Wer Sport macht, peilt in der Regel das oberste Treppchen auf dem Podest bei der Siegerehrung an. Allerdings erreichen nur die wenigsten dieses Ziel. Einer, der weiß, wie es sich anfühlt, ganz oben zu stehen, ist Denis Fantino aus Überlingen. Der 47-Jährige ist in Südfrankreich geboren und kam 2001 der Liebe wegen an den Bodensee. Sport spielte schon in seinen frühen Jahren eine große Rolle, denn er war ein sehr ambitionierter Amateur-Radrennfahrer.
Erste Rennen in der Schweiz
„Ich habe damals sehr intensiv trainiert“, sagt er selbst. „Genau das kommt mir heute absolut entgegen.“ Das Fahrrad hat Denis Fantino schon längst an den berühmten Nagel gehängt. Noch in Frankreich entschied er sich aus beruflichen Gründen für die Laufschuhe. „Erstens fehlte mir die Zeit, um die ganz großen Umfänge zu trainieren, und zweitens konnte ich auch im Winter laufen“, erklärt der Überlinger, der zu jener Zeit in der Schweiz und in Deutschland tätig war. Erste Rennen absolvierte er damals schon in der Schweiz.
Leidenschaft für den Laufsport
2001 kam er dann an den Bodensee. Er lernte im Studium seine heutige Frau kennen. Als es dann in die Arbeitswelt ging, entschieden sie sich gemeinsam für diesen Schritt. „Es war für mich als Diplom-Ingenieur einfacher, in Deutschland einen Job zu finden, als für meine Frau als Lehrerin in Frankreich“, argumentiert er. Mitgebracht hat Denis Fantino natürlich seine Leidenschaft für den Laufsport. Als sich dann allerdings Nachwuchs ankündigte, vernachlässigte er zugunsten seiner Kinder das Laufen. „Für mich waren die Kinder einfach wichtiger als mein Sport“, betont er.
Vor fünf Jahren hat mich ein Kollege motiviert, mal wieder zu trainieren. Wir sind gemeinsam in der Mittagspause gelaufen. Außerdem gab es um diese Zeit zum ersten Mal den Lake Estates Halbmarathon in Überlingen. „Das hat mich dann schon gekitzelt“, gibt Denis Fantino zu. „Ich wollte einfach mal sehen, wie gut ich drauf bin.“ Und er schaffte auf Anhieb eine Zeit von einer Stunde und 19 Minuten und wurde ganz nebenbei Stadtmeister. „Das hat mich so motiviert, dass ich wieder richtig angefangen habe zu trainieren“, erzählt er. Seitdem hat Denis Fantino seinen Stadtmeistertitel jedes Jahr verteidigt. Und ganz nebenbei seine Zeit bis auf 1:14 verbessert.
Mehr Wettkämpfe in kurzer Zeit
Damit aber nicht genug, denn der ambitionierte Läufer geht nicht nur in Überlingen an den Start, sondern absolviert auch regelmäßig ein paar Tage später einen Halbmarathon in Unteruhldingen. „In den ersten Jahren hatte ich immer Probleme mit meinen Beinen, weil die Pause so kurz war“, sagt Denis Fantino. „Mein Kollege, mit dem ich wieder zum Laufen gekommen bin, absolviert seit Jahren beide Rennen problemlos.“ Deshalb hat er seinen Laufstil geändert und rennt nun mehr über den Mittelfuß als über die Ferse. „Das hat perfekt funktioniert“, sagt der 47-Jährige. „Damit kann ich jetzt sehr viel mehr Kilometer rennen und vor allem mehr Wettkämpfe in kurzer Zeit absolvieren.“
Und den Lohn dieser Umstellung erntete er dieses Jahr, denn nach einem dritten Platz in Überlingen siegte er nur vier Tage später beim Pfahlbau Marathon in 1:18 und schlug dabei den Seriensieger Robin Hanser um eine knappe halbe Minute. Damit aber nicht genug, denn fünf weitere Tage später stand in Heiligenberg der Schlosslauf über zehn Kilometer an. Dort nahm er auch teil, obwohl das gar nicht geplant war.
