Bisweilen müssen sich die Mitglieder des Jugendgemeinderats weit aus dem Fenster lehnen. Das ist wörtlich gemeint, denn in ihrem Arbeitsraum in der Rampe in Nußdorf gibt es keinen Mobilfunkempfang. „Wenn man das Handy weit raushält, klappt es manchmal“, sagt David Jung schmunzelnd. Da das WLAN dort bisher auch nicht funktionierte, ist das jüngste politische Gremium Überlingens auf private Ressourcen angewiesen.

Bei der Hardware sah es lange Zeit nicht viel besser aus. Seit Monaten warteten sie auf die versprochenen Tablets als Arbeitsgeräte. Da der neue Gemeinderat auch mit solchen handlichen Computern ausgerüstet werden soll und eine Sammelbestellung Kosten spart, wurden die Jugendlichen immer wieder vertröstet. „
Die Tablets mit der vorinstallierten Ratsinformationssystems-App bekommen die Mitglieder des Jugendgemeinderats wahrscheinlich in ihrer nächsten Sitzung“, teilte Pressesprecherin Miriam Hohage auf SÜDKURIER-Anfrage mit. Die Geräte seien geliefert worden, müssten aber noch konfiguriert werden. Darüber hinaus teilte Hohage mit, dass mittlerweile das Internet in der Rampe „installiert und funktionsfähig“ sei.

Bei einem anderen Thema, der Nutzung von Social-Media-Kanälen auf Basis des Online-Auftritts der Stadt, muss sie sie allerdings weiter vertrösten. Bei ihrem Besuch in der SÜDKURIER-Redaktion machten fünf Vertreter des Gremiums, Nina Holzer, David Jung, Benjamin Kostenbäder, Fabienne Nejad und Espen Rechtsteiner, deutlich, wie wichtig diese Informationskanäle für sie sind.
Gleichaltrige – und damit ihre Wähler – erreichten sie am besten über Social-Media-Angebote wie Instagram oder Twitter. Die können sie aber nicht offiziell nutzen, sondern müssen auf ihre privaten Accounts zurückgreifen. „Informationen können wir eben am besten auf diese Weise weitergeben und beispielsweise auf Veranstaltungen aufmerksam machen oder schnell und unkompliziert Meinungsbilder abfragen“, erläutert Fabienne Nejad.
„Es liegt an datenschutzrechtlichen Fragen, die wir noch klären müssen“, antwortet Miriam Hohage auf die Frage, warum es klemmt. Die Anbieter hätten ihren Sitz im Ausland, die Stadt müsse den Nutzern ihrer Online-Dienste aber hiesige Standards in Sachen Transparenz bieten. Mit dem Problem sind alle öffentlichen Einrichtungen konfrontiert, die das vielerorts bereits gelöst haben.
Keine Hochschule kommt heute ohne die entsprechenden Social-Media-Angebote aus und auch Stadtverwaltungen, wie zum Beispiel Konstanz, weisen die entsprechenden Symbole auf ihrer Homepage aus. „Wir holen uns gerade Hilfe durch externe Berater zu dem Thema ein“, ergänzt Miriam Hohage und räumt ein, dass das man die Nutzung digitaler Informationskanäle bislang „ein bisschen vernachlässigt“ hätte.
Bei ihrem Besuch in der Überlinger Redaktion stellten die Jugendgemeinderäte ihre nächsten Aktionen vor: In Zusammenarbeit mit dem Jugendparlament in Friedrichshafen bereiten sie gerade eine Präsentation vor, mit der sie im Kreistag auf die in ihren Augen mangelnden Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) aufmerksam machen wollen.
Kreistag auf fehlendes Angebot aufmerksam machen
Im Wahlkampf hatten mehrere von ihnen versprochen, sich für bessere Verbindungen einzusetzen. „Vor allem Nachtbusse fehlen!“, sind sie sich einig. Da sich dieser Notstand nicht lokal beheben ließe, hätten sie sich mit den Friedrichshafenern zusammengetan.
Ein weiteres Wahlversprechen lautete, Angebote für Jugendliche in Überlingen zu schaffen. Auch hier sind sie mit der Umsetzung beschäftigt: Zurzeit plant der Jugendgemeinderat eine Party in der Rampe in Nußdorf, die nach den Herbstferien stattfinden wird.
Auch Landesgartenschau bereits im Blick
Auch das kommende Jahr und die Landesgartenschau haben sie bereits im Blick. Die Organisatoren hatten ihnen angeboten, den dort einmal im Monat stattfindenden Lazy Friday mit Programm zu füllen. „Wir sind bereits bei der Planung“, sagt Fabienne Nejad.