Der Name ist nach wie vor getrennt, doch wie vor fünf Jahren werden die Freien Wähler und die Wählervereinigung "Überlingen für Alle" (ÜfA) wieder mit einer gemeinsamen Liste bei der Gemeinderatswahl am 26. Mai antreten. "Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht", sagte Lothar Thum, der ebenso wie Fraktionssprecher Robert Dreher betonte, dass man nach fünf Jahren gemeinsamer Gemeinderatsarbeit keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Gruppierungen mache.
Im Gegenteil: Freie Wähler und ÜfA wollen sich auch ganz offiziell zu einer gemeinsamen Wählervereinigung zusammenschließen. Angekündigt hatten sie das bereits vor mehr als einem Jahr, der Vollzug steht aber nach wie vor aus. "Der Zusammenschluss ist nicht so einfach umzusetzen", erklärte Thum. Die unterschiedlichen Vereinsformen seien rechtlich kompliziert zusammenzuführen. "Wir werden den Zusammenschluss nach der Wahl engagiert angehen", sagte Thum.
Erfahrenes Spitzenduo
Zunächst aber zähle vor allem die Kommunalwahl – und für die sieht sich die Fraktion gut aufgestellt. Sieben Frauen und 19 Männer von 34 bis 77 Jahren stehen auf der Liste. Das Durchschnittsalter beträgt 58,3 Jahre. Angeführt wird die Liste von Robert Dreher auf Platz 1 und Lothar Thum auf Rang 2. Mit der Wahl folgte die Versammlung der Empfehlung der Vereinsvorstände, die die beiden erfahrenen Stadträte auf den beiden Spitzenposition gesetzt sehen wollten. Robert Dreher sitzt seit 15 Jahren im Gemeinderat und ist seit dem vergangenen Jahr Vorsitzender der Freien Wähler. Mit 25 Jahren im Rat ist ÜfA-Chef Lothar Thum sogar noch länger dabei. In dieser Zeit sei er "kein einziges Mal ungern in eine Rats- oder Ausschusssitzung gegangen".
Auch die drei weiteren aktuellen Stadträte Hubert Büchele (Platz 7), Martin Längle (19) und Ralf Mittelmeier (21) treten erneut zur Wahl an.
Überhaupt: Unter den Nominierten finden sich viele Kandidaten wieder, die bereits Erfahrung in der Gremienarbeit gemacht haben – vor allem in den Ortschaftsräten der sieben Überlinger Teilorte. Darunter unter anderem die vier Ortsvorsteher Martin Kessler (Hödingen), Siegfried Weber (Bambergen), Wolfgang Käppeler (Nesselwangen) und Gottfried Mayer (Lippertsreute).
Mit Klaus Herzog und Edeltraud Kessler stehen zudem zwei ehemalige Ortsvorsteher auf der Liste.
Dass die Überlinger Ortsteile verhältnismäßig stark vertreten sind ist keine Überraschung, hatte sich die ÜfA doch im Mai 1999 nach Aufhebung der unechten Teilortswahl formiert, um weiter eine Präsenz der sieben Teilorte im Gemeinderat zu gewährleisten. Mittlerweile seien die Dörfer am Ratstisch aber deutlich unterrepräsentiert, bemängelte Siegfried Weber. "Die Ortsteile wachsen immer weiter und im Gemeinderat sind wir immer weniger." Das möchte die Fraktion wieder ändern.
Vereinsförderung wichtiges Thema
Auch die Unterstützung der Vereine steht im Fokus der Fraktion. So finden sich viele Vereinsvertreter auf der Kandidatenliste wieder – unter anderem Klaus Pillebeit, Vorsitzender des FC Überlingen, und Andreas Keller vom Vorstand des Musikvereins "Harmonie" Lippertsreute.
Hinzu kommen bekannte Überlinger Unternehmer wie Marc Morath vom gleichnamigen Busunternehmen und Susanne Held vom Schifffahrtsbetrieb Held.
Doch auch neue Gesichter haben es auf die Liste geschafft, wie der 47-jährige Mario Abels (Listenplatz 3), der in Überlingen aufgewachsen und mit seiner Familie nach dem Studium wieder an den See zurückgekehrt ist. Er hat sich auf den Vertrieb von Möbeln spezialisiert.
Oder Christian Sellerbeck (Rang 24), der in Owingen eine Anwaltskanzlei betreibt, und von den Freien Wählern angesprochen wurde. Er sei nicht überredet, sondern überzeugt worden. "Ich habe mich schon länger für die Kommunalpolitik interessiert, aber ich passte nie in eine Partei rein." Das Konzept der Freien Wähler passe zu ihm.
Die Liste wurde einhellig abgesegnet. Uneinigkeit gab es nur bei der Wahl der Reihenfolge. Der Vorstand hatte zwei Alternativen zur Abstimmung gestellt: die Nominierung nach Alphabet oder im Reißverschlussverfahren von Frauen und Männer. Spitzenkandidat Dreher meinte: "Ich bin der Meinung, wir haben so starke Frauen, dass wir das Reißverschlussverfahren nicht brauchen." Außerdem habe man die Erfahrung gemacht, dass die Listenplatzierung nicht sehr entscheidend sei, sagte Dreher und verwies auf Ralf Mittelmeier, der vor fünf Jahren von Listenplatz 25 in den Gemeinderat gewählt wurde.
Ziel sind sechs Sitze im Rat
Mit 19 zu zwölf stimmten die Versammlungsteilnehmer dennoch für das Reißverschlussverfahren zwischen Frau und Mann in alphabetischer Reihenfolge – hinter dem gesetzten Spitzenduo Dreher und Thum. Damit rückten alle sieben weiblichen Kandidatinnen im Vergleich zur anderen Lösung mehrere Plätze nach vorne. "Wir haben eine tolle Liste mit Menschen, die Mitten im Leben stehen", fasste Spitzenkandidat Robert Dreher das Ergebnis zusammen. Als Ziel für die Gemeinderatswahl gab er sechs Sitze im Rat aus – einen mehr, als die Fraktion derzeit innehat.
Kommunalwahl
Am 26. Mai wird der Gemeinderat gewählt. 26 Sitze umfasst der Überlinger Rat, und somit kann jede Liste maximal 26 Personen ins Rennen schicken. Auf den vorderen Plätzen stehen meist die aussichtsreichsten Kandidaten.