In acht Stückle, die Frauenkaffee-Leiterin Beate Braun – das zweite Jahr in dieser Funktion – charmant anmoderiert, deklinieren die Akteurinnen des Frauenkaffees das Thema mit feinem Humor und vielen tollen Einfällen durch.
In „Klein, aber oho“ bieten acht Zwerge Kunstbeflissenen, die angesichts der Schnitzereien im Stadtpark eine Verzwergung der Stadt befürchten, selbstbewusst die Stirn: Überlingen sei schon längst „vergartenzwergt“. Für die LGS pflanzen die bezipfelmützten Kleingärtner Primele und „Nachtschattengewächse im Sorms-Tunnel“ oder kümmern sich um das „Flugverkehrsumleitungsssystem für Uhus“. Und dass Verzwergung sehr wohl kunstvoll sein kann, beweist das Ballett mit einem zauberhaften Lichttanz, der an das Schwarze Theater in Prag erinnert.
Wie kommt man noch an Dauerkarten für die LGS?
Im nächsten Stückle dreht sich ebenfalls alles um die LGS – und wie man dafür an Dauerkarten kommt, jetzt wo der Verkaufscontainer weg ist, wie Franzi (Heidrun Dett) mit Schrecken feststellt. Doch: „Des kriege mer scho na“ – und zwar, indem man sich als ehrenamtliche Helferin bewirbt. „In summed und sueched“ suchen zwei Bienen (Doro Mittelmeier und Michaela Zscherp), die schaukelnd einschweben, nach dem Paradies, stoßen auf die herrische Queen Maja I. (Natascha Kramar-Sauer) und landen im Mittelklasse-Insektenhotel. Auch im Holoch ist ein Zimmer frei, nachdem Hermine verzogen und Fefe verreist ist. Allerdings sind die Hürden für Bewerber hoch und die Einheimischen, vor allem Baptist (Anne Krezdorn, die ihr 40. Bühnenjubiläum feiert) vergraulen zwei Interessentinnen, bevor sie Pater Theodor (Marianne Schappeler, die die Nebenrollen brillant spielt) akzeptieren. Denn der kommt nicht aus Sipplingen, schwätzt Ibberlingerisch und mag Gummibäume.

Frauenkaffee Überlingen
Auf den Hund gekommen
Gerne auf die LGS möchte auch Frau Maier-Bödefeld (Elke Wigger). Aber sie ist auf den Hund gekommen, einen Cockerspaniel namens Hansi – und der muss draußen bleiben. Doch in eine Hundebox will Hansi nicht, wie er selbst singend kundtut. Unterstützung erhält Hansi von den bunten Pudeln des Balletts, die ohne Leinenzwang wild über die Bühne toben.

In Kogebach werden diverse Geschäftsmodelle zur LGS entwickelt. Zwei alte Freundinnen (Marga Lenski und Heidrun Dett) organisieren ein Haustausch-Programm, der junge Sascha (Angelika Müller-Morath) offeriert als Kontrastprogramm „Garantiert-nix-erleben-Tours“, Tochter Jacqueline (Monika Madlener) bietet einen „Last-Mile-Delivery-Service“ per Rad an – und der Vater (Martina Porst) will einfach nur seine „putzte Rueh“.
Männlichen Widerwillen ruft auch Frau Maier-Bödefelds „Hausparty“ rund um die Produktpalette Haus-Hof-Hund hervor. Während die Hausherrin gewohnt rasant-amüsant Polieranleitungen und Inhaltsstoffe von Hundeleckerlis herunterspult, lauern die anderen aufs Gastgeschenk. Das entpuppt sich als Putzhandschuh. Eine größere Überraschung hat da doch zu bester Letzt das „Rudelsingen“ auf dem Landungsplatz zu bieten. Stargast ist Helene Fischer (Veronika Ruther), die ihren Hit „Keiner ist fehlerfrei“ auf die LGS umgedichtet hat. Das entfesselte Publikum fordert eine Zugabe und erhebt sich von den Sitzen, um dem Frauenkaffee 2020 stehend zu applaudieren.

„Der Generationenwechsel ist gelungen“
Das Resümee einer langjährigen Besucherin beim Hinausgehen: „Der Generationenwechsel ist gelungen.“ Wieder einmal. Schließlich gibt‘s den Frauenkaffee Überlingen schon seit 120 Jahren.