Dem Überlinger Baubürgermeister passt es ganz offensichtlich nicht in den Kram, dass er im Fokus der Öffentlichkeit steht, dass er den Überlingern Rechenschaft über seine Arbeit ablegen muss. Matthias Längin bekleidet ein Wahlamt, der Gemeinderat wählte ihn im Dezember 2013 mit dem denkbar knappsten Ergebnis von 12 zu 10 Stimmen auf diesen Posten. Der Beigeordnete einer Stadt unterliegt zwar keiner Volkswahl, ist über die Gremienwahl aber selbstverständlich dem Volk verpflichtet. „Ich freue mich riesig, dass Sie mir das Vertrauen geschenkt haben“, sagte Längin in einer ersten Reaktion nach seiner Wahl.
Heute sei einmal daran erinnert, dass man sich dieses Vertrauen der Öffentlichkeit immer wieder neu erarbeiten muss. Dazu gehört es auch, Fragen der Öffentlichkeit ernst zu nehmen. Doch sogar in Gemeinderatssitzungen zeigt sich der Bürgermeister immer wieder genervt von Fragen der Stadträte und bügelt sie zuweilen barsch ab. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Umstand einmal öffentlich zur Diskussion zu stellen.
Aufgaben laut Landesverfassung
Eine Stadtverwaltung hat eine Auskunftspflicht gegenüber der Öffentlichkeit. Die Details regelt das Landespressegesetz. Darin werden Journalisten auf die öffentliche Aufgabe verpflichtet, Beiträge zur Meinungsbildung zu leisten, durch Beschaffung von Informationen, die im öffentlichen Interesse stehen. Die Themenliste in Überlingen wäre lang, darauf Stichworte wie Schloss Rauenstein oder Kellerwerft. Oder das wichtige Thema Mietpreisentwicklung. Da geht es einfach nicht, dass sich die Stadtverwaltung wegduckt. Auf Anfragen zumsozialverträglichenWohnungsbau sträubte sich die Pressestelle der Stadt über viele Tage nach Kräften, vertröstete, verwies erst auf Rücksprachen, die mit dem Oberbürgermeister zu treffen seien, dann wird auf den Baubürgermeister verwiesen, der wiederum antwortete auf nochmaliges Nachfragen nach insgesamt zehn Tagen nur in knappen Ja/Nein-Sätzen und reagierte auf die Bitte, er möge seine Aussagen in einem Telefonat näher erläutern, mit diesem Satz: „Ich habe, auch auf Grund negativer Erfahrungen mit Mitarbeitern des SK, generell kein Interesse an einem Telefonat.“
Kein Kranführer
Nicht telefonieren, das steht synonym für: Haltet mir die Bürger vom Hals! Wenn Längin von negativen Erfahrungen mit dem SÜDKURIER spricht, dann drückt er damit aus, dass ihm die Presse zuweilen mit unangenehmen Fragen lästig wird. Aber natürlich, es ist die Aufgabe der Presse, ihm lästig zu werden. Längin ist kein Kranführer im Dienste eines privaten Bauunternehmers. Längin ist, komisch, dass das hier betont werden muss, BÜRGER-Meister.