„Es war eine Bauchentscheidung innerhalb von ein paar Sekunden“, sagt Daniel Duttlinger. Er hat zum 1. November die Pacht im Gasthaus „Rössle“ in Mittelstenweiler übernommen. Andreas Andritzke hört gesundheitsbedingt auf. Duttlinger ist selbst Gast im „Rössle“, seine Mutter Gabi arbeitet seit viereinhalb Jahren im Service. Am Tisch kam die Idee auf, dass Duttlinger der neue Betreiber wird. „Meine Mutter hat mir den Ball zurückgespielt und gesagt: Du warst doch schon mal selbstständig“, erinnert er sich. Also bewarb er sich kurzerhand.
Das „Rössle“ ist dabei in vielerlei Hinsicht besonders. Als das Anwesen 2015 zum Kauf angeboten wurde, gründeten die Bewohner eine Bürgergenossenschaft, um es zu übernehmen und so im Ort zu erhalten. Denn es ist ihr Zentrum, wo sie sich treffen. Zudem hat Andreas Andritzke mit seiner Frau Pranee und Koch Michael Buchner eine deutsch-thailändische Küche etabliert. „Das Team und der Koch bleiben auf jeden Fall“, sagt Neu-Pächter Daniel Duttlinger. Doch eine persönliche Note soll einfließen. „Wir schauen uns das Thema vegetarisch und vegan an. Auch wollen wir die Karte mit dem Thema Fisch erweitern“, kündigt Duttlinger an. Allergien und Unverträglichkeiten soll spezielles Augenmerk geschenkt werden.
Mit Wir meint Duttlinger nicht nur das alteingesessene Team, sondern auch seine Verlobte Stefanie Merkle-Bunk. Eine Stunde vor der symbolischen Pachtübergabe machte er ihr einen Heiratsantrag. „Wirt und Wirtin auf dem Papier.“ Das passt für den Salemer, der aus Mittelstenweiler stammt. Mit zwei weiteren Interessenten stand er in der engeren Auswahl für die Pacht, wie Susanne Wollmann, Vorstandsmitglied in der Genossenschaft, erklärt. „Unsere Aufgabe ist es mehr oder weniger, jemanden zu suchen, der sich hier entfalten kann. Wir haben die Basis in Form von Gebäude, Gartenwirtschaft, Küche und Toilettenanlage geschaffen.“ Für die Genossenschaft war allerdings klar, wo die Tendenz hingeht. Auch die Vorstandsmitglieder freuen sich, dass das Bewährte erhalten bleibt, ohne dabei neuen Ideen im Wege zu stehen. Die Entscheidung fiel für Duttlinger.

Der vorherige Pächter Andreas Andritzke ist überzeugt: „Wenn man das so weitermacht, funktioniert das.“ Er ist der Einzige im Rössle, der geht. „Es sind ein bisschen gemischte Gefühle. Eine Selbstständigkeit kommt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr infrage.“ Daniel Duttlinger will Andritzke zur Seite stehen und sagt: „Wenn er mich braucht, bin ich da.“ Selbst einen Aushilfsjob in den Monaten Mai bis Oktober kann er sich vorstellen. Mit festem Händedruck und den besten Wünschen für die Zukunft übergibt er Duttlinger schließlich das Lokal.
Daniel Duttlinger freut sich auf die Zeit, die kommt. Er bleibt zwar erst mal in seinem Job im Vertrieb; als Sicherheit für das Rössle. Aber: „Ich werde täglich hier sein. Das ist kein Hobby, kein Zeitvertreib. Ich habe mir schon was gedacht.“ Duttlinger hat eine GmbH gegründet. Behördengänge, Kontakt mit dem Veterinäramt sowie Onlineschulungen zu Gastronomie und Lebensmittel bestimmten in den vergangenen Monaten den Alltag Duttlingers und seiner Verlobten Stefanie Merkle-Bunk. Seine Verlobte stieg gleichzeitig in den Service mit ein. „Es ist etwas ganz Neues und macht Spaß“, berichtet sie.

Keine Kneipe, ein Speiserestaurant
Das „Rössle“ ist keine Kneipe, wie die Beteiligten betonen. „Es ist ein Speiserestaurant. Die Gäste kommen von ringsherum her, von Pfullendorf bis Ravensburg“, sagt Andreas Andritzke. Urlauber finden ebenso den Weg nach Mittelstenweiler, etwa vom Campingplatz aus. Willkommen ist ebenso der Stammtisch. Das „Rössle“ ist das Zuhause der Dorfbevölkerung. Nach den Lieblingsgerichten befragt, gerät die Runde ins Stocken. Brathähnchen aus dem Backofen, oder doch ein thailändisches Curry? Daniel Duttlinger sagt: „Sie sind alle durch die Bank lecker. Es wäre nicht gerechtfertigt, ein Gericht hervorzuheben.“ Die anderen Team- und Vorstandsmitglieder nicken ihm lächelnd zu.