Überlingen fehlt‘s an Hotelbetten. Das ist seit vielen Jahren bekannt und durch Untersuchungen belegt, zuletzt durch die Hotelstudie der Überlinger Marketing und Tourismus GmbH aus dem Jahr 2018. Schon zuvor war die Zimmerwiese von Stadtverwaltung und Gemeinderat als potenzieller Standort eines großen Hotels ins Visier genommen worden – weil sie gut angebunden ist und die Altstadt auch nicht weit weg ist.
Dann galt‘s, die wesentlichen Kriterien des Hotel-Projekts festzulegen, darunter die maximale Grundstücksgröße, eine langfristige Verpachtung mittels Erbbaurecht, ein drei- oder vier-Sterne-Niveau, mindestens 125 Hotelzimmer und separate Serviced Apartments. Letztere sind voll möblierte Appartements, die für verschiedene Zeiträume buchbar und mit alltäglichen Utensilien komplett ausgestattet sind. Der Gast benötigt für seinen Einzug nichts weiter als seine Koffer, den Rest liefert das Serviced Apartment.
OB Zeiltler von der Qualität der Bewerbungen begeistert
„Sechs hochinteressante Bewerbungen sind eingegangen“, so Oberbürgermeister Jan Zeitler in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Er freue sich über die Tiefe der Bewerbungen und auch darüber dass sich Investoren aus der Region und auch von weiter weg gemeldet hätten. Das spreche für die Attraktivität von Überlingen. Auch von der „städtebaulichen Anmutung“ der Entwurfsskizzen zeigte er sich positiv überrascht.
Eine erste inhaltliche Bewertung der sechs Hotel-Ideen nahmen die Gemeinderäte auf Wunsch des Rathauses noch nicht vor, dafür sei es noch zu früh. Es wurde vielmehr eine Projektgruppe mit Vertretern aus dem Rathaus und aus den Fraktionen ins Leben gerufen. Die soll sich am 3. September zum ersten Mal treffen. Dann wird auf Wunsch aus dem Gemeinderat auch darüber diskutiert, informierte Bürger und Hotelbetreiber mit ins Gremium aufzunehmen.
Räte wollen Auswirkungen des Hotels für Nachbarn geprüft sehen
Außerdem machten Sprecher aller Fraktionen klar, dass sie sich von dem als „ambitioniert“ bezeichneten Zeitplan der Verwaltung nicht unter Druck setzen lassen wollen. Danach soll das Bebauungsplanverfahren schon im Oktober dieses Jahres eingeleitet werden. Die Räte fordern vielmehr einen breiten öffentlichen Meinungsbildungsprozess und am besten nicht nur ein Konzept für die Zimmerwiese, sondern für das gesamte Quartier. Und sie wollen wissen, ob und falls wie sich das Hotel auf die Schulen in der Umgebung, auf die Feuerwehr und den Bauhof auswirkt.
Bürgerinformation zum Hotel-Projekt Opfer von Corona
Geplant war ursprünglich, das Ausschreibungskonzept in einer öffentlichen Informationsveranstaltung den Bürgern näher zu bringen, sie so zu beteiligen. Doch der Plan scheiterte. Coronavirusbedingt. Einige Bewerber haben ihren Grobentwürfen (obwohl das nicht verlangt war) Illustrationen beziehungsweise Animationen beigefügt, andere nicht. Das ist der Grund, weshalb der SÜDKURIER die Optik einiger Hotel-Ideen „nur“ als Zeichnung oder Skizze präsentieren kann.
Betreiber: Steigenberger. Investor der Hotelanlage ist Real Estate & Thallos, dahinter stehen zwei Immobilienagenturen mit Sitz in Ulm beziehungsweise in Tübingen. Drei Baukörper sind auf einer Grundfläche von 7810 bis 8720 Quadratmetern vorgesehen. Ein Architekturbüro aus Ermatingen (Schweiz) will die Gebäude in Holzmodulbauweise erstellen, sie gilt als nachhaltig und ökologisch. Bei den Geschäften ist an einen Bio-Markt gedacht, ein Fitness-Club ist in der Anlage ebenfalls denkbar.
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Betreiber: Bio-Garden. Die Projektentwickler Klaas Oding und Hubertus Wichmann haben sich zu einer Investorengemeinschaft zusammengeschlossen und planen ihr Hotel mit einer Schweizer Architektenpartnerschaft. Für den Garten setzen sie auf die in der Region bekannte Planstatt Senner. Ihr Hotel besteht aus zwei Baukörpern, die Grundfläche liegt zwischen knapp 8000 und knapp 9000 Quadratmetern. Die Geldgeber kündigen eine hauseigene Kaffeerösterei und eine Hausbrennerei sowie einen „Garten der Sinne“ an.
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Betreiber: Amelie Hotels & Appartement. Die private Hotelmarke Amelie plant mir einem Wiener Architekturbüro zwei Baukörper auf einer Grundfläche von 5900 bis 7300 Quadratmetern. Investor ist Element Fertigteile Speeter mit Sitz in Bornheim. Er schlägt für den Gastronomiebereich ein Tagescafé vor, ein Fine-Dining-Restaurant und eine Lobby-Bar. Vier bis fünf Geschäfte mit Produkten des täglichen Bedarfs könnten Platz unterm Hoteldach finden. An Dienstleistungen sind Tagungsräume, Wellness & Spa und E-Mobility denkbar.
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Betreiber: Nemis Hotel Überlingen. Dahinter verbergen sich die beiden Gesellschaften Nemis Operations aus der Schweiz und Felena. Die Nemis Gruppe, hinter der mit Inhaber Christian Buer ein Professor für Betriebswirtschaft an der Uni Heilbronn steht, setzt auf die Hotel-Marke Moxy, die wiederum zum US-Hotelkonzern Marriott gehört. Die beiden Baukörper benötigen ein Grundfläche von 8748 Quadratmetern, Planer ist das Architekturbüro Müller aus Öhringen. Als Geschäfte sind ein Kiosk und ein Mobilitätsservice angedacht.
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Betreiber: mehrere denkbar. Der Investor Schmidt Projektentwicklung mit Sitz in Kenzingen unterhält gleichzeitig ein Architekturbüro und kann sich verschiedene Betreiber vorstellen, z.B. Tristar oder Arborera, aber auch einen aus Überlingen. Die zwei Baukörper benötigen eine Grundfläche von 7265 Quadratmetern. Die Gastronomie soll Fast-Food-Charakter mit regionalem Fokus haben, bei den Geschäften wird ein Fahrradverleih vorgeschlagen. Freiberufler und kleinere Start-ups könnten in dem Hotelkomplex unterkommen.
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Betreiber: GS Hotelbetrieb. Dieses Münchner Unternehmen arbeitet mit den Marken Hampton by Hilton und Living-Hotels zusammen. Investor ist die Projektgesellschaft Hirotani mit Sitz in Berlin. Auch deren Konzept sieht zwei Baukörper auf einer Fläche von 6780 Quadratmetern vor. Als Planer der Hotelanlage wird Marggraf Architektur aus Esslingen genannt. Über das Gastronomiekonzept, mögliche Geschäfte und Dienstleistungen werden in der ersten Entwurfsskizze keine Angaben gemacht.
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