Wer glaubt, dass am Mittwoch die Debatte um die Bebauung des Telekom-Areals ein Ende fand, der irrt. Bislang liegt erst eine kleine Teilfläche des gesamten Areals auf dem Reißbrett, und Investor Betz lässt keine Zweifel daran, dass er eines Tages auch das restliche Gelände umbauen und bebauen möchte. Mutiger wäre es gewesen, diesen Teil noch vor den Gemeinderatswahlen anzupacken.
Die Zeit und die steigende Wohnungsnot spielen dem Investor in die Hände. Gemeinderat Ingo Wörner (FDP) bringt es auf den Punkt: „Wir sind dringend auf der Suche nach Wohnraum, besser als für Wohnraum kann man das Gelände nicht nutzen.“ Er betonte, dass zwar niemand am Ratstisch die Ummantelung des Turms haben möchte, dass es aber Aufgabe des Gemeinderats sei, einen Bebauungsplan zu erstellen, der sich in die Nachbarschaft verträglich einfügt. Gemeint ist eine Überplanung des gesamten Telekomareals.
Den ersten Teil der Debatte führte der Gemeinderat im Geheimen. In der Diskussion hinter verschlossenen Türen wurde Maß angelegt, und ja, auch Maß gehalten. Die Anwohner spendeten dem Beschluss Beifall, als OB Jan Zeitler ihn in öffentlicher Sitzung verkündete. Doch warum wurde die Meßlatte für die vier Wohnblocks genau hier und nicht vielleicht ein bisschen niedriger oder höher angesetzt? Das darf die Öffentlichkeit nicht erfahren. Es wäre aber interessant zu wissen, gerade in Vorwahlkampf-Zeiten, welcher Gemeinderat nun eher dem Interesse der Nachbarschaft oder ganz allgemein den Wohnungssuchenden nachgibt. Also: Warum findet so etwas nichtöffentlich statt? Da muss sich doch niemand wundern, wenn weiter Gerüchte ins Kraut schießen und die öffentliche Debatte nicht zur Ruhe kommt. Transparenz jedenfalls sieht anders aus.
Noch ein Wort zum Telekomturm, dem „Langen Lulatsch“, wie ihn Gemeinderat Reinhard Weigelt mit Berufung auf den Volksmund bezeichnet. Dieser Lange Lulatsch aus der Langgasse ist einfach nur hässlich. Nachdem er für eine Wohnbebauung zum Tabu erklärt wurde, könnte man sich jetzt ja Gedanken darüber machen, wie man ihn ein wenig aufhübscht. In einer Karikatur in dieser Zeitung wurde der nicht ganz ernst gemeinte Vorschlag gemacht, den Turm zu umhäkeln. Kreative aus Überlingen griffen diesen Gedanken auf und schlugen vor, hier ein Kunstprojekt zu initiieren, eine riesige Skulptur, vielleicht eine Lichtinstallation. So ließe sich dem Hässlichen sogar noch Gutes abgewinnen.