Fehlende Bürgerbeteiligung, zu massive Bebauung, zu wenig Parkplätzen und Verlust mehrerer Bäume: Das alles beklagt Reinhard Irmscher aus dem Werner-Haberland-Weg in einer Stellungnahme im Namen der Anwohner-Initiative an der geplanten Bebauung auf dem Telekom-Areal. Die Initiative attestiert der Bebauung „Multikomplexität“.
Auch Gestaltungsbeirat der Architektenkammer hat Verbesserungsvorschläge
Auch der hinzugezogene Gestaltungsbeirat der Architektenkammer hatte nach seiner Beratung im Oktober einige Verbesserungsvorschläge gemacht, die sich nur teilweise unmittelbar auf den Bebauungsplan mit den vorgesehenen vier Gebäuden, teils auf das ganze Telekom-Gelände bezogen. Insgesamt sind hier zwischen dem Franz-Sales-Wocheler-Weg und dem Kuchelmannweg 33 Wohnungen vorgesehen. Eine leicht veränderte Planung empfahl der Gestaltungsbeirat inzwischen zur weiteren Beratung, die am Montag im Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr auf der Tagesordnung steht.
Das Vorhaben ist komplex und konfliktträchtig, zudem mit vielen Erwartungen verbunden. Die Investoren Betz & Weber Baupartner hatten das derzeit als „Haus der Vereine“ genutzte Telekom-Gebäude mit dem Turm und dem angrenzenden Areal 2015 erworben und setzen auf eine rentable Nutzung. Die Vision einer Umbauung des Turmes hatte der Gemeinderat im November 2018 abgelehnt.
Stadt erhofft sich neuen Wohnraum
Dennoch erhofft sich die Stadt neuen Wohnraum, wobei der Gemeinderat im Mai 2019 erstmals die Erfüllung einer Sozialquote forderte. Nicht zur Freude der Vereine, da sie mit dem Investor eine aus ihrer Sicht tragbare Vereinbarung über eine moderate Mieterhöhung abgeschlossen hatten. Im Mai hatte Hans-Peter Betz im Ratssaal schon angedeutet, dass die geforderte Sozialquote bei den geplanten Neubauten zulasten des Mietpreises für die Vereine könnte. Oberbürgermeister Jan Zeitler hatte erklärt, dass die Kommune sich nicht auf „Koppelungsgeschäfte“ einlassen werde. Ungeachtet dessen hoffen die Vereine explizit, dass der Investor eine für ihn befriedigende Lösung realisieren könne, wie Volker Epting und Dieter Faulhammer bei einem Tag der offenen Tür formulierten.
Anwohner sorgen sich um Verkehr
Die Anwohner sorgen sich um den Verkehr. Reinhard Irmscher rechnet für 33 Wohnungen einen Bedarf von mehr als 80 Parkplätzen vor, die trotz Tiefgarage nicht ausgewiesen seien. Dort sollen 37 Autos und 66 Fahrräder Platz finden. Der Bebauung fällt nicht nur der hintere Parkplatz, sondern auch eine kleine Grünfläche mit drei Platanen, einer Linde und einer Fichte zum Opfer. Die Initiative vermisst daher ein ursprünglich gefordertes mikroklimatisches Gutachten.
Als Ausgleich wollen die Planer neben einer Begrünung der Flachdächer auch zwischen den Gebäuden eine Grünfläche mit Spielplatz ausweisen. Auf eine formale Umweltprüfung will die Verwaltung verzichten. Ein beschleunigtes Verfahren sei möglich, weil die Fläche weniger als 20 000 Quadratmeter betrage, der innerstädtischen Nachverdichtung diene und es „keine Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung der Schutzgüter“ gebe.