Die Stadtbücherei wird immer mehr zum dritten Ort, wie Leiterin Sabrina Böhringer es ausdrückt. Damit ist ein konsumfreier Ort gemeint, an dem sich alle Altersgruppen aufhalten und neben Bücher ausleihen auch Zeitung lesen, lernen, sich austauschen oder Veranstaltungen besuchen können. Mittlerweile gehören ebenso Alltagsgegenstände aus der Bibliothek der Dinge zum Repertoire, was zunehmend genutzt werde, so Sabrina Böhringer. Sie berichtet im Ausschuss Bildung, Kultur und Soziales, dass sie mehr Nutzer-Anmeldungen im Jahr 2023 verbuchen konnten.

Zwar gingen die Zahlen der physischen Ausleihen ebenso zurück, wie deren Bestand. Dafür sei die Onleihe, die Ausleihe elektronischer Medien, „nicht mehr wegzudenken“ und verbuche stetig wachsende Zahlen an Nutzern und Titeln. „Stolz“ sei das Team auf das wachsende und gut genutzte Angebot der Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene. Dazu kämen mehr Kooperationen mit Schulen und Kitas sowie zahlreiche Klassenführungen.

Bibliothek greift Trend aus dem Internet auf

Dass Bibliotheken mit ihrem Angebot flexibel sein müssen, wird an zwei Beispielen deutlich. Den in den sozialen Medien erfolgreichen Trend von BookTok, bei dem Jugendliche in kurzen Videos ihre Bücher-Favoriten vorstellen, greift die Bibliothek mit entsprechenden Ankäufen und einem speziellen Regal auf.

Probe zweite Auflage Booktok on Stage in der Stadtbücherei Überlingen im November 2024.Foto: Sabine Busse
Probe zweite Auflage Booktok on Stage in der Stadtbücherei Überlingen im November 2024.Foto: Sabine Busse | Bild: Sabine Busse

Dagegen werden DVD und CD immer weniger nachgefragt und laut Sabrina Böhringer von einigen Bibliotheken bereits komplett aus dem Programm genommen. So weit wolle man wegen des kleinen, aber treuen Nutzerkreises nicht gehen, aber das Angebot weiter herunterfahren.

Zu den positiven Entwicklungen gehört, dass die Zahl der ausgeliehenen Kinderbücher gestiegen sei, so die Leiterin. Sie spricht das „stark veränderte Nutzerverhalten“ in diesem Bereich an. Dem trügen sie mit einem entsprechenden Angebot an physischen und digitalen Medien Rechnung. Dazu gehören beispielsweise auch Computerspiele.

Zugang zu allen Medienarten ermöglichen

An dieser Stelle hakt Christian Sellerbeck (FWV/ÜfA) in der Ausschusssitzung nach. Er lobt die Bibliothek als „tollen Ort“, aber „warum kann man auch Konsolen und Computerspiele ausleihen?“, möchte er wissen. „Spielen ist ein Kulturgut“, antwortet Sabrina Böhringer. „Man muss lernen, damit umzugehen.“ Die Spiele seien erst ab 18 Jahren ausleihbar, was meist Familien nutzten, und nicht gewaltverherrlichend. „Als Bibliothek wollen wir allen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu allen Medienarten ermöglichen“, fügt sie an und erinnert an die Relationen. Die Spiele nähmen im Vergleich mit den Büchern nur einen kleinen Anteil ein. Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger fügt noch an, dass sie mit diesem Konzept die Linie der nationalen und Landesbibliotheken verfolgten. „Es geht auch um Teilhabe“, fügt er an. Es handele sich um wertvolle Spiele und man wolle auch in diesem Bereich pädagogisch sinnvolle Angebote machen. Das Argument, niemanden auszugrenzen, überzeugt Sellerbeck schließlich, wie er sagt.

Sabrina Böhringer bei einem CD-Regal.
Sabrina Böhringer bei einem CD-Regal. | Bild: Sabine Busse

Ulf Janicke (LBU/Grüne) nennt die Bücherei „eine Stadt in der Stadt.“ Er weist auf die erfolgreiche Kooperation mit dem Lesezeichen hin, einem Förderverein für die Literatur und das Lesen in Überlingen. „Das ist alles nicht selbstverständlich und vor allem, Ihnen zu verdanken“, richtet er seine Anerkennung an Sabrina Böhringer. Dem pflichtet Jan Zeitler bei. Er sagt, es sei ein „neuer Spirit in der Bibliothek“ entstanden.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Kosten sind ein Problem

Bettina Dreiseitl-Wanschura (LBU/Grüne) erinnert an die letzten Berichte vor dem Gremium und fragt nach dem Ziel, die Aufenthaltsqualität im Gebäude zu steigern. „Wir benötigen dringend geschlossene Räume für Gruppen und auch das Lese-Café bräuchte eine Aufwertung“, antwortet Böhringer. Der OB regt an, dafür Mittel im nächsten Doppelhaushalt, der in einem Jahr erstellt wird, einzuplanen.

Auch Günter Hornstein (CDU) lobt das tolle Angebot. „Ich muss trotzdem Wasser in den Wein gießen“, fügt er an und spricht den weiter gesunkenen Deckungsgrad an. Damit ist das Verhältnis der Einnahmen zu den Kosten gemeint. Die Leiterin ruft ins Gedächtnis, dass die Nutzer-Gebühren, ihre einzige Einnahmequelle, im April 2024 bereits erhöht wurden. „Ob man mehr kostenpflichtige Angebote will, muss man überlegen“, gibt sie den Stadträten mit auf den Weg.