Erwin Niederer

Frau Broszat, die Realschule Überlingen blickt auf 50 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück. Sie kennen das Realschulgeschäft, waren viele Jahre Schulleiterin in St. Elisabeth in Friedrichshafen und sind seit vier Jahren nun Rektorin hier in Überlingen. Was zeichnet aus Ihrer Sicht speziell die Realschule Überlingen aus?

Wir haben hier in Überlingen eine vielfältige und ausgesprochen aktive Schüler- und Elternschaft. Dasselbe gilt für unser Kollegium und unsere Mitarbeiter. Viele davon setzen sich tagtäglich über das normale Maß hinaus für ihre Schüler ein und manövrieren die Kinder verantwortungsvoll durch die schwierig-schöne Zeit der Pubertät hin zu einem erfolgreichen mittleren Bildungsabschluss. Eine Besonderheit der Realschule Überlingen ist sicher auch, dass nur wenige Ehemalige auf Dauer aus dieser wunderschönen Schulstadt wegziehen. Die meisten, die es von hier zunächst in die Ferne zieht, kehren wieder zurück. Und so findet man überall – ob im Handwerk oder in Fachbüros, in akademischen Berufen, in Verwaltungen oder in politischen Gremien – ehemalige Realschüler. Die enge, vitale Verbundenheit der Bürger von Überlingen mit ihrer Realschule ist sprichwörtlich und spürbar.

Die Realschule steht hier in Überlingen mitten in einem großen Schulcampus mit Gymnasium und berufsbildenden Schulen. Wie wirkt sich diese Schuldichte auf den Schulalltag an Ihrer Schule aus?

Außer der lediglich organisatorisch leidigen, aber ansonsten selbstverständlich nötigen Aufsichtspflicht hat diese Nähe nur Vorteile. Beispielsweise lernen Geschwisterkinder auf unterschiedlichen Schularten wie Gymnasium und Realschule hier quasi schulartenfamiliär nebeneinander. Immer das Kindeswohl im Auge, findet hier im Bedarfsfall zwischen den Schulen eine unkompliziert konstruktive Kommunikation statt. Insbesondere wechseln viele Realschüler nach der Mittleren Reife auf einen der vielfältigen Bildungswege der Beruflichen Schulen. Ob sie nun das Abitur ablegen, ein Berufskolleg besuchen oder im Rahmen der dualen Ausbildung dort zur Schule gehen: Sie bleiben in der Nähe und besuchen uns danach noch oft immer wieder, eben auch im Rahmen jeweils schulischer Projekte. Gerade die Beruflichen Schulen sind zuverlässige und bewährte Partner der Realschule, was die weiteren Bildungswege angeht. Es gibt bereits viele Projekte, in denen sich unsere Schulen seit jeher auf dem Schulcampus vernetzen. In Zukunft wollen und werden wir das noch deutlicher tun. Insbesondere freuen wir uns, dass der neue Oberbürgermeister den Schulcampusgedanken mit erkennbar voller Überzeugung und Tatkraft unterstützt.

Die Realschulsporthalle wurde 2013 gesperrt und 2015 abgerissen. Wie wirkt sich das auf den Sportunterricht an Ihrer Schule aus?

Natürlich leiden wir alle unter diesem Zustand und es belastet uns nun schon wirklich sehr lange. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Denn sehr viel Zeit bleibt im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke, nämlich der Strecke zur nächstmöglichen Turnhalle. Außerdem ist die Stundenplanung Jahr für Jahr dadurch enorm erschwert. Die umliegenden Schulen und Gemeinden versorgen uns wohlwollend nach ihren Kräften und Möglichkeiten, wofür man nicht dankbar genug sein kann. Wir sehnen uns für unsere Schülerschaft nach einer neuen Halle und sehen, dass es jetzt endlich voran geht. Wir danken allen von Herzen, die daran beteiligt sind, dieser Situation so schnell wie möglich abzuhelfen.

