Dass es in einer Sitzung in Überlingen einmal so laut geworden war, daran konnte sich selbst von den altgedientesten Gemeinderäten niemand erinnern. Wobei es durchaus schon Kollegen gab, die auch mal aus der Haut fahren konnten. Getoppt wurde dies jetzt allerdings von der Bonndorfer Stadträtin Sonja Straub (CDU), die sich gegen den Bauantrag für eine Freiflächenfotovoltaikanlage in die Bresche warf. Dies von der Zuhörerbank, da sie zwar dem Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr nicht angehört, aber dennoch Rederecht hat.
Verwaltung verweist auf Kriterienkatalog und politisch gewollte Energiewende
Erst vor wenigen Wochen hatte der Gemeinderat Kriterien beschlossen, denen der vorliegende Antrag auch genüge, wie Baubürgermeister Thomas Kölschbach zu Beginn deutlich gemacht hatte. Den Solarpark Bonndorf will die Firma WPD Onshore zwischen Dorf und B 31-neu an der Kreisstraße Richtung Ludwigshafen mit einer Fläche von 5,6 Hektar erstellen. Im Sinne der politisch gewollten Energiewende könne aus Sicht der Verwaltung der Erstellung einer Freiflächenfotovoltaikanlage zugestimmt werden, bekräftigte Kölschbach, zumal die beschlossenen Rahmenbedingungen vom Vorhabenträger akzeptiert werden.
Zudem hatte die Verwaltung bei der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) aktuelle Informationen zur Einstufung der Bodenqualität eingeholt. Die sei zwar gut, allerdings mit der Vorrangstufe II und 60 Bodenpunkten kein Ausschlusskriterium für das Vorhaben. Dieser Einstufung widersprach Stadträtin Sonja Straub vehement und verwies auf die jüngsten Flurbereinigungsdaten. Damals seien die Flächen als beste Qualitätsstufe 1 taxiert worden.
Bürger sorgen sich um Landschaftsbild und Geräuschentwicklung
In ruhigerem Ton hatte Ortsvorsteher Dominik Schatz unter anderem auf die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und das einstimmig negative Votum des Ortschaftsrates von Bonndorf hingewiesen. In E-Mails an die Stadträte hatten Bonndorfer Bürger zuvor schon ihre Sorge vor einer ganzjährigen Geräuschentwicklung durch die Wechselrichter der Anlage gewarnt, die Bewohner beeinträchtigten.
Debatte um Qualität der landwirtschaftlichen Böden
Die Argumente von der Seitenlinie konnte Stadtrat Hubert Büchele (ÜfA/FWV) nicht ganz nachvollziehen. Der Andelshofener Landwirt sagte, zum einen seien es zwei Bonndorfer Landwirte, die sich als Eigentümer nach reiflicher Überlegung für eine Verpachtung der Flächen entschieden hätten. Zum anderen seien die Böden keineswegs dauerhaft verloren und könnten nach einem möglichen Abbau der Anlage durchaus wieder genutzt werden. Auch in der Landwirtschaft werde der Klimawandel immer spürbarer, betonte Büchele, daher bestehe auch aus dieser Perspektive Handlungsbedarf. Bernadette Siemensmeyer (LBU/Grüne) wies auf die regionale Wertschöpfung hin, von der schließlich auch der Teilort profitiere.
Fraktionskollege Herbert Dreiseitl wollte das Argument der Bodenqualität nicht ganz von der Hand weisen. Vielleicht gebe es ja Flächen mit schlechteren Böden. Das Votum des Ortschaftsrats müsse man ernst nehmen, erklärte Peter Vögele (FDP): „Wenn wir das nicht ernst nehmen, tun wir nichts Gutes.“ Mit 5:2 Stimmen fiel der Beschluss dennoch zugunsten des Bauantrags aus.