Sipplingen Die Turnhalle der Grundschule in Sipplingen ist an diesem Vormittag voller Musik, die von Kinderrufen übertönt wird, untermalt vom Getrappel ihrer Füße. Die Schülerinnen und Schüler spielen Packen. Das Ganze läuft unter Sportunterricht, denn in der halb zur Baustelle umorganisierten Turn- und Festhalle ist an Geräteturnen oder Ähnliches nicht zu denken. Die Burghard-von-Hohenfels-Schule wird darauf auch bis auf Weiteres noch verzichten müssen, denn mindestens bis zum Jahresende wird die Halle und werden die Umkleiden saniert.
Ursprünglich sollte die Schule in den Monaten des Umbaus ihren Sportunterricht als Schwimmunterricht in der Überlinger Therme abhalten. Diesen Beschluss fasste der Sipplinger Gemeinderat im Juli 2023. Doch dann wurde die Sanierung ein um das andere Mal verschoben. Ein schon unterschriftsreifer Vertrag wurde im Januar 2024 wieder abgesagt, denn damals stand wieder in den Sternen, ob und wann der Umbau der Halle über die Bühne gehen könnte. Seit ein paar Monaten wird umgebaut. Das Freigelände hinter der Halle ist eingezäunt und in der Halle finden sich neben Sportgeräten und Matten, die normalerweise in angrenzenden Räumen verstaut wären, auch Metallregale. Ein regulärer Sportunterricht scheint in dieser Halle gegenwärtig kaum möglich. Und ab Ende Mai werden auch die Umkleiden nicht mehr zu benutzen sein.
Schulleiterin Nadja Wintermeier kritisiert, dass die Gemeinde ihre Schule zu wenig in notwendige Absprachen eingebunden hat. „Der Stundenplan an sich ist eine sehr komplexe Sache, die viel Abstimmung und Regelung bedarf. Offensichtlich fehlt in der Gemeinde das Verständnis dafür“, sagt sie. Vor allem die Kommunikation mit ihr und dem Kollegium sei es, die sie empört: „Wir wurden zu keiner Sitzung des neuen Gemeinderats eingeladen, auf der unsere Belange diskutiert wurden“, schreibt sie. „Keiner unserer Anträge (September und November 2024) wurde auf die Tagesordnung des neuen Gemeinderats aufgenommen.“ Für sie ein Ausdruck davon, welchen Stellenwert die Schule aktuell im Dorf besitzt.
Ihre Kritik bezieht sich dabei vor allem auf den Schwimmunterricht, der nicht nur während der Umbauzeiten der Halle als Ausweichsport für die Heranwachsende essentiell sei. Die Leiterin des Schulamtes in Markdorf, Bernadette Behr, unterstützt ihre Kollegin in diesem Punkt: „Sportunterricht und darin inbegriffen Schwimmen hat einen sehr hohen Stellenwert in der Bewegungserziehung der Grundschule (Pflichtunterricht laut Bildungsplan)“, schreibt sie. Schwimmen bediene „wichtige motorische und soziale Erziehungsziele“. Und weiter: „Das Erreichen der Schwimmfähigkeit, nachgewiesen durch den Schwimmpass, ist bis Ende Klasse 6 ein von den Schulen zu erreichendes Ziel.“ Nadja Wintermeier ergänzt: „Mit zunehmendem Alter wird das Erlernen der Schwimmfähigkeit aber immer schwieriger.“ Bei der letzten Überprüfung der Schwimmfähigkeit in den Klassen hätten sechs von 14 Viertklässlern und acht Kinder in der 1. und 2. Klasse nicht schwimmen können.
Angesichts des Zustandes der Halle und eines fehlenden Schwimmunterrichts, hat die Schule ihren Stundenplan mittlerweile umgestellt. Offiziell sei es ihr zwar nicht mitgeteilt worden, sagt Wintermeier, aber sie habe informell erfahren, dass der Gemeinderat in seiner April-Sitzung einen Vorschlag der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis genommen hätte. Danach soll die Schule im Juni und Juli ihren Sportunterricht auf den Sportplatz oder in den Wald abhalten. „Offiziell ist mir das bis heute nicht mitgeteilt worden“, sagt Nadja Wintermeier, aber sie habe im Stundenplan alle Vorbereitungen getroffen, damit durch das Parallellegen von Klassen und durch andere Maßnahmen „der lange Weg von 20 Minuten zum Sportplatz oder zur anderen (Schwimm-)Halle zu bewältigen ist“ und „außerdem die anderen Unterrichtsverpflichtungen wahrgenommen werden können“.
Der dringende Appell des Schulamtes, beziehungsweise der kommissarische Leiterin des Staatlichen Schulamtes Markdorf, Bernadette Behr, lautet: „Das Kultusministerium legt besonders großen Wert auf die Umsetzung des Schwimmunterrichts, weil er in den vergangenen zehn Jahren aus verschiedenen Gründen in manchen Gemeinden nicht umgesetzt werden konnte.“