Wie schaffen wir die Energiewende in der Bodenseeregion? Wie werden wir klimaneutral? Auf diese Fragen wollte der BUND-Landesverband bei einer Veranstaltung im Graf-Zeppelin-Haus mit ihrer neuen Klimastudie Antworten geben. Die Umweltschutzorganisation hatte diese beim Öko-Institut Freiburg in Auftrag gegeben. Dafür hatten die Wissenschaftler untersucht, wie ein Energiesystem der Zukunft in ganz Baden-Württemberg und den Gebieten der zwölf Regionalverbänden aussehen kann und welche Schritte dafür notwendig sind.

Die Studie orientierte sich an drei Klimaszenarien, die bis für das Zieljahr 2040 berechnet wurden. Die Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch erklärte bei ihrem Vortrag dazu, dass zu den wichtigsten Maßnahmen die Gebäudesanierung, Wind- und Solarkraft, Wärmepumpen-Offensive oder Fernwärme gehörten.

Diese Energieformen bietet der Bodenseekreis

Laut der Studie hat der Bodenseekreis ein großes Potenzial bei Solarkraft auf Dächern, Freiflächen sowie oberhalb von landwirtschaftlichen Flächen oder Parkplätzen. Gleichzeitig sollen bis zum Jahr 2040 noch mehr Energie aus Erdwärme, Müllverbrennungsanlagen oder Abwärme in Wärmenetze eingespeist werden – die bis dahin wiederum noch gebaut werde müssen. Auch der Bodensee kann dank Seewärme dazu beitragen, hier sind erste Pläne beim Stadtwerk am See bereits angelaufen.

Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende des BUND in Baden-Württemberg.
Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende des BUND in Baden-Württemberg. | Bild: Cian Hartung

Aber was ist mit Windkraft? Dieses Potenzial wies die Studie für die Region weniger aus. Das wundert nicht: Der Bodenseekreis gehört zu den Regionen im Südwesten mit geringem Windaufkommen. Anders ist das in den Landkreisen Sigmaringen und Ravensburg, die auch zum Regionalverband Bodensee-Oberschwaben gehören. Dort stehen bereits fünf Windräder.

Windräder in Markdorf oder Sipplingen?

Genaueres zur Windenergie erklärte Wolfgang Heine, Direktor vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Bis zum Jahr 2025 liefe dafür die Flächensuche für den Bereich des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. Dann soll sie in Form eines Satzungsbeschlusses verabschiedet werden. Bei dem Vorgang werden Flächen ermittelt, wo Windräder Energie erzeugen können, genügend Freifläche haben und gleichzeitig keine Vogelarten oder Siedlungsstrukturen beeinträchtigen. Insgesamt elf Prozent der Fläche des Regionalverbands sei dafür geeignet, zeigte er. Im Bodenseekreis seien demnach neben dem Markdorfer Gehrenberg Gebiete im östlichen Bodenseekreis im Sipplinger Hinterland geeignet.

Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben.
Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. | Bild: Cian Hartung

Für Solaranlagen seien deutlich mehr Flächen nutzbar, so die Analyse des Planungsverbands. Das heißt: rund 37 Prozent der Fläche des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. Im Bodenseekreis gelte das beispielsweise für landwirtschaftlich unrentable Flächen nahe Verkehrswegen. Gleichzeitig könnten Kommunen noch weitere Flächen für Solaranlagen ausweisen, auf denen Projekte geplant und vom Landratsamt genehmigt würden.

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Öko-Unternehmer: Die Sonne ist die Lösung

Nach vielen Power-Point-Folien, Zahlen und Tortendiagrammen brachte es ein anderer Redner auf den Punkt. „Die Lösung der Klimakrise ist die Kernfusion“, sagte Bene Müller, Vorstandsmitglied der Singener Solarcomplex AG. Mit der Kernfusion meine er aber nicht Atom- oder Kernkraftwerke, sondern die Kernfusion innerhalb der Sonne. Sprich: Die Lösung der Klimakrise ist Sonnenenergie.

Bene Müller, Vorstandsmitglied und Sprecher des Unternehmens Solarcomplex aus Singen.
Bene Müller, Vorstandsmitglied und Sprecher des Unternehmens Solarcomplex aus Singen. | Bild: Cian Hartung

Der Unternehmer hat in den vergangenen Jahren mit seiner börsennotierten Firma mehrere Solar-, Wind oder Wärmenetzprojekte in der Region auf den Weg gebracht. Er war eingeladen, um über diese Erfolgsgeschichten zu referieren.

„Wir sind ziemlich weit hinten“

Aber so hoch wolle er diese Projekte gar nicht hängen, sagte Bene Müller. Mittlerweile seien das lediglich einzelne Projekte, die „irgendwo herumstehen“. Wenn man die Klimaziele erreichen wolle, müssten mehr davon entstehen. „Wir sind in unserer Region ziemlich weit hinten bei dem Ausbau erneuerbarer Energien“, so Müller. „Und Baden-Württemberg ist auch wiederum weit hinten.“

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Dieses Vorhaben gelinge auch nur, wenn sich möglichst viele Menschen beteiligten. „Das betrifft nicht nur die Politik und die Bürger, sondern auch Fachkräfte“, sagte Müller. „Das sind die Faktoren, die den Ausbau der erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren in Deutschland und auch bei uns bestimmen werden.“