Jörg Bohm: Grüße vom Ratstisch

Jörg Bohm geleitete eloquent wie immer durch den vierstündigen Dorfer ("Das Unterhaus der Überlinger Fasnet, der Olymp der Heimatliebe"). Als Ratsdiener knöpfte sich der CDU-Stadtrat die SPD ("Spurenelement der Politik"), OB Zeitler ("Hast nie an Dich gedacht, nur an die Durchsetzung Deiner Ziele / bist aber immer ganz schnell beleidigt") und das Duo Biniossek/Diestel ("Synthese aus Ahnungs- und Wirkungslosigkeit") vor.

Jörg Bohm, hier als Ratsdiener, war auch Conferencier beim Dorferschoppen.
Jörg Bohm, hier als Ratsdiener, war auch Conferencier beim Dorferschoppen. | Bild: Hilser, Stefan

Matthias Wigger als Haubentaucher

Matthias Wigger war wieder Publikumsliebling und verdient den Preis fürs originellste Kostüm. Der Haubentaucher fischte die Krone eines Löwen ("Mollige Biester, oft unbemannt") aus dem See und krönte OB Zeitler. Doch zum König reicht es nicht, "der Leistungsbeweis dagegen spricht". Mit Wigger gab's wieder viele Trinklieder fürs glückliche Publikum. Die Stadtkapelle unter Ralf Ochs stimmte gerne mit ein: Tusch!

Matthias Wigger.
Matthias Wigger. | Bild: Hilser, Stefan

Michael Braun, ein mutiger Seepirat

Mimi Braun ist zum Glück zurück im Hafen "Dorferschoppen". Die Finger der linken Hand – die rechte war nur Haken – legte er in die Wunden der Stadt. Mit fastnachtlich klug verpackter Kritik zielte er auf die Themen: Unerledigtes im Bauamt, Dauerdebatte Verkehr ("Seit gefühlt 1646 schwätzet mir von der Fahrradstraße") oder Biergarten im Uferpark: "Bloß, weil Sie nix trinken, Herr Zeitler, müssen Sie uns doch nicht den Spaß verderben."

Michael Braun, ein See-Pirat.
Michael Braun, ein See-Pirat. | Bild: Hilser, Stefan

Achim Friesenhagen in seiner Paraderolle

Achim Friesenhagen kann nichts falsch machen, wenn er in seine Paraderolle als notgeiler Horst Schlämmer schlüpft: Schnappatmend am Mikro, sind Lacher garantiert. Schlämmer über Friesenhagen (den, der seinen Auftritt beim Narrenkonzert verschlief): "Dat ist ein Affe." Seine Kritik galt der Befreiung vom MIV in der Stadt, die nur diskutiert werde: "Wie beim Sex in der Ehe, man muss sich einfach mal dazu zwingen."

Achim Friesenhagen in seiner Paraderolle als Horst Schlämmer.
Achim Friesenhagen in seiner Paraderolle als Horst Schlämmer. | Bild: Hilser, Stefan

Michael Jeckel wird fürs Deftige geliebt

Michael Jeckel tankt sich gewohnt und geliebt deftig durch, von Trump ("So viel Scheiße wie der schwätzt, muss der's Hirn im Arsch haben") über "Flinten-Ursel" samt Materialschrott bei der Bundeswehr ("Gorch-Fuck-Pleite") bis zum Gemeinderat. Der koste fortan Eintritt, als "Rollatorzuschlag" für die Neuen von der BÜB+, deren Kandidaten im Schnitt fast 70 sind, aber auch SPD und Grüne seien mit ihren 60 "Grabflüchtige".

Michael Jeckel war wieder der Damglonke.
Michael Jeckel war wieder der Damglonke. | Bild: Hilser, Stefan

 

Frank Neumann auf Poli(t)tour

Frank Neumann, im richtigen Leben die bessere Vorzimmerdame des CDU-Abgeordneten Riebsamen, polierte am politischen Gegner herum. "Lindner verliebt sich alle elf Minuten: In Lindner." Feinstaubalarm? Lieber Reifenabrieb verhindern und aufs Bremsen verzichten. "Wenn dann noch die richtigen im Weg stehen..." Sonst kein Rhetorik-Talent, war seine Europareise ein brillanter Ritt durch die Akzente mehrerer Sprachen.

Frank Neumann als Gebrauchtreisenhändler.
Frank Neumann als Gebrauchtreisenhändler. | Bild: Hilser, Stefan

Herbert Gomeringer eher unterirdisch

Herbert Gomeringer buddelte sich als Maulwurf durchs Stadtgeschehen, mokierte sich übers "Empire Telekom Building" und den geplanten "Saudischen Schwobäbunker" in der Hafenstraße: "Manchmal läuft's oberirdisch unterirdisch bleed." Gomeringer hat was zu sagen. Pfiffige Sätze wie: "Die LGS frisst so viel Geld wie Eure Waschmaschine Socken." Doch der schönste Inhalt zündet nicht, wenn er unterirdisch vorgetragen wird.

Herbert Gomeringer als Maulwurf.
Herbert Gomeringer als Maulwurf. | Bild: Hilser, Stefan

Harald Messner mit Rohrkrepierern

Harald Messner eroberte bei seiner Premiere 2018 das Publikum im Sturm. Gestern erntete er teils kopfschüttelndes Schweigen. Als "Flüchtling" ließ er Klischees über die Bewohner der Unterkunft in Goldbach plump vom Stapel, mancher verließ den Saal und sogar der Ochs'sche Gnaden-Tusch blieb ihm verwehrt. Messner, reimend, sich richtig einschätzend: "Die meisten haben mich wohl satt, drum hau ich wieder ab."

Harald Messner in seiner missglückten Rolle als "Flüchtling".
Harald Messner in seiner missglückten Rolle als "Flüchtling". | Bild: Hilser, Stefan