Erwin Niederer

Es ist wieder Atelierzeit in der Galerie Gunzoburg. Vier Wochen lang lassen sich zehn Künsterinnen und Künstler des Internationalen Bodenseeclubs (IBC) beim Arbeiten über die Schultern schauen. Die erste Gruppe mit Gerda Brüstle-Wallén, Therese Brückmann-Olivier, Angelika Brackrock und Monika Rosenberger ist gerade dabei, ihre Atelierparzellen einzurichten.

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Kisten voll Material, Farbtuben, Pinsel, Werkzeug

Werkstattatmosphäre pur: Kisten voll Material, Farbtuben, Pinsel, Werkzeug, es wird gedruckt, collagiert, montiert, gezeichnet und gemalt. Von der Idee zum Material in die Komposition, alle Arbeitsschritte werden transparent, Fragen gerne beantwortet. Monika Rosenberger fertigt intuitiv-gestische Bilder, Linien, Strukturen und gegenständliche Elemente schließen sich zu stimmigen Gesamtkompositionen zusammen. Bei ihr können die Besucher aber auch aktiv in den Entstehungsprozess einer Arbeit eingreifen, buchstäblich mitmischen, indem sie einzelne Bildelemente in Form von kleinen, vorgestalteten Täfelchen, mosaikartig zu einer individuellen Gesamtkomposition zusammenfügen – Kunst interaktiv!

„Mut“ von Therese Brückmann-Olivier.
„Mut“ von Therese Brückmann-Olivier. | Bild: Erwin Niederer

Archaisch anmutende Gesichtsmasken aus Avokadokernen

Therese Brückmann-Olivier arbeitet aus Avokadokernen kleine, archaisch anmutende Gesichtsmasken heraus, noch feucht geschnitzt (Grünschnitt) und minimal mit Farben nachbearbeitet. An den Wänden ihres Atelierabschnittes hängen auch großformatige Bilder, Schriftfragmente, Buchstaben, kombiniert mit bemalten Flächen. In einem Skizzenbuch finden sich mittels Frottage durchkopierte Schriftzüge von Überlinger Brunnen und Gedenkstätten, Relikte längst vergangener Zeiten, Zeitreisen mittels Text und Information.

„Gelege“ von Angelika Brackrock.
„Gelege“ von Angelika Brackrock. | Bild: Erwin Niederer

Wohnsiedlung für fliegendes Personal mit Eigenheimcharakter

Angelika Brackrock, bekannt für ihre fantasievollen, dreidimensionalen Montagen aus gleichartigen Einzelelementen, holt aus einer Materialkiste halbfertige, kugelartige Gebilde, gehäkelt aus groben Sisalfäden, Nistbeutel von Vögeln ähnlich. Als Gruppe montiert baumeln sie als Gesamtskulptur schließlich an der Wand, Wohnsiedlung für fliegendes Personal mit Eigenheimcharakter.

Wie aus dem feuchten Element gezogen wirkt eine andere Motivgruppe. „Gelege“ nennt Angelika Brackrock die Ansammlung von rundlichen Gebilden, überdimensionalen Fischeiern gleich. Spannend, hier einmal nachzufragen, wie sie auf die Ideen kommt, Konzepte entwickelt und wie sie letztlich handwerklich umgesetzt werden.

„Streichholzbilder“ von Gerda Brüstle-Wallén.
„Streichholzbilder“ von Gerda Brüstle-Wallén. | Bild: Erwin Niederer

Hunderte von Streichhölzern

Gerda Brüstle-Wallén hat sich noch kurzfristig der ersten Künstlergruppe im Sommeratelier angeschlossen. Eigentlich ist sie Steinbildhauerin, arbeitet vorwiegend mit Marmor und Alabaster, teilweise recht große, abstrakte, organisch wirkende Figuren. In den Räumen der Gunzoburg lässt sich das aber nicht realisieren, weshalb sie auf eine zweite Werkreihe aus ihrem Schaffen zurückgreift: konstruktive Montagen aus Pappe, Papier und aktuell aus Hunderten von Streichhölzern zusammengefügt, entweder dreidimensionale Raumgebilde oder Bild-Montagen in Rahmen.

„Das Publikum mischt mit!“ heißt diese Idee von Monika Rosenberger. Jeder Besucher kann sich aus den Täfelchen ein Bild ...
„Das Publikum mischt mit!“ heißt diese Idee von Monika Rosenberger. Jeder Besucher kann sich aus den Täfelchen ein Bild zusammenstellen. | Bild: Erwin Niederer

Noch vier Wochen lang werden die Galerieräume der Gunzoburg in regelmäßigem Wechsel von weiteren Künstlerinnen und Künstlern des IBC als Live-Atelier genutzt werden – eine seltene Gelegenheit, einmal unmittelbar mit der Entstehung von Kunstwerken in Berührung zu kommen.

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