Die Verkäuferin hinter der Theke sieht immer wieder nervös zur Tür. Sie muss aufpassen, dass maximal sieben Kunden im Laden sind. Die Regel für den Lockdown erlaubt in Lebensmittelgeschäften einen Kunden pro zehn Quadratmeter. Der Naturata-Ableger Kauf City in der Marktstraße hat eine Verkaufsfläche von 70 Quadratmetern, da fällt jeder Kunde zu viel auf.

Die gefühlte Wirklichkeit und das rechnerisch Erlaubte können abweichen
Bei großen Supermärkten ist die Einschätzung, ob gerade zu viele Menschen einkaufen, nicht so einfach. Die gefühlte Wirklichkeit und das rechnerisch Erlaubte können da abweichen. Marktleiter Max Skirde vom Kaufland in Nußdorf berichtet, dass den Kunden bei ihm 3600 Quadratmeter zur Verfügung stehen: „Wir sind noch nicht einmal in der Vorweihnachtszeit an die Grenze des Erlaubten gestoßen.“
Die Mitarbeiter würden immer mal wieder zählen, aber Handlungsbedarf habe es noch nie gegeben. Im ersten Lockdown hätten sie die Zahl der Einkaufswagen begrenzt und einen Eingang gesperrt, aber bei den aktuell geltenden Regeln sei das nicht nötig. Das Ordnungsamt schaue manchmal vorbei, aber dabei ginge es meistens um die Maskenpflicht.

Bei Edeka im La Piazza war mal vor Weihnachten der Zugang gesperrt
Auch Wilhelm Mattes, Leiter des Edeka-Markts im La Piazza, muss keine Vorkehrungen treffen, um die Kundenzahl zu begrenzen. „Unser Markt hat eine Verkaufsfläche von 3500 Quadratmetern, es dürfen sich also 350 Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten“, berichtet Mattes. Lediglich vor Weihnachten wäre es eng geworden und ein Mitarbeiter habe am Eingang zeitweise den Zugang gesperrt.

Wilhelm Mattes kann nachvollziehen, dass es einigen Kunden gerade in den Stoßzeiten zu voll erscheine. „Aber das ist dann immer nur in einem Bereich, wie beispielsweise in der Obst und Gemüse-Abteilung. Bei den Kosmetikprodukten ist dann fast niemand.“ Die Zahl der Kunden überblickt er anhand der Kassenvorgänge. Die werden gezählt und ein Programm erstellt regelmäßig eine Übersicht.
Wie werden die Lebensmittelgeschäfte in der Stadt eigentlich überwacht? Der SÜDKURIER hat sich bei der Stadt Überlingen erkundigt, wie die Regeln für die Lebendmittelgeschäfte überwacht werden. Die Pressestelle antwortete.
Naturata akzeptiert keine Atteste mehr und einige Kunden bleiben jetzt weg
Thilo Kauf, Geschäftsführer von Naturata, hat jetzt die Reißleine gezogen und verkündet, dass in dem Biomarkt nahe der Waldorfschule nur noch Kunden mit Maske einkaufen können. Atteste würden nicht mehr akzeptiert. Das hat ihm harsche Kritik unter anderem bei Facebook eingebracht.
„Die Stimmung und die Diskussionen waren für die Mitarbeiter schwierig, die acht Stunden am Tag mit der Maske rumlaufen müssen“, erläutert Thilo Kauf. Das sei an sich schon belastend und dann würden sie noch von Kunden angegangen, die entweder die Aufforderung, die Regel einzuhalten ignorieren, oder sich über die Attest-Inhaber empören. Ihm sei klar, dass nun Kunden wegblieben, aber das nehme er hin.
Sein Geschäft hat eine Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern und die Einkaufswagen, die jeder nutzen muss, seien auf 32 limitiert. Außer in der Vorweihnachtszeit sei es bisher nie zu eng geworden, und dann habe ein Mitarbeiter vor der Tür die Einhaltung der Regel überwacht.

Immer wieder Ärger mit Kunden, die sich nicht an Maskenpflicht halten
Nelly Schmidt betreibt mit ihrem Mann den Edeka-Markt beim Krankenhaus. Damit es auf ihren 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche nicht zu voll wird, hätten sie die Zahl der Einkaufswagen begrenzt und forderten die Kunden auf, nur mit einem Wagen den Laden zu betreten. „96 Prozent der Kunden halten sich daran“, sagt Nelly Schmidt. Anfangs hätten sie Sicherheitskräfte im Eingangsbereich eingesetzt, aber das sei nicht gut angekommen.
Immer wieder Ärger gibt es wegen der Maskenpflicht. „Heute kam jemand mit einem Schal vor dem Gesicht. Wir haben ihr kostenlos eine OP-Maske angeboten, aber sie hat es vorgezogen zu gehen.“ Der Einzelhändlerin ist anzuhören, wie schwierig diese Diskussionen für sie und ihre Mitarbeiter sind. „Wir sind der Buhmann, wenn wir die Kunden an die geltenden Regeln erinnern. Dabei laufen wir den ganzen Arbeitstag mit Maske herum!“

Auch Kerstin Bode, Marktleiterin von Jona‘s Nahkauf, kennt das. Ihr Geschäft in der Überlinger Innenstadt hat zwar nur 600 Quadratmeter, aber auch sie kämen nie auf die erlaubten 60 Kunden im Laden. Trotzdem hätten sie die Zahl der Einkaufskörbe, die jeder mitnehmen muss, reduziert. Die leidige Diskussion um die Masken kommentiert sie mit: „Wir müssen uns nicht beleidigen lassen“.