Packender Endspurt
„Eigentlich bin ich in der Vorbereitung auf den Donautal-Marathon in Tuttlingen Anfang Juni“, gesteht Denis Fantino. „Da aber genau an diesem Tag ein schneller Zehn-Kilometer-Lauf auf meinem Trainingsplan stand, dachte ich, dass ich doch lieber in Heiligenberg einen Wettkampf absolvieren kann als alleine zu laufen.“ Und diesen Wettkampf gewann er dann auch noch buchstäblich im Vorbeigehen. Es war zwar ein packender Endspurt auf der Zielgeraden notwendig, um den Konstanzer Michael Kovermann mit 0,1 Sekunden Vorsprung auf Platz zwei zu verweisen, aber er lag am Ende vorne.
Jetzt steht erst einmal der Donau-Marathon im Fokus. „Ich bin momentan sehr gut drauf und versuche ihn am 10. Juni zu laufen“, sagt der 47-Jährige. „Allerdings werde ich nichts über das Knie brechen.“ Eigentlich wollte er danach seine „Lauf-Saison“ beenden, doch dadurch, dass er momentan im Linzgau-Laufcup knapp in Führung liegt, wird er es sich ziemlich sicher nicht nehmen lassen, auch noch das Wielemer Viertele in Mittelstenweiler am 6. Juli in Angriff zu nehmen. „Ich liege vorne und wäre ja verrückt, wenn ich mir diese Chance entgehen ließe“, sagt er mit einem Lächeln. „Außerdem sind das ja wieder zehn Kilometer.“
Enormes Trainingspensum
Sein Trainingspensum ist bis dahin ganz enorm, denn Denis Fantino läuft sechs Mal die Woche und legt zwischen 80 und 100 Kilometer zurück. Seine Trainingsstrecke liegt zwischen Überlingen und Hagnau. „Ich liebe die flache Strecke, auf der man richtig schnell laufen kann“, sagt der Franzose. „Wenn es mal richtig heiß ist, dann gehe ich hin und wieder in den Wald oberhalb der Birnau.“
Seine Lieblingsstrecke ist dann tatsächlich auch der Lake Estates Halbmarathon. Allerdings fand er es schade, dass die Strecke etwas verkürzt wurde: „In Nußdorf sind wir fast an unserem Haus vorbeigelaufen. Das war immer toll.“ Dennoch liebt er die flachen Strecken. So richtig beeindruckt war er vom Paris-Marathon 2004. „Es ist unglaublich, wenn man 50 000 Läufer am Start hat“, sagt er. „Und es gibt viele Starter, denen man nicht zutraut, dass sie das Ziel erreichen. Doch es schaffen fast alle.“
Halbmarathon ist Lieblingsdistanz
Ziel setzt sich der in Überlingen lebende Franzose eigentlich keine. In der momentanen Konstellation möchte er natürlich den Gesamtsieg im Linzgau-Laufcup anpeilen. Ansonsten nimmt er eventuell noch seine Bestzeit im Marathon von 2:47 Stunden ins Visier: „Es wäre super, wenn ich diese noch auf 2:42 Stunden verbessern könnte“, sagt er. „Dann ist im Marathon aber Schluss, denn in meinem Alter ist es ganz schwer, seine Zeiten zu verbessern.“ Außerdem ist seine Lieblingsdistanz sowieso der Halbmarathon. Damit ist auch klar, dass er seinen Titel als Stadtmeister in Überlingen keinesfalls kampflos abgegeben wird.
Denis Fantino
Der 47-Jährige ist in Südfrankreich geboren und kam 2001 der Liebe wegen nach Überlingen. Er ist Diplom-Ingenieur und arbeitet als Leiter im Projektmanagement in der Entwicklung bei Diehl Aerospace. In seiner Jugend war er ambitionierter Amateur-Radrennfahrer und stieg später auf die Laufschuhe um. Nach einer mehrjährigen Pause begann er vor dem ersten Lake Estates Halbmarathon vor etwa fünf Jahren wieder mit dem Training und ist seitdem viermaliger und einziger Überlinger Stadtmeister über diese Distanz. In diesem Jahr peilt er außerdem den Gesamtsieg im Linzgau-Laufcup an. Denis Fantino ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Nußdorf.
„Ich liege vorne und wäre ja verrückt, wenn ich mir diese Chance entgehen ließe. Außerdem sind das ja wieder zehn Kilometer.“
Denis Fantino