Mit den fünf Stimmen der CDU-Ratsfraktion sowie zwei Stimmen aus den Reihen der Demokratischen Bürger Sipplingen (DBS) hat der Gemeinderat des Dorfes in seiner letzten Sitzung des Jahres die Sanierung der Turn- und Festhalle für rund 3,38 Millionen Euro beschlossen. Diese Kosten hatte das Stockacher Architekturbüro Fiedler errechnet und landete damit rund eine Million höher, als noch im Sommer 2024 angenommen worden war. Die Kostenexplosion geht auf eine Untersuchung des Bauvorhabens durch das Architekturbüro zurück.
Thema wird über eine Stunde behandelt
Bis dahin hatte dem Gemeinderat lediglich eine um zu erwartende Baukostensteigerungen fortgeschriebene Kostenschätzung des vorher mit dem Vorhaben beschäftigten Büros Zermatt vorgelegen. An Zuschüssen kann die Gemeinde aus unterschiedlichen Fördertöpfen knapp 1,4 Millionen Euro erwarten, sodass sie aus eigenen Mitteln rund 2 Millionen Euro bereitstellen muss. Ob die Gemeinde weitere zusätzlich beantragte Fördermittel in Höhe von 360.000 Euro erhalten wird, ist derzeit noch offen.
In der gut einstündigen Behandlung des Themas war in der jüngsten Ratssitzung immer wieder von Bauch- oder Kopfschmerzen, aber auch von schlaflosen Nächten die Rede, die das Thema den elf Gemeinderäten beschert hatte. Zur Diskussion stand, ob die vom Architekturbüro vorgeschlagene, umfassende Sanierung beschlossen werden sollte, oder ob es doch eher mit ein paar Reparaturen getan sei und womöglich in einigen Jahren eine neue Halle geplant werden könnte. Dann allerdings müsste man auf bereits zugesagte Fördermittel in Höhe von knapp 1,4 Millionen Euro verzichten.
Frage nach Eigenleistungen in der Halle
In einer vorangegangenen, nicht öffentlichen Klausurtagung des Rates wurde dem Architekten aufgegeben, mögliche Einsparpotenziale für die von ihm favorisierte, umfassende Sanierung zu benennen. Auch wurde gefragt, in welchem Umfang Eigenleistungen erbracht und dadurch Kosten reduziert werden könnten. Die den Räten drei Tage vor der Ratssitzung zugestellte Antwort beziffert Einsparmöglichkeiten von rund 217.000 Euro, wobei rund 76.000 Euro auf mögliche Eigenleistungen entfallen. Architekt Fiedler zur Erklärung: „Es sind nur dort Arbeiten in Eigenleistung möglich, in denen es keine Gewährleistungspflichten gibt. Das sind im Wesentlichen Reinigungs- und Malerarbeiten.“

Im Mittelpunkt der Erörterung stand neben den zu erwartenden Kosten vor allem das Thema Brandschutzauflagen. Diese waren der Gemeinde 2016 auferlegt, allerdings bis heute nicht umgesetzt worden. Eine kurzfristig vorgenommene Brandschau hat nun laut Architekt Fiedler ergeben, dass zumindest diese seinerzeit festgelegten Auflagen umzusetzen sind, wenn die Halle weiterhin betrieben werden soll. Wie hoch die Kosten dieser Umsetzung wären, unter denen also die Halle weiter betrieben werden könnte, vermochte der Architekt nicht zu sagen. Bürgermeister Oliver Gortat: „Aber da müssen wir auf jeden Fall ran.“
CDU: Kein Weg an großer Sanierung vorbei
Clemens Beirer erklärte im Namen der CDU-Fraktion, wieso kein Weg an der großen Sanierung vorbeiführe. Mehrfach betonte er das hohe Gefährdungspotenzial der Halle für die dort turnenden Kinder. Nur der Brandschutz alleine reiche nicht aus. Veraltete Tore, defekte Turngeräte und andere fehlende Einrichtungen gefährden den Nachwuchs. Beirer: „Ich möchte denjenigen sehen, der den Eltern dann, wenn sich ein Kind schwer verletzt, sagt: Wir mussten an den Kosten sparen.“
Mit einer runden halben Million Euro mehr an Ausgaben bekomme die Gemeinde „mit etwas Glück ein Vielfaches von dem, was wir bei einem reduzierten Umfang hätten“. Christine Keßler, CDU, sagte: „Die Kostensteigerung hat mich zunächst schockiert. Aber jetzt bin ich dafür, dass wir die Sanierung mit den Fördergeldern machen. Aber es dürfen keine weiteren Zusatzkosten entstehen und es müssen alle Einsparungen, die möglich sind, umgesetzt werden.“

Melissa Staiger und Caroline Fruchtzweig von den DBS schlossen sich der Position der CDU an. Staiger: „Es ist besser, die große Investition zu machen, als in fünf oder zehn Jahren nachbessern zu müssen. Das kommt dann teurer raus.“ Man solle allerdings die PV-Anlage über das ganze Dach ziehen und nicht nur über 60 Prozent, meinte auch Caroline Fruchtzweig.

DBS-Ratsmitglied fehlt minimale Lösung
Kritik kam von Arne Schuldt, DBS. Ihm fehlte eine „Auflistung dafür, welche Aufgaben umgesetzt werden müssen, um einen weiteren Betrieb des Sportes und Sicherheit für die Kinder zu gewährleisten“. Ihm habe die minimale Lösung gefehlt, die eventuell mit 300.000 Euro umzusetzen gewesen wäre und die Möglichkeit eröffnet hätte, über eine neue Halle oder die komplette Planung des Gesamtgebietes in den nächsten Jahren nachzudenken. Auch sei unklar, ob die zusätzlichen Fördergelder fließen werden. Vor diesem Hintergrund könne er dem Vorhaben nicht zustimmen. Eine Position, der sich die DBS-Gemeinderäte Thomas Seiberle, Martin Kitt und Fridtjof Caspers anschlossen.
Alle Gemeinderäte sprachen sich nach dem mehrheitlich positiven Beschluss für das große Sanierungskonzept aus, alle vom Architekturbüro Fiedler vorgeschlagenen Einsparmöglichkeiten einzuplanen. Allerdings lehnten sie – bei zwei Enthaltungen – die Gründung eines Betriebes gewerblicher Art (BgA) ab, die von der Verwaltung vorgeschlagen worden war, um Steuererleichterungen zu ermöglichen. Dies würde vermehrten Aufwand in der Verwaltung bringen und den Vereinen wolle man dadurch erforderlich werdende Nutzungsgebühren nicht auferlegen.