Sipplingens Bürgermeister Oliver Gortat hat sich in seinem Amt, das er 2017 antrat, bisher nicht sehr oft beim Schmieden großer Bündnisse hervorgetan. Vielmehr traf er manche Entscheidung in seinem stillen Kämmerlein und stieß sowohl den Gemeinderat als auch die Öffentlichkeit damit vor den Kopf. Erinnert sei an das von ihm beschlossene Aus fürs Weißwurstfrühstück oder an die geplante Gründung eines „Kulturwerks“, das er im Ort durchzuboxen versuchte. Doch ohne Gemeinderat, der ihm den nötigen Rückhalt bieten würde, lässt sich auch im kleinen Dorf schlecht Politik machen.
Wenn man nun liest, was Gortat auf Facebook, hoch offiziell auf der Seite des Sipplinger Bürgermeisters, an Meinung zum Konsum von Cannabis verkündet, fragt man sich, wo er eigentlich seine Aufgabe als Politiker verortet. Will er Politik für die Bürger Sipplingens machen, oder wähnt er sich zu einem Amt in Berlin berufen? Mit einem Wust an Pseudo-Wissen zu einem bundespolitischen Thema lässt sich jedenfalls vor Ort kein Vertrauen aufbauen.
In aller Öffentlichkeit fordert der Bürgermeister die Freigabe von Cannabis, und wirft dabei wild alle Aspekte der seit Jahren auf Bundesebene geführten Diskussion in einen Topf. Er verharmlost, indem er naiv den Wirkstoff beim Kiffen mit Alkohol vergleicht. Er polemisiert, indem er pauschal das Urteil von Ärzten als eine launenhafte Diagnose herabsetzt. Und er lässt tief blicken, indem er behauptet, Cannabis habe „positiven Einfluss auf unsere Gesundheit“.
Die Deutschen sind eine besoffene Gesellschaft, sie trinken zu viel Alkohol. Richtig. Aber Wein kann man auch trinken, nur weil er schmeckt. Gekifft wird dagegen nur, wenn man sich berauschen will.
Als Bürgermeister hat Gortat eine absolute Vorbildfunktion im Dorf. Was er mit seinem rätselhaften Plädoyer für die Freigabe von Cannabis auch immer sagen wollte, es war kein geeigneter Beitrag für die Bildung von Bündnissen mit anderen Verantwortungsträgern. Berauschend war das jedenfalls nicht. Gortat käme besser vom Thema Joint zurück zur Weißwurst.