Frühzeitige Information ist alles, wenn man Fake News und Gerüchte vermeiden will. Doch mit ihrer zögerlichen Aufklärung öffnete die Stadtverwaltung Tür und Tor für Spekulationen der Bürgerinnen und Bürger. Handelt es sich um Baumskulpturen als Kunst im öffentlichen Raum? Oder wird hier Brennholz zwischengelagert? Es werden doch keine Schottergärten werden? Diese Gedanken gingen Passanten durch den Kopf, denen die mit Stämmen dekorierten Kies- und Sandflächen ins Auge fielen, die vor Kurzem auf öffentlichen Flächen am Straßenrand entstanden sind – unter anderem gegenüber der Zimmerwiese, beim Schulzentrum an der Obertorstraße oder im Wohngebiet am Burgberg.
Was im Moment noch einen recht trostlosen Eindruck macht und von manchem Leser schon als mondänes „Katzenklo“ interpretiert wurde, soll zeitnah zu einer blühenden Oase und einem Beitrag für innerstädtische Biodiversität werden, wie aus der Antwort auf eine Presseanfrage hervorgeht. Vor den Verwaltungsgebäuden in der Bahnhofstraße gibt ein kleines Schild den entscheidenden Fingerzeig: „Vielfaltsräume“ ist hier zu lesen.
Restflächen sollen zu Lebensräumen werden
Denn Restflächen im Straßenraum will die Stadt nutzen, um punktuelle Beiträge zu mehr Artenvielfalt zu leisten. Unter anderem sollen hier kleine Lebensräume für Insekten entstehen. Erblühen sollen aber auch Biodiversitätsinseln im Verlauf der kommenden Monate durch bunte Blumen- und Staudenpflanzungen, wie sie im Gartenschaujahr zum Beispiel auf Fahrbahnteilern der Lippertsreuter Straße vorgenommen wurden. Schließlich hat die Stadt im November 2024 den Deutschen Biodiversitätspreis erhalten und belegte darüber hinaus beim Wettbewerb „Straßenoasen“ des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg einen ersten Platz.
„Der Artenschwund hat in den letzten Jahren dramatische Ausmaße angenommen“, heißt es in der Antwort auf eine Presseanfrage. Dies gelte „insbesondere für die Insekten, die als Bestäuber zahlreicher Nutzpflanzen und als Nahrungsgrundlage für andere Tiere von immenser Bedeutung sind.“

Rasen ist ökologisch weitgehend wertlos
Unstrukturierte Grünflächen oder Rasen, die bis zu zwanzigmal im Jahr gemäht werden, seien dadurch teuer, aber ökologisch weitgehend wertlos. Solche Flächen seien Teil des Biodiversitätskonzepts der Stadt Überlingen. „Die nährstoffreichen Böden werden mit Sand und Splitt-Schottergemisch abgemagert“, erklärt die Abteilung Grünflächen. „Denn die Vielfalt der heimischen Flora entsteht nur auf mageren Substraten.“
Hinweisschilder sollen Aufschluss geben
Was wie ein schottriger Boden aussehe, sei „Grundlage für eine erfolgreiche Umwandlung zu einer insektenfreundlichen Blühwiese“. Nach der Bodenvorbereitung erfolgt eine gezielte Ansaat mit entsprechenden Blühpflanzen, die auf den jeweiligen Standort abgestimmt und heimisch sind. In manchen Fällen werden die Ansaaten durch Initialstaudenpflanzungen oder blühende Sträucher unterstützt. Für Wildbienen werden diese Flächen mit Totholzstrukturen und Sandlinsen ergänzt, da es auch die bodenbrütenden Insekten zu berücksichtigen gilt.
Anders als bei einer intensiven Gartenumgestaltung könne man nicht sofort erkennen, was genau gemacht wurde. Die Stadt habe aus diesem Grund Hinweisschilder an den Flächen teilweise angebracht, teilweise kommen sie wohl noch.