Mit der Einführung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg durch die letzte Landesregierung begann sich die Schullandschaft deutlich zu verschieben, was nicht nur in Pädagogenkreisen, sondern auch bei den Eltern durchaus kritisch gesehen wird. Wie stellen Sie sich dazu?

Die Realschule war und ist unverzichtbarer Bestandteil des erfolgreichen differenzierten Bildungswesens in Baden-Württemberg und wird es vor allem auch bleiben. Diese Schulart steht seit jeher für umfassende Chancen, eine Vielfalt der Übergänge ins Berufsleben und hohe Qualität. Der Fokus der Realschulen liegt auf der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler und auf einer modernen, zukunftsgestaltenden Bildung, die beispiellos effektiv Theorie und Praxis miteinander verknüpft. In der letzten Legislaturperiode wurde versucht, die Realschule durch eine ideologisch motivierte Bildungspolitik zu schwächen.

Wir alle haben die Auflösung der Realschule Salem ja hautnah miterlebt. Landesweit ist jedoch der Schulart Realschule aus guten Gründen seitens der Eltern die Treue gehalten worden und auch politisch wird die Schulart von der neuen Landesregierung und der Kultusministerin Susanne Eisenmann nun wieder gestärkt und als tragende Säule des Bildungssystems in Baden-Württemberg bezeichnet und anerkannt. Sich endlich fairerweise den Realitäten zu stellen und Qualität vor bloße Ideologie in Bildungsfragen zu setzen, das sind gute Weichenstellungen und zwar für alle Schularten in Baden-Württemberg und insbesondere für die Kinder in unserem Land.

Vom 6. bis 8. Juli feiert die Realschule ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Schulfest. Kollegium, Schülerschaft und Eltern haben an den Vorbereitungen mitgewirkt. Was erwartet die Besucher?

Wir beginnen am Donnerstag mit dem Festakt um 18 Uhr, bei dem wir geladene Gäste aus dem öffentlichen Leben und der Geschichte der Realschule Überlingen zu Gast haben. Als Gastredner begrüßen wir Jürgen Böhm, den Vorsitzenden des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR) und des Bayerischen Realschullehrerverbands (BRLV). An diesem Tag wird auch zum ersten Mal unser Festbuch verkauft, in dem das aktuell gesamte Kollegium und aktuell alle Schüler verewigt sind. Am Freitag feiern wir von 14 bis 18 Uhr ein fröhliches Fest mit unseren Schülern und den Eltern. Für diesen Tag haben viele Klassen ein Spielangebot auf die Beine gestellt. Von Bierkastenklettern bis zur Wasserrutsche wird alles geboten. Die Eltern können, soweit sie nicht sowieso eingebunden sind, gesellig bei Kaffee und Kuchen, warmen Speisen und Getränken zusammensitzen und dem Treiben entspannt zusehen oder mitmachen.

Am Samstag endet das Fest mit dem Ehemaligentreffen, das um 15 Uhr beginnt und um etwa 21 Uhr endet. Dieses Fest ist die große Unbekannte. Es haben sich zwar schon über 500 Gäste angemeldet, aber in der Stadt munkelt man, es gebe eine hohe Dunkelziffer Nichtangemeldeter. Wir sind auf jeden Fall gewappnet und freuen uns auf freudige Wiedersehen unter dem Dach der Realschule. Auch hier wird für Bewirtung gesorgt sein. Wir danken jetzt schon allen Helfern und besonders dem Förderverein, dem Gesamtelternbeirat und der SMV, die das Organisationsteam der Lehrer in jeder Hinsicht unterstützen.

Zur Person

Karin Broszat, Rektorin der Realschule Überlingen.
Karin Broszat, Rektorin der Realschule Überlingen. | Bild: Erwin Niederer

Karin Broszat ist seit 2013 Rektorin an Realschule Überlingen und seit Oktober 2016 Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands Baden-Württemberg (RLV).