Schon der Urgroßvater war Kommandant in der Feuerwehr. Das gab aber nicht den Ausschlag für die damals zehnjährige Doro Fink, ebenfalls in die Feuerwehr, in diesem Fall die Jugendfeuerwehr Trossingen, einzutreten. Heute ist sie 39 Jahre alt. „Mein großer Bruder, vier Jahre älter, ist Mitglied der Jugendfeuerwehr gewesen. Und da war für mich klar: Wenn ich zehn bin, will ich das auch.“

Mädchen in der Feuerwehr waren damals, Mitte der 1990er-Jahre, eine echte Seltenheit. Das bekam Doro Fink aber nie zu spüren. „Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt irgendwie komisch oder nicht willkommen gefühlt“, sagt sie und blieb der Feuerwehr Trossingen über viele Jahre treu, auch dann noch, als sie ihre Heimatstadt während des Studiums zeitweise verließ. Inzwischen war auch ihr jüngerer Bruder in die Wehr eingetreten, ein Feuerwehr-Geschwister-Trio – bis heute.

In der Feuerwehr fühlt sie sich pudelwohl

Als Doro Fink die Feuerwehr Trossingen 2012 verließ, um nach ihrem Referendariat nach Überlingen zu ziehen, war sie längst schon nicht mehr die einzige Frau. Und auch in der neuen Heimat gab es bereits Frauen in der Feuerwehr. „Ich erinnere mich noch genau: Als ich in Überlingen anrief, war Uli Beurer (Anm. d. Red. Sekretärin der Überlinger Wehr) am Telefon und sagte, dass sie auch eine aktive Feuerwehrfrau sei.“

Das erleichterte Doro Fink, denn anders als seinerzeit als Mädchen dachte sie jetzt darüber nach, ob sie erwünscht wäre: „Es gab schon noch Feuerwehren, die keine Frauen wollten.“ Doro Fink schaute sich eine Schlussprobe an, stellte ihren Aufnahmeantrag – und seitdem ist sie aktives Mitglied der Feuerwehr Überlingen und fühlt sich pudelwohl. „Die Kameradschaft ist einfach super“, sagt sie.

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Beide sind im Spielmannszug aktiv

Zumal sie ein Jahr nach ihrem Eintritt auch ihren heutigen Mann Julian durch die Feuerwehr kennenlernte und die Gemeinschaft nun so etwas wie ein riesiger Freundeskreis des Paares ist. Obendrein: „Julian ist im Spielmannszug und ich komme ja aus einer Musikstadt. Trotzdem gab es bei der Feuerwehr Trossingen keinen Spielmannszug. Da fand ich das mit dem Überlinger Spielmannszug natürlich doppelt toll“, sagt Doro Fink, die im Spielmannszug Flöte spielt – und ihr Mann die große Trommel.

Doro Fink hat den Großteil ihres Lebens bei der Feuerwehr verbracht.
Doro Fink hat den Großteil ihres Lebens bei der Feuerwehr verbracht. | Bild: Christian Gorber

Eltern wechseln sich bei den Einsätzen ab

Inzwischen haben Julian und Doro Fink eine Familie mit zwei Töchtern im Alter von vier und sieben Jahren. Wie geht das mit einer aktiven Feuerwehrtätigkeit zusammen? Wer bleibt bei den Kleinen, wenn es im Städtle brennt und die Eltern ausdrücken müssen? „Mein Mann ist im zweiten Zug und ich mit ersten“, erklärt Doro Fink.

„Die Züge wechseln sich wöchentlich ab, sodass man es einigermaßen vereinbaren kann.“ Ambitionen, ebenfalls einmal Feuerwehrfrauen zu werden, zeigen die Mädchen bislang nicht – haben aber sehr wohl im Bewusstsein, dass Mädchen genauso in die Feuerwehr können wie Jungs – kein Wunder, die Mama lebt‘s ja vor.

„Als gäbe es uns Feuerwehrfrauen nicht“

Und das Bild habe sich in den letzten Jahren sehr gewandelt, freut sich Doro Fink. „Das hat mich schon eine Zeitlang geärgert, dass in den meisten Bilderbüchern – oder überhaupt allgemein – nur von Feuerwehrmännern die Rede war“, sagt sie. „Als gäbe es uns Feuerwehrfrauen nicht. Und als ich 18 Jahre alt war und bei einem Feuerwehreinsatz dabei, stand in der Zeitung: Die Feuerwehr war mit 20 Mann im Einsatz.“

Mittlerweile habe sich das gebessert, sagt sie. Mit ihren Kindern schaut sie Bilderbücher, in denen auch Frauen eine Rolle spielen, und innerhalb der Wehr würden ohnehin keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gemacht. „Auch die Ausbildungen sind dieselben, jeder muss das Gleiche leisten“, sagt Doro Fink, die als Lehrerin in Salem arbeitet.

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„Es geht nicht danach, ob ich Mann oder Frau bin, sondern was ich als Kameradin leiste.“ Und Kameradin ist sie nunmehr seit 29 Jahren. Dass sie „nur“ für 25 Jahre ausgezeichnet wurde und die Silberne Ehrennadel erhielt, liegt daran, dass die Zeit in der Jugendfeuerwehr erst ab dem Alter von 14 Jahren gerechnet wird.