Thomas Bucher hat es wieder getan. Vor vier Jahren ließ der Salemer sich auf das Dach seines Hauses eine Solaranlage bauen, nun hat er das gleiche bei seinem Sohn gemacht. Dieser wird erst in einigen Monaten einziehen, doch auf dem Dach in Mimmenhausen glänzen bereits die Module in der Sonne. „8,7 Kilowatt Peak können sie produzieren“, sagt er. Das heißt: zwischen 8000 und 9000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. „Eigentlich hätte ich gern noch mehr drauf getan, aber der Platz auf dem Dach hat nicht mehr gereicht.“

„Habe mich einfach mitreißen lassen“

Bucher sei nie ein „Solarier“ der ersten Stunde gewesen, sagt er. Doch vor einigen Jahren sei er durch eine Markdorfer Umweltgruppe mit dem Thema in Kontakt gekommen. „Ich habe mich einfach mitreißen lassen“, sagt er. Bis auf den letzten Cent habe er sich das nicht durchgerechnet. Ihm sei es wichtiger, Teil von etwas Großem zu sein – der Energiewende. Und außerdem sagt er, während er im Garten seines Sohnes steht und aufs Dach guckt: „Es ist schön, wenn man seinen eigenen Strom verbraucht.“

Thomas Bucher vor dem Haus seines Sohnes. Auf dem Dach sind mehrere Solar-Module installiert.
Thomas Bucher vor dem Haus seines Sohnes. Auf dem Dach sind mehrere Solar-Module installiert. | Bild: Cian Hartung

Rund 25.000 Euro hätten die Module und der Einbau gekostet, seit Juni sei sie in Betrieb. Bislang habe die Anlage 1000 Kilowattstunden ins Stromnetz eingespeist, rund 80 Euro seien auf dem Konto seines Sohnes gelandet, so der 63-Jährige. Bei einem Blick auf die Dächer des Wohngebiets sagt er: „Ich wünschte, man könnte hier noch mehr davon sehen.“

Zahl der Solaranlagen stark gestiegen

Die Anlage in Salem-Mimmenhausen ist nicht die Einzige, die im vergangenen halben Jahr im Bodenseekreis in Betrieb gegangen ist. Zwischen 1. Januar und 31. August 2023 sind insgesamt 2168 Anlagen angeschlossen worden, so die Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur. Das übertrifft bei Weitem die Zahl der installierten Anlagen im gesamten Jahr 2022. Damals wurden 1423 Anlagen in Betrieb genommen, im Jahr 2021 waren es 968. Rund 70 Prozent der Anlagen befinden sich auf Hausdächern, Gebäuden oder Fassaden, der Großteil davon auf den Dächern von Eigenheimen. Rund 30 Prozent sind Balkonkraftwerke.

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Spitzenreiter im Bodenseekreis ist Friedrichshafen. Dort gingen in dem Zeitraum 617 Anlagen in Betrieb, so die Auskunft des Portals. Nach der Zeppelin-Stadt sind Tettnang (193) und Überlingen (190) die Städte, in denen im Jahr 2023 die meisten Anlagen in Betrieb gegangen sind. Auch bundesweit ist der Anstieg im Gegensatz zum Vorjahr zu spüren, so Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR). Demnach seien bis Ende Juli 593.000 neue Solaranlagen ans Netz gegangen. Im Vorjahr lag die Zahl bei rund 390.000 Anlagen, so das IWR.

Solar-Unternehmer: „Nachfrage stark gestiegen“

Den Trend zur Solaranlage ist auch an Gottfried Grundler nicht vorbeigegangen. Der Frickinger führt seit mehr als 20 Jahren einen Betrieb für Beratung, Einbau und Wartung von Solaranlagen. „In den vergangenen Jahren ist auch bei uns die Nachfrage stark gestiegen“, sagt er. Pro Jahr könnten er und seine Mitarbeiter rund 50 Anlagen einbauen, 2022 hätten sie aber rund 500 Anfragen gehabt, die sie ablehnen mussten. Einen Teil der Nachfrage erklärt er mit dem Anstieg der Strompreise infolge der Energiekrise.

Gottfried Grundler, Solar-Unternehmer und Gemeinderat in Frickingen. Er bezeichnet sich als „überzeugten Solarier“ und ...
Gottfried Grundler, Solar-Unternehmer und Gemeinderat in Frickingen. Er bezeichnet sich als „überzeugten Solarier“ und organisiert in der Gemeinde auch die sogenannten Watt-Wanderungen. Das sind Rundgänge über Energiethemen und Nachhaltigkeits-Aktivitäten im Ort. | Bild: Cian Hartung

Das sei aber nicht der einzige Grund, sagt er. „Ich denke, es wächst auch das Bewusstsein für die Klimakrise und die Dringlichkeit, zu handeln.“ Vereinzelte Kommunen förderten mittlerweile den Einbau eines Balkonkraftwerks, beispielsweise Friedrichshafen oder Frickingen. Noch gebe es aber zu viele bürokratische Hürden, so Grundler.

Bund will Anreize setzen für Solarausbau

Die bürokratischen Hürden sollen künftig weniger werden: Künftig soll der Bau und der Betrieb von Solanlagen noch einfacher und attraktiver werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf beschloss das Bundeskabinett Mitte August. Demnach müssten Besitzer die jeweiligen Netzbetreiber nicht mehr über ihre neue Anlage informieren und weniger Angaben im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur machen. Übergangsweise könne auch der normale Stromzähler in Betrieb bleiben, auch wenn dieser bei der Einspeisung von Strom ins Netz rückwärts läuft. Auf die Dauer braucht es aber einen Zweirichtungszähler, der den eingespeisten und den aus dem Netz bezogenen Strom getrennt voneinander erfasst.

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Ein weiterer Anreiz für den Solarausbau könnte ein Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums sein. Ab Ende September können Menschen eine Förderung beantragen, um mit dem eigens produzierten Solarstrom das eigene E-Auto aufzuladen. Voraussetzung für die Förderung sei, dass die Ladestation, die Solaranlage und der Stromspeicher neu angeschafft werden. Außerdem muss ein Elektroauto vorhanden oder bestellt sein. Insgesamt stehen 500 Millionen Euro für die Förderung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung, so das Ministerium.