er will den Markgrafen an diesem Nachmittag für seine Arbeit beim Roten Kreuz würdigen. Böhm sei seit über 50 Jahren Mitglied und verbinde mit dem Verstorbenen vor allem seine Unterstützung für den Rettungsdienst. „Seine königliche Hoheit hatte immer ein offenes Ohr und einen guten Humor“, erzählt er.
Am liebsten denke er an viele Fahnenumzüge der Rotkreuz-Verbände in den 1980er Jahren, wo der Markgraf immer anwesend gewesen sei. Böhm grinst hinter seinem Vollbart, während er daran zurückdenkt und bekommt feuchte Augen. „Das waren tollte Veranstaltungen mit Musikkapellen und den Fahnen der Ortsvereine“, sagt er. „Das hat uns das Gefühl gegeben, dass wir eins sind.“
„Mensch ohne Allüren“
Neben Böhm ist vom Roten Kreuz unter anderem auch Markus Kempter vor Ort. Der Vorsitzende des Überlinger Ortsvereins sagt: „Ich habe den Markgrafen als einen bodenständigen und hemdsärmeligen Menschen kennengelernt.“ Er sei „einer von ihnen“ gewesen. „Er war ein Mensch ohne jegliche Allüren“.
Gekommen wegen der Trauerkränze
Aus einem etwas anderen Grund ist die Salemerin Marianne Meckler mit ihrem Mann Tilman an diesem Spätnachmittag in den Schlosshof gekommen. „Ich bin früher Floristin gewesen und wollte mir die vielen Trauerkränze angucken“, gibt sie zu.
Das Ehepaar sei erst vor drei Jahren nach Salem gezogen und habe daher nicht so eine enge Verbindung zum Markgrafen gehabt wie andere. „Wir wissen aber, dass viele in der Gemeinde ihm positiv gegenüberstanden“, so Marianne Meckler.
So viel sie wüssten, habe der Markgraf viel für die Gemeinde und Vereine getan. „Ich finde es daher gut, dass die Menschen ihm hier die letzte Ehre erweisen.“ Grundsätzlich stehe das Ehepaar adeligen Institutionen wie dem Haus Baden aber kritisch gegenüber. „Wir finden, dass das ein wenig aus der Zeit gefallen ist“, sagt Tilmann Meckler.
Alles rund um Markgraf Max von Baden
- Der bescheidene Adlige aus Salem: Max Markgraf von Baden ist tot
- Ein Herz für die Region: Bilder aus dem Leben von Max Markgraf von Baden
- Kommt König Charles zur Trauerfeier für Max Markgraf von Baden?
- Was die Öffentlichkeit während der familiären Trauerfeier für Max Markgraf sehen wird
- So bereitet sich Salem auf die größte Trauerfeier der vergangenen Jahre vor
- Welche Aufgaben hat der Markgraf? Fünf Fragen zum Haus Baden
- Was heißt I.K.u.K.H. vor dem Namen der Markgräfin? Wie Sissi und das Haus Baden zusammengehören
- „Man hätte die Monarchie erhalten können“: Der Historiker Lothar Machtan über Wilhelm II, Max von Baden und Errungenschaften der Revolution