Dieter Leder und Martin Baur

Den westlichen Bodenseeraum erwischte das heftige Unwetter am Freitagabend mit am stärksten. In der Zeit von 20.45 Uhr bis 23 Uhr erreichten Polizei und Feuerwehr eine Vielzahl von Notrufen. Bäume stürzten um, auch größere Gegenstände flogen umher und teilweise überfluteten Straßen. Die Feuerwehr Überlingen rückte ab 21 Uhr innerhalb kurzer Zeit zu insgesamt 27 Einsätzen aus. Neben zahlreichen Unwettereinsätzen – durch Schlammlawinen verschmutzte Fahrbahnen, Wassereinbrüche und umgestürzte Bäume – mussten die Einsatzkräfte auch zu drei Brandeinsätzen. Das Promenadenfest in Überlingen wurde abgebrochen und durch Polizei, Feuerwehr und Ordnungskräfte "ohne Zwischenfälle geräumt", lobt die Polizei.

Im Bereich von Sipplingen kam es auf der B 31 zu Hangrutschungen, so dass die Fahrbahn zeitweise gesperrt werden musste. Ebenfalls gesperrt wurde die B 31 zwischen Stockach und Überlingen, da die Fahrbahn an mehreren Stellen überflutet und mit Schlamm bedeckt war. Auch Zugstrecken mussten am Abend wegen umgestürzter Bäume, unterspülter Gleise sowie beschädigter Oberleitungen vorübergehend gesperrt werden.

Umgestürzte Tische und Bänke beim Überlinger Promenadenfest.
Umgestürzte Tische und Bänke beim Überlinger Promenadenfest. | Bild: Dieter Leder

Noch bei der Eröffnung am Freitagabend versprach Oberbürgermeister Jan Zeitler für das Überlinger Promenadenfest bestes Wetter: "Das bleibt auch das ganze Wochenende so, wenn der Oberbürgermeister das sagt." Keine drei Stunden später musste das Fest wegen Unwetter abgebrochen werden, die Gewitterfront traf das Promenadenfest mit voller Wucht.

Kurz vor 21 Uhr setzten Sturm und Starkregen ein, Zelte wurden beschädigt, der Strom fiel aus, ebenso mobiles Internet und Telefon. Die Besucher des Festes flüchteten sich ins Trockene. Mit der Zäpfle Bräss Band flüchtete sich Besucherin Christina Scheible ins Café "La Vita". Sie spricht "fast von einem Gehörschaden!, so laut haben die Band gespielt. Und sie spricht auch von Kreuzfahrtfeeling: "Man kommt nicht weg," denn draußen tobte der Sturm und machte eine Flucht unmöglich. Bei einigen intakten Ständen gab es nicht nur einen trockenen Platz, sondern auch noch etwas zu trinken, wenn auch im Dunklen: "Ein abgebrochenes Fest heißt ja nicht, dass der Zapfhahn abgestellt wird" erklärte einer am Landungsplatz, während draußen nur so der Regen niederprasselte. Um 21.30 Uhr musste das Fest schließlich für den Abend abgesagt werden, die Einsatzkräfte räumten das Gelände. An einigen Ständen wurde aber dennoch weitergefeiert, während andere Buden vom Sturm völlig zerlegt wurden.

Die Besucher suchten Zuflucht in umliegenden Restaurants und Bars oder stellten sich in Hausgängen unter. Auf der westlichen Seite der Promenade öffnete Dekanin Regine Klusmann kurz entschlossen das evangelische Pfarrhaus in der Grabenstraße: Im Saal bot sie damit hunderten Festbesuchern Unterschlupf vor Blitz und Sturm sowie eine trockene Bleibe während des sintflutartigen Regens. Viele bedankten sich bei Klusmann für die spontane Hilfe mit Spenden für die Renovierung der Auferstehungskirche. Samstagmorgen stand sogar die Schwerttanzkompanie mit Putzlappen und Schrubbern vor der Tür und putzten das Pfarrhaus.

Am Samstag sah das am Vorabend zerstörte Zelt der Guggevamps doch wieder ganz gut aus und es konnte gefeiert werden.
Am Samstag sah das am Vorabend zerstörte Zelt der Guggevamps doch wieder ganz gut aus und es konnte gefeiert werden.

Derweil wurden überall auf der Promenade Zeltplanen getrocknet und die beschädigten Stände wieder repariert, damit es am Samstag weitergehen konnte. Bei sonnigem Wetter genossen viele die ausgelassene Stimmung, doch am Abend verdunkelte sich von Westen her erneut der Himmel. Als das Feuerwerk in Unteruhldingen schon eine dreiviertel Stunde früher als geplant gezündet wurde, hatten viele Festbesucher schon eine böse Vorahnung. Kurze Zeit später setzten Blitz und Donner ein. Im Auftrag der Veranstalter informierte die Security an den Ständen über mögliche Wetterverschlechterung. Doch das große Unwetter blieb diesmal aus.

Der Sonntag bot nochmals hervorragendes Festwetter, bei leicht kühleren Temperaturen und leicht bedecktem Himmel genossen unzählige Überlinger ihr Promenadenfest.

 

"Wir hatten Glück im Unglück,"

Thomas Weber vom DRK Überlingen wartet mit einer erfreulichen Bilanz auf: Bis Sonntagabend hatte das DRK zwar viel Wespenstiche und kleinere Schnittwunden behandelt, aber keine einzige alkoholbedingten Einsätze: "Das war ein ganz vernünftiges Publikum." Auch Hanna Robitschko vom Organisationsteam dankt den umsichtigen Besuchern und Vereinen.

Nach einem Blick auf die Wetterkarte hatte ihr der Deutsche Wetterdienst am Freitagabend die eindeutige Warnung gegeben: "Sie sind von Überlingen? Viel Glück!" Daraufhin wurde das Fest sofort abgebrochen: "Wir hatten die schlimmste Unwetterwarnung – und die Sicherheit geht jederzeit vor. Die Besucher sollen sehen und merken, dass wir die Sicherheit ernst nehmen." So Robitschko, die meint: "Es war für alle gut zu sehen, wir wie so was handeln." Das bezieht sie auch auf die Organisation, denn mit den Erfahrungen von 2017 werde das Sicherheitskonzept noch verbessert. Robitschko ist insbesondere froh, dass die Stände der Vereine so gut gegen Wind und Wetter gesichert waren. Sie zieht sie eine positive Bilanz: "Wir hatten Glück im Unglück", und dass das so kam, war kein Zufall: "Die Vorbereitung hat sich gelohnt, das Sicherheitskonzept hat sich bewährt." (dle)