Sabine Busse

Für die Öffentlichkeit war es nur eine Notiz im Polizeibericht, für die betroffene Familie ein Schock: Während des Narrentreffens fiel der Einlasskontrolle bei einer Jugendparty eine stark alkoholisierte 14-Jährige auf. Stadtjugendpfleger Juan Diabuno kümmerte sich um das Mädchen und verständigte erst das Rote Kreuz und später die Polizei. „Ihr alkoholisierter Zustand war leicht erkennbar, da sie ihren Namen nicht nennen, keinen Augenkontakt halten und nicht mehr stehen konnte“, erinnert er sich.

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Eltern zeigten sich überrascht

Die Polizisten informierten die Eltern, die ihre Tochter auf der Wache abholen mussten. „Sie waren total überrascht und versicherten, dass so etwas noch nie vorgekommen sei“, zitiert Günter Hornstein, Leiter des Polizeireviers Überlingen, die Aussage der Eltern, wie sie bei den diensthabenden Kollegen ankam.

Bei Fasnetspartys gelten klare Regeln

Wie kommt ein so junges Mädchen an Alkohol? Günter Hornstein vermutet, dass sie ihn von älteren Jugendlichen bekommen hat. Die Regeln bei den Jugendpartys für 14- bis 18-Jährige bei der Fasnet sind klar: Jugendliche ab 16 Jahren können dort Bier und Weinschorle kaufen. Wer jünger ist, erhält bei der Eingangskontrolle kein Armband und damit an der Theke auch keinen Alkohol.

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Jugendliche kommen bereits alkoholisiert zu Partys

Was sie schon vorher konsumieren, lässt sich hingegen schlecht kontrollieren, weiß Juan Diabuno. „Es kommt oft vor, dass Jugendliche zu den Partys angetrunken kommen“, erzählt er. „Wenn sie stark alkoholisiert oder vom Verhalten her sehr auffällig sind, werden sie nicht eingelassen und die Sanitäter informiert.“ Vor allem die Jüngeren unterschätzten oft die Wirkung des Alkohols und versuchten bisweilen mit Hochprozentigem schneller „gut drauf zu kommen“. Das könne gerade bei Mädchen, die eventuell tagsüber wenig gegessen haben, drastische Folgen haben.

Psychologe Karsten Knapp sagt deshalb: „Jugendliche sollten wissen, dass Alkohol ein Zellgift und eine psychoaktive Substanz ist, die zu Kontrollverlust führt.“ Den Umgang mit Alkohol zu thematisieren sieht er als Erziehungsaufgabe, sobald die Kinder in die Pubertät kommen.

Diplom-Psychologe Karsten Knapp rät Eltern dazu, das Thema Alkohol mit Beginn der Pubertät der Kinder anzusprechen.
Diplom-Psychologe Karsten Knapp rät Eltern dazu, das Thema Alkohol mit Beginn der Pubertät der Kinder anzusprechen. | Bild: Sabine Busse

Dabei sollten die Eltern zuerst ihre eigene Haltung zu dem Thema reflektieren und sich klarmachen, dass ihr Verhalten ein Vorbild liefert. „Eltern sollten proaktiv handeln und von sich aus mögliche Risikosituationen in positivem Umfeld thematisieren“, erläutert Knapp, der in der Psychologischen Beratungsstelle für Familien in Überlingen tätig ist. Wer vorher mit dem Nachwuchs darüber spreche, wie man sich verhält, wenn man Alkohol angeboten bekommt, gebe den Jugendlichen die Möglichkeit, sich bewusst zu entscheiden, statt überrumpelt zu werden.

Kategorische Strafen bringen wenig

„Generell geht es in der Pubertät darum, die Beziehungsebene zu pflegen und mit dem Kind im Gespräch zu sein“, sagt der Psychologe weiter. Dabei gelte es, die Balance zu halten zwischen dem Interesse für die Aktivitäten des Kindes einerseits und Vertrauen andererseits. „Man kann nicht alles kontrollieren.“

Und was sollten Eltern tun, wenn der Nachwuchs doch einmal über die Stränge schlägt? Schon die Erfahrung eines schlimmen Katers sei für viele Jugendliche eine Lektion, sagt Karsten Knapp. Eltern sollten so einen Vorfall nicht dramatisieren, sondern ihre Sorge zum Ausdruck bringen. Kategorische Strafen seien wenig hilfreich. Vielmehr sollten die Eltern als Unterstützer wahrgenommen werden. „Es kommt aber immer auf den Einzelfall an, generelle Ratschläge kann man hier nicht geben